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Existenzgründer Trend zur eigenen Firma

Der Trend zur beruflichen Selbstständigkeit ist im Altmarkkreis ungebrochen. In diesem Jahr haben 25 Existenzgründer den Schritt gewagt.

Von Antje Mewes 21.07.2017, 03:00

Salzwedel l Sein eigener Chef sein, davon träumen viele. Doch die Umsetzung birgt viele Stolpersteine. Sie aus dem Weg zu räumen, dabei hilft Volker Lahmann. Seit 2005 bis 2014 bot er als sogenannter ego.-Pilot über ein gefördertes Projekt Existenzgründungsberatung an. Bis 2016 war er im Eigenbetrieb Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) tätig. Nach dessen Auflösung ist die Beratung eine freiwillige Leistung des Altmarkkreises im Sachgebiet Wirtschaftsförderung.

Jährlich werden etwa 30 Gründer auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet. Entgegen dem allgemeinen Trend ist die Tendenz in der Westaltmark in den vergangenen Jahren steigend, wie Lahmann einschätzt.

Kontinuierlich sind 30 bis 40 Prozent Frauen unter den Kunden Lahmanns. Sie seien im Verhältnis zu Männern eher bereit, ihr Vorhaben im Nebenerwerb auszuprobieren und vorsichtiger, „aber auch gewissenhafter bei der Vorbereitung.“

Es zeichne sich ab, dass die Gründer insgesamt überlegter vorgehen, ihre Geschäftsidee gründlicher vorbereiten und sie häufiger erst nebenerwerblich testen, bevor sie den Schritt in den Haupterwerb wagen. „Dazu hat sicherlich das zahlenmäßig verbesserte Arbeitsplatzangebot beigetragen“, erklärt der Existenzgründerberater. Es werde weniger aus der Not heraus gegründet. Lahmann: „Ein Hauptmotiv für die inzwischen überwiegend aus dem Anstellungsverhältnis kommenden Beratungskunden ist Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz.“ Erst dann folge der Wunsch, etwas Neues zu versuchen oder sich einen Traum zu erfüllen. Die Zahl der Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus sei stark zurückgegangen.

Die Beratung umfasst das Erarbeiten von Geschäfts- und Finanzierungsplänen, das Stellen von Fördermittelanträgen und vieles mehr. Dennoch wagt nur ein Viertel derer, die die Existenzgründungsberatung wahrnehmen, den letzten Schritt. „Die anderen verschieben das Vorhaben zunächst auf später, gründen sich im Nebenerwerb, ziehen doch eine Anstellung vor oder belassen es bei dem reinen Gedankenspiel“, berichtet Volker Lahmann.

Dass der Trend nach oben geht, beweisen die Zahlen. 2015 haben sich nachweislich 28 Beratungskunden im Haupterwerb selbstständig gemacht. 2016 waren es 35 und zum Ende des ersten Halbjahres 2017 sind es bereits 25.

Am dynamischsten entwickelt sich dabei der Dienstleistungssektor, in dem beispielsweise die Bereiche Informationstechnik, häusliche Dienstleistungen, Freizeit, Wellness, Seniorenbetreuung und-pflege enthalten sind. Dafür gebe es einen differenzierenden Markt. Die Anfangsinvestitionen und die Einstiegshürden seien in dieser Branche eher gering.

Im vergangenen Jahr hat das schon immer stark vertretene Handwerk noch einmal zugelegt und nimmt 2017 bisher die Spitzenposition ein. Als Gründe dafür sieht Lahmann den sich vollziehenden Generationswechsel und die durch die Niedrigzinspolitik begünstigte, sehr gute Auftragssituation, zunehmend auch bei Privatkunden. „Der Boom betrifft besonders die baugebundenen Gewerke und den Ausbau“, erklärt er.

Die Freien Berufe halten ihre Position, die immer um die 15 Prozent liegt. Auch dort seien die erforderlichen Investitionen und der Kapitalbedarf überschaubar.

Riskoreicher seien die klassischen Gründungsbereiche Handel und Gastgewerbe mit den Hauptfeldern Gaststätten, Imbiss und Beherbergung. Lahmann: „In diesen Branchen sind frische Ideen und starke Persönlichkeiten, die bereit sind neue Weg zu gehen und stark dem Servicegedanken verpflichtet sind, gefragt.“

Zu den Beratungskunden zählen auch Zugewanderte. Die bevorzugten Branchen sind Handel und Gastronomie, speziell Imbiss. Leider könne nur Wenigen eine gute Prognose für das eigene Unternehmen gestellt werden.