1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. „Eichhörnchen“ wirft Kalk ab

Einsatz im Wald „Eichhörnchen“ wirft Kalk ab

Eine Premiere hat bei Schmölau begonnen: Erstmals werden Privatwaldflächen in der Altmark per Hubschrauber gekalkt.

Von Anke Pelczarski 06.10.2016, 01:01

Schmölau l Auch in der Altmark sind viele Waldböden seit Beginn der Industrialisierung stark versauert. Naturkalk aus dem Südharz mit Kalzium- und Magnesiumanteilen soll helfen, dass sich die Bodenstruktur und -chemie wieder verbessert.

Privatwaldbesitzer aus der Forstbetriebsgemeinschaft Hans-Jochen-Winkel profitieren von einem Modellvorhaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das Maßnahmen zur nachhaltigen Nährstoffversorgung und Gesunderhaltung von Wäldern fördert. Auf 104,6 Hektar Fläche wird der Kalk seit Mittwoch aufgebracht, nennt Dähres Revierförster Wolfgang Klaus die genaue Zahl. „Die Areale sind nach strengen Kriterien ausgewählt worden. Sie sind in einer GPS-Karte genau dokumentiert“, berichtet Roland Sterner, Projektkoordinator vom Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt.

Im Vorfeld habe es Bodenuntersuchungen gegeben. Die Proben seien nicht nur von Flächen genommen worden, auf die Kalk aufgetragen werde, sondern auch von Flächen, die nicht behandelt werden. „Mitarbeiter der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt werden über zehn Jahre die Aktion wissenschaftlich begleiten und immer wieder kontrollieren, wie sich der Kalkeintrag auswirkt“, beschreibt er.

Die Kalkung sei keine Düngung. Sie diene unter anderem dazu, dass sich eine artenreichere Bodenvegetation etabliere und die natürliche Verjüngung der Bestände gefördert werde, berichtet Roland Sterner. 3,25 Tonnen Kalk pro Hektar würden ausgebracht. Das Material neutralisiere den sauren Regen, sobald das Nass mit dem Kalk in Kontakt komme. Kalzium und Magnesium werden mit der Auflösung als Nährstoffe frei. „Es wird aber minimal drei Jahre dauern, bis die Pflanzen darüber verfügen können“, schätzt der Projektkoordinator ein. Die Arbeiten bei Schmölau würden, wenn das Wetter mitspiele, spätestens am Freitag abgeschlossen sein.

Pilot Florian Kirschbaum, der den Eurocopter AS 350 mit dem Beinamen „Eichhörnchen“ fliegt, beherrscht sein Handwerk. Denn beim Beladen per Radlader – ungefähr eine Tonne Kalk passt in den Behälter – schwebt der Hubschrauber über dem Boden. Dann geht es zur nächsten Bahn, um auf den festgelegten Flächen das Material abzuwerfen. Dabei muss er immer Windgeschwindigkeit und -richtung im Blick haben, damit der Kalk sein Ziel erreicht. Die Route werde aufgezeichnet, damit es einen Nachweis gebe. Zudem seien Probebehälter ausgelegt, um die Menge bestimmen zu können. „Die Lagerplätze für Kalk sind genau berechnet. Denn es geht darum, effizient zu sein, weil jede Flugminute Geld kostet“, schildert Roland Sterner.

„Es sind alles Kiefernflächen, die wir auf diese Weise behandeln“, sagt Roland Sterner. Insgesamt 400 Hektar Privatwaldflächen in den Betreuungsforstämtern Westliche und Nordöstliche Altmark sowie Letzlingen seien für das Modellvorhaben auserwählt worden. „Wenn wir hier fertig sind, geht es im Revier Bretsch nahe der Ortslage Dequede weiter. Dann folgen die Arbeiten im Revier Bismark bei Poritz, im Revier Wannefeld bei Potzehne und im Revier Jeggeleben zwischen Apenburg und Badel“, berichtet er. Dafür würden um die 14 Tage benötigt: immer vorausgesetzt, das Wetter spiele mit. Die Wälder sind während der Flugzeiten gesperrt. Pilze nehmen durch den Kalk keinen Schaden.