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BrandstiftungJugendwart muss in Haft

Der ehemalige Leiter der Jugendfeuerwehr Salzwedel ist verurteilt worden. Er hatte seine Schützlinge angestiftet, Brände zu legen.

Von Fabian Laaß 10.05.2017, 15:12

Salzwedel l Zu einem bisher einmaligen Fall in Sachsen-Anhalt ist am Mittwoch am Salzwedeler Amtsgericht das Urteil gesprochen worden: Drei Jahre und vier Monate muss der ehemalige Chef der Jugendfeuerwehr Salzwedel ins Gefängnis. Er hatte im Oktober 2016 fünf seiner Schützlinge dazu angestiftet, Brände zu legen.

Das Jugend-Schöffengericht erkannte nun bei dem 31-Jährigen, der seit dem 23. November 2016 in der Justizvollzugsanstalt Burg in Untersuchungshaft sitzt, eine besondere Schwere der Schuld und verwies auf die väterliche Rolle, die er für die insgesamt fünf Jugendlichen gespielt habe. Drei der vier zur Tatzeit 16-jährigen Mitangeklagten wurden wegen gemeinschaftlicher Brandstiftung in zwei Fällen zu einer Jugendstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt.

Sie müssen zudem für ein beziehungsweise zwei Wochen einen Dauerarrest in Halle absitzen. Ein fünfter Jugendlicher erhielt ebenfalls zwei Wochen Dauerarrest. Bei ihm sah das Gericht allerdings von einer Jugendstrafe ab, da er nur in einem der beiden Fälle dabei war und dort lediglich Schmiere gestanden hatte.

So sollen sich die Taten abgespielt haben: Am 3. Oktober hatten sich der Angeklagte und fünf Jugendwehrmitglieder in der Salzwedeler Innenstadt getroffen. Dabei planten sie, ein Haus anzuzünden. Da sie kein geeignetes Objekt fanden, entschlossen sie sich, zwei Autos auf einem Parkplatz in Brand zu setzen. Dazu legten sie Kohleanzünder auf den Vorderreifen eines Fahrzeugs. Ein 18-jähriger Mittäter, der bereits gesondert zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden war, hatte Grillanzünder auf dem Hinterrad eines weiteren Pkw platziert. Dieses Fahrzeug geriet jedoch nicht in Brand.

Am 21. Oktober traf sich die Gruppe in der Garage des Jugendwartes. Es wurde einiges an Alkohol getrunken. Dabei kam ihnen die Idee, erneut Fahrzeuge anzuzünden. Um auszuprobieren, wie eine Kettenreaktion entsteht, wurden drei Autos, die unter einem Carport abgestellt waren, ausgewählt und mit der gleichen Vorgehensweise angesteckt. Schließlich standen in dieser Nacht acht Autos und ein Carport in Flammen. Es entstand Sachschaden von mehr als 100.000 Euro.

Der Jugendwart selbst fuhr in beiden Nächten zu den Einsätzen raus und beteiligte sich an den Löscharbeiten. Vor Gericht hatte er sich schließlich geständig gezeigt und sein Verhalten mit „Einsatzgeilheit“ gerechtfertigt. Sein Verteidiger erklärte, von seinem Mandanten sei durch die Untersuchungshaft und die dadurch entstandenen Eindrücke „nur noch ein Häufchen Elend zurückgeblieben“. Er forderte eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Auch seinen Arbeitsplatz bei einem Salzwedeler Transportunternehmen könne der 31-Jährige nun vergessen.

Momentan ist der ehemalige Jugendwart, Hauptangestellter der Salzwedeler Feuerwehr, noch vom Dienst suspendiert. Seine Entlassung soll nach dem Urteil aber nur eine
Formalie sein.

Den Jugendlichen wollte das Gericht durch die Bewährungsstrafe eine zweite Chance geben. Einige von ihnen werden ab August eine Ausbildung beginnen oder sind derzeit auf der Suche danach.

Bei der Salzwedeler Feuerwehr ist inzwischen wieder Ruhe eingekehrt. Einen ersten Erfolg konnten der Nachwuchs unter neuer Führung am Wochenende verbuchen. Bei einem Stadtausscheid der Feuerwehren sprang ein dritter Platz heraus.