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BundesverdienstkreuzEin Teamworker, der andere mitreißt

Reiner Haseloff überreichte Arendsees Stadtratsvorsitzendem Dieter Bolle das Bundesverdienstkreuz für sein Engagement in der Feuerwehr.

Von Helga Räßler 19.10.2016, 14:36

Ziemendorf l Der Stolz ist ihm auch am Tag danach noch deutlich ins Gesicht geschrieben: Dieter Bolle aus Ziemendorf ist am Montagabend von Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Er war mit Familie, Bürgermeistern aus Arendsee und Seehausen, dem Stendaler Landrat sowie Kameraden der Feuerwehr –darunter der Kreisjugendwart und sein Nachfolger als Kreisbrandmeister – nach Magdeburg gereist, wo die Auszeichnungsveranstaltung in der Staatskanzlei stattfand.

„Das Gefühl während der Laudatio und der Ordensverleihung ist kaum zu beschreiben.“

Der 68-jährige pensionierte Verwaltungsangestellte wurde dort für sein jahrzehntelanges Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr geehrt. Seit 1976 nahm er verschiedene Leitungsfunktionen in der Freiwilligen Feuerwehr Seehausen wahr, zunächst als stellvertretender Stadtwehrleiter, später als Stadtwehrleiter (1976-94).

Nach der Wiedervereinigung wurde er Kreisbrandmeister im ehemaligen Landkreis Osterburg und wurde später auch im neu gebildeten Landkreis Stendal in dieses Amt berufen. Als dienstältester Kreisbrandmeister in Sachsen-Anhalt legte er das Amt 2012 nach seiner vierten Amtszeit nieder.

Von 1994 bis 2011 war er Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Stendal. Seit drei Wahlperioden engagiert er sich als Kreistagsabgeordneter.

„Das Gefühl während der Laudatio und der Ordensverleihung ist kaum zu beschreiben“, gibt Bolle zu. Aber es habe ihn auch mit Stolz erfüllt. „So etwas zu erreichen geht nur mit einem Team“, betont er. Und so hätte auch seine Familie, die ihm immer den Rücken stärkte und freihielt, ebenso einen Anteil am Orden wie seine Kameraden, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Unterstützung habe er auch durch die Kommunalpolitik, die Verwaltung gehabt. „Und ohne die Arbeitgeber und ihr Verständnis für Freistellungen gäbe es bald keine engagierten Brandbekämpfer mehr“, fügt er hinzu.

Das Schwierigste für ihn sei es gewesen, die Kameraden nach schweren Einsätzen zu begleiten bei der Verarbeitung der oft dramatischen Eindrücke bei Verkehrsunfällen, Bränden oder Hochwasser. Besonders bei einem Waldbrand bei Fischbeck 2000 habe er große Sorge um die Einsatzkräfte gehabt. „Da detonierte Munition, die noch vom Zweiten Weltkrieg dort lag“, erinnert er sich. Er sei noch heute froh, dass keinem etwas passiert ist.

Er habe aber auch Gegenwind gespürt, als im Zuge der Umstrukturierung und Neubildung von Brandabschnitten nicht alle Kameraden und Verwaltungsleute mit seinen Entscheidungen zufrieden waren.

„Manchmal muss man halt über seinen persönlichen Schatten springen.“

„Trotz aller Schwierigkeiten machte es mir immer Spaß“, setzt Bolle mit Nachdruck hinzu. „Wenn man gemeinsam die Dinge anpackt, kann man sogar Berge versetzen“, ist er sicher. Er glaube nicht, dass er viel anders machen würde.

Und dass er auch in Pension nicht ohne Ehrenamt auskommt und es einfach nicht lassen kann, zeigt sich auch heute noch: Dieter Bolle – 2009 von Seehausen wieder in sein Heimatdorf Ziemendorf gezogen – hat sich 2011 an die Spitze der Ortswehr gestellt, die zu sterben drohte. „Heute haben wir die einzige Wehrleiterin und es funktioniert“, stellt er stolz fest.

Seit 2012 ist Bolle Chef des wiedergegründeten Vereins Dorfclub Ziemendorf. „Um das dörfliche Leben weiter zu erhalten und zu gestalten“, so sein Credo. Alte und neue Mitstreiter sind dabei.

Und seit der Kommunalwahl 2014 ist Bolle Arendsees Stadtratsvorsitzender. „Das war noch einmal eine neue Herausforderung für mich“, gibt er zu. Und schätzt schmunzelnd ein: Manchmal sei eine Wehr einfacher zu leiten. „Die Zusammenarbeit klappt, manchmal muss man halt über seinen persönlichen Schatten springen, damit das Miteinander läuft.“ Er versuche mit allen auf Augenhöhe zu kommunizieren.

„Für die Sache müssen wir an einem Strang ziehen und Mehrheitsbeschlüsse akzeptieren“, macht Bolle deutlich. „Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis.“