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Filmprojekt Jede Aufführung wird ein Unikat

Salzwedel erlebte eine Deutschlandpremiere. Der Stummfilmklassiker Nosferatu wurde mit der Klaviervertonung von Markus Horn gezeigt.

Von Oliver Becker 06.03.2017, 19:00

Salzwedel l In den USA hatte Horn bereits 2015 mit diesem Projekt große Erfolge gefeiert. In seinem Heimatland war die Resonanz dagegen bisher etwas verhaltener. Der Grund mag darin liegen, dass es sich um einen deutschen Film handelt. Die Altmark Festspiele gGmbH (iG) wagte diesen Schritt und wurde durch die durchweg positive Resonanz des Publikums nach der Aufführung in ihrer Entscheidung bestätigt.

Intendant Reinhard Seehafer begrüßte im Saal des Kunsthauses zahlreiche Interessenten zu der Aufführung, die im Rahmen der „Altmark Festspiele- Kultur an besonderen Orten“ lief.

Die Organisatoren hatten bewusst dieses Aufführungsdatum gewählt, denn genau am 4. März vor 95 Jahren erlebte Murnaus Meisterwerk Nosferatu seine Premierenaufführung im Marmorsaal des Zoologischen Gartens Berlin. Damals war von den Veranstaltern gewünscht, dass die Besucher in Biedermeierkostümen zu der Aufführung erscheinen möchten, informierte Seehafer am Sonnabend das Publikum.

Das wäre sicher auch für den Abend keine schlechte Idee gewesen, aber ob dann mit einem so zahlreichen Publikum zu rechnen gewesen wäre, sei erst einmal dahingestellt.

„Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ gilt als einer der ersten Vertreter des Horrorfilms. Allerdings sei dieser mit den heutigen Vertretern nicht zu vergleichen und kaum jemand würde sich heute bei dem Film noch wirklich gruseln, ist auch die Meinung des Pianisten Markus Horn. Oft riefen die angewandten Filmtricks bei den Zuschauern ein Schmunzeln ins Gesicht.

Aber man dürfe nicht vergessen, dass die Entstehung des Films fast ein Jahrhundert zurückliegt, eine Zeit, als die Bilder gerade einmal mit dem Laufen begonnen hatten. Mangels Tons legten die Regisseure jener Zeit viel Wert auf Mimik und Gestik bei den Akteuren. Es mag heute manches übertrieben wirken, verfehlt aber auch gegenwärtig nicht seine Wirkung beim Zuschauer, denn Gestik und Mimik werden zu einer Art stummen Sprache. Den Spannungsbogen aufzubauen und zu halten ist zudem die Aufgabe der Musik.

Hier nun kam Pianist Markus Horn ins Spiel. Er habe den 95-minütigen Film nicht vollends durchkomponiert, sondern setze auch auf Improvisation, informierte er. So würde jede Aufführung zu einem Unikat, zu etwas Besonderem. Horn vereinte Elemente der Klassik, des Pops, des Jazz und der Avantgarde und schuf damit ein musikalisches Bindeglied zwischen dem Einst und Jetzt. Es ist nicht der einzige Stummfilm, dem Horn seine eigene musikalische Note aufsetzte. Auch zu dem Science-Fiction-Film Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 lieferte Horn die Komposition für Klavier.

Horn, Jahrgang 1972, studierte Klavier mit Schwerpunkt Jazz in Amsterdam und Hannover. Zahlreiche Auszeichnungen und Konzerte in vielen Ländern der Erde zeugen von Qualität und Popularität.