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Digitaler Handel Online-Shop für Salzwedel bleibt im Fokus

Die Debatte um einen Online-Marktplatz für Salzwedel geht weiter. In Stendal wurde derweil selbst ein Konzept vorgestellt.

Von Christoph Zempel 09.02.2018, 02:00

Salzwedel l Thomas Roßbander ist einer der Inhaber des Fahrrad-Handels ,Toma Bike‘ in Salzwedel. Gerade erst hat er angeregt, in Salzwedel einzuführen, was in anderen Städten längst Realität ist. Ein Online-Kaufhaus, in dem Händler der Hansestadt ihre Waren anbieten und Kunden auch eine digitale Möglichkeit geben, Artikel einzukaufen. Sich damit dem Trend von fehlender Laufkundschaft entgegen stellen und an den zunehmenden Online-Handel anpassen, so die Idee von Thomas Roßbander.

Bei Jost Fischer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, stößt die Idee grundsätzlich auf Anklang. „Die technische Umsetzung wäre nicht kompliziert“, sagt er. Es gebe nur ein Problem. „Man müsste versuchen, die Idee bei den älteren Händlern an den Mann zu bringen. Die Jüngeren haben ja ihre Webseite.“

Und die, die noch keinen Web-Shop haben, wollten ihn wahrscheinlich auch nicht, vermutet Jost Fischer. Zu klären wäre dementsprechend erst einmal die Bereitschaft der hiesigen Händler.

„Vielleicht brauchte es eine Umfrage, in der die Händler ihre Meinung äußern“, schlägt er vor. Die Frage ist nur, auf welchem Weg. Argumente gibt es sowohl für als auch gegen ein Online-Kaufhaus.

Finanziell wäre es jedenfalls gar nicht so teuer, sagt Thomas Roßbander. „Es wären nur ein paar Hundert Euro, die jeder Händler investieren müsste.“ Material werde auch nicht viel gebraucht. Einzig die Lohnkosten müssten gedeckt werden, sagt er.

Er glaubt jedoch, dass die Bereitschaft nicht da ist. „Wahrscheinlich geht es den Händlern doch noch zu gut. Vielleicht muss die Stadt erst tot sein, damit umgedacht wird“, zeichnet Roßbander ein düsteres Bild.

Doch selbst, wenn genügend Gewerbetreibende Bereitschaft signalisierten, ein Risiko wird bleiben. Nicht umsonst kaufen heute viele Kunden bei großen Internet-Händlern. Angebot und Komfort sind um viele Dimensionen größer. ,onlineCity Wuppertal‘, das als Pilotprojekt gilt, generierte im Dezember 2015 gerade einmal 39 Bestellungen. Und das trotz Weihnachtszeit.

Andererseits sollten Online-Marktplätze für Städte verdeutlichen, dass es auch vor Ort genügend Einkaufsmöglichkeiten gibt. Das weiß auch Roßbander.

Klar sei aber auch, dass zusätzliche Arbeit auf die Händler zukäme. Denn für die Pflege des Web-Auftritts ist Zeit notwendig. Wenngleich es bei anderen Städten nur etwa eine Stunde am Tag koste. Das hängt allerdings auch vom Modell ab und da gibt es verschiedene.

In Stendal beispielsweise wurde gerade erst ein Konzept für einen Online-Shop für die Stadt präsentiert. Ein Projektteam um Volker Wiedemer, Professor für Volkswirtschaftslehre, von der Hochschule Stendal, stellte den vorläufigen Plan in der vergangenen Woche im Stendaler Rathaus vor.

Bei seiner Präsentation erklärte der Dozent, dass derzeit nur die ganz Großen, wie Amazon oder Zalando, vom Online-Handel profitieren und regionale Anbieter zunehmend unter Druck geraten. Allein 2016 wurde mit dem Verkauf von Online-Artikeln bundesweit ein Umsatz von 44 Milliarden Euro erzielt, zeigte Wiedemer auf. Dabei wächst der Markt weiterhin im zweistelligen Prozentbereich. Gründe dafür sind vor allem Bequemlichkeit und die Ruhe beim Einkaufen in heimischer Kulisse. Der günstige Preis im Netz spielt dabei nicht die wichtigste Rolle. Das spiegelt auch die vom Projektteam vorgenommene Käuferumfrage wider, in der fast 100 Prozent der Befragten die Qualität des Produktes am wichtigsten ist.

Doch der Preis ist nicht nur für den Käufer wichtig. Auch die Händler fragen sich später in der Diskussionsrunde, was für ein Mehraufwand oder Kosten auf sie zukämen. Eine Provision von mindestens acht Prozent müssten Händler für einen regionalen Online-Shop an Atalanda zahlen – ein Unternehmen, das digitale Marktplätze bereits in Städten wie Dortmund und Hamburg betreibt.

Eine eigene, selbst erstellte Lösung präsentierte Paul Osterburg. Der 27-jährige Student erklärte eine Version, mit der er vor allem ein Hauptproblem lösen möchte: „Den Kunden dazu bewegen, die Plattform zu nutzen.“ Er stellt sich vor, wie man mit dem Handy durch die Stadt läuft und auf einen Blick erkennen kann, in welchem Laden in der Nähe das gewünschte Produkt gekauft werden kann. Für Händler könnte die Plattform individuell genutzt werden. Ob nur als Schaufenster, mit Online-Shop oder auch Lieferdienst? Nichts ist ein Muss. In einem sind sich Osterburg und das Projektteam aber einig: Eine lokal entwickelte Lösung sollte günstiger sein als Atalanda.

Eine lokale Lösung bringt auch Thomas Roßbander für Salzwedel ins Spiel. Seit einigen Jahren hat er eine Web-Shop-Agentur, mit der er das Online-Angebot verschiedener Läden eingerichtet hat und mitbetreut.

Nun gilt es, die örtlichen Händler zu befragen. In Stendal jedenfalls schienen einige interessiert.