1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Situation hat sich deutlich entspannt

Flüchtlinge Situation hat sich deutlich entspannt

Im Altmarkkreis kommen weniger Flüchtlinge an, als noch Ende 2015. Deshalb werden Wohnkapazitäten zurückgebaut.

Von Ilka Marten 07.07.2016, 03:00

Gardelegen/Salzwedel l Die Zahl der Flüchtlinge im Altmarkkreis sei spürbar zurückgegangen, erklärte Landrat Michael Ziche im Kreistag. Dadurch habe sich die Unterbringungssituation deutlich entspannt und es würden Kapazitäten zurückgebaut. So unter anderem die Käthe-Kollwitz-Halle, die bis vor einigen Monaten als Notunterkunft diente. Angestrebt werde vom Kreis inzwischen eine Unterbringung in den gut ausgebauten Gemeinschaftsunterkünften. Trotz dieser Entwicklung brauche der Kreis einige Ressourcen, „damit diese Aufgabe weiter wahrgenommen werden kann“, so Ziche. Pro Monat seien es im Schnitt 25 Flüchtlinge, die der Altmarkkreis aufnehme, nannte Kreisdezernent Hans Thiele eine konkrete Zahl. Noch im vergangenen Herbst waren es im Schnitt bis zu 40 Personen in Gardelegen und in Salzwedel 40 bis 50, in Einzelfällen auch mehr, Menschen, die jede Woche dort ankamen.

Auch in Gardelegen gab es inzwischen Veränderungen: Dort hat der Altmarkkreis Salzwedel eine Notunterkunft geschlossen. Seit fünf Wochen wohnt niemand mehr im Flachbau gleich neben der Außenstelle der Kreisverwaltung. „Er ist leergezogen und komplett gereinigt“, sagte Hans Thiele auf Anfrage. Doch das kreiseigene Haus bleibt komplett mit Mobiliar eingerichtet. „Das ist eine wunderbare Reserve, die wir haben“, so Thiele. Die Mitarbeiterin des Altmarkkreises sitze ebenfalls nicht mehr im Flachbau, sondern betreue die Flüchtlinge nun im Gebäude an der Gardeleger Bahnhofstraße. Und dort sind von 27 Wohnungen aktuell noch 26 belegt.

Auch in Mieste passt der Altmarkkreis die Kapazitäten an den aktuellen Bedarf an: Von 42 angemieteten Wohnungen seien zehn gekündigt worden, so Thiele. Ausdrücklich lobte Thiele die Arbeit des Weteritzers Dirk Kuke, der für die Flüchtlinge in Mieste ehrenamtlicher Ansprechpartner ist. „Das entlastet uns enorm.“ Und er fügte hinzu: „Das in Mieste hat sich toll entwickelt.“

Inzwischen gelte für anerkannte Flüchtlinge, die 2016 einen Asylantrag gestellt haben, die Residenzpflicht, erklärte Landrat Michael Ziche im Kreistag. Bislang habe es eine relativ hohe Abgangsquote gegeben. Die Menschen seien überwiegend in die Ballungsräume gezogen, oft zu Verwandten oder wegen vermeintlich besserer Zukunftsaussichten. „Der Personenkreis, der seit 1. Januar 2016 zu uns kam, ist überschaubar“, sagt Ziche. Das sei für den Kreis leistbar, auch wenn die anerkannten Asylbewerber sofort in den Rechtkreis des Sozialgesetzbuches II (Hartz IV) wechseln und damit das Jobcenter für sie zuständig ist. Seit 1. Januar waren es 460 Personen, die Anspruch auf Hartz IV ha tten. Davon sind laut Thiele 225 weggezogen und nur 145 haben bisher einen Antrag beim Jobcenter des Altmarkkreises gestellt.

Was die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge anbelangt, wird sich vorerst nichts ändern. Sie werden dem Kreis weiterhin vom Land zugewiesen. Zwei von ihnen kommen in den nächsten Tagen in die Westaltmark. Insgesamt werden es im Juli fünf sein, weitere zehn werden im August erwartet. Bis dahin wird in Salzwedel eine ehemalige Flüchtlingsunterkunft zu einem Heim mit 15 Plätzen für die Kinder und Jugendlichen umgestaltet. Vorerst sollen dort fünf junge Flüchtlinge leben. Die Betreuung übernimmt das Jugendförderungszentrum Gardelegen

Eine weitere Einrichtung in Salzwedel ist für zwölf Plätze ausgelegt, von denen derzeit acht besetzt sind. Träger ist der Bildungsverbund Handwerk und in Gardelegen betreut das VHS Bildungswerk aktuell neun Flüchtlingskinder, Platz wäre in dem Heim für zehn. Insgesamt leben im Altmarkkreis aktuell 45 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, viele von ihnen bei Verwandten. Sie sind zwischen elf und 17 Jahren alt. Die Vormundschaft hat der Altmarkkreis. Die Mitarbeiter kümmern sich auch um Asylanträge, den Schulbesuch und ähnliches. „Wir besuchen die Kinder regelmäßig und schauen, wie es ihnen geht“, sagt Sozialamtsleiterin Jutta Peissig. Sie seien bei ihren Verwandten gut untergebracht. „Wir wollen ihnen nicht noch die letzte Verbindung zur Heimat nehmen“, sagt Peissig. Oftmals seien Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer Erlebnisse in Kriegsgebieten und auf der Flucht traumatisiert und erhielten professionelle Hilfe.