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Freilichtmuseum Von Esskastanien bis zur Sockenprobe

Tausende Besucher strömten am Wochenende zum historischen Weihnachtsmarkt ins Diesdorfer Freilichtmuseum.

Von Anke Pelczarski 12.12.2016, 02:00

Diesdorf l „Der Weihnachtsmarkt hier ist traumhaft. Wir kommen jedes Jahr her“, schwärmt Madalina Rehborn aus Wolfsburg und beobachtet ihr Duo. Ihr Mann Helmut Rehborn und ihr Sohn Robert (6) sind an diesem Sonnabendnachmittag in der Holzwerkstatt gerade dabei, aus Sperrholz einen Stern zu sägen. „Basteln ist ihr Leben“, kommentiert die stolze Mama, die beim Stöbern an den Ständen in historischer Kulisse bereits fündig geworden ist.

Nebenan können Kinder Kerzen ziehen. Felix Lüdtke aus Leetze probiert es zum ersten Mal aus. Dabei helfen ihm die Hinweise von Claudia Schulze. Erst den Docht ins flüssige Wachs tauchen, dann ins kalte Wasser. Immer das Nass gut abstreifen. Und den Vorgang mehrmals wiederholen. In wenigen Minuten wächst eine Kerze heran. Der Junge freut sich über das Ergebnis, auch wenn er erst überredet werden musste, wie die Oma augenzwinkernd verrät.

Im Backhaus werden fleißig Plätzchen ausgestochen. Manch eines der Kinder greift zur Osterhasen-Form. „Die ist uns irrtümlich darunter geraten“, schildert Christa Schindler, die das Angebot gemeinsam mit Anke Gruß betreut. Aber dem Spaß tut das keinen Abbruch. Den haben auch Victoria und Patricia Schatz aus Böddenstedt. „Wir haben heute Oma-Opa-Tag“, merkt ihre Oma Petra Skupin lächelnd an. Mit den beiden Mädchen seien sie im Vorjahr bereits beim historischen Weihnachtsmarkt gewesen. „Das hat uns so gut gefallen, dass wir gern wiedergekommen sind“, erzählt die Böddenstedterin.

Kulinarisches hat auch Holger Schwerin aus Immekath zu bieten: Er röstet Esskastanien. „Ich habe sie zum ersten Mal in Kroatien gegessen und fand sie sehr lecker“, sagt er. Und dann habe er sie in den hiesigen Wäldern entdeckt und gesammelt. Die Besucher bleiben stehen, kommen mit ihm ins Gespräch und lassen sich auch Tipps geben, wie die Frucht am besten mundet.

Natürlich darf auch Glühwein nicht fehlen. Den gibt es auch am Stand der Diesdorfer Mosterei. Manch einer ist beim Besuch des Magdeburger Weihnachtsmarktes auf den Geschmack gekommen. „Dort sind wir zum fünften Mal Glühweinsieger geworden“, erzählt Stefan Schulz stolz. „Blümchenkaffee“ bietet Ilse Heidemann im Winkelstedter Hallenhaus an. Die Gerste ist über offenem Feuer geröstet. Kinder helfen gern beim Mahlen der Körner.

Handgefertigtes wird auf dem Areal ebenfalls angeboten. Joachim Riegel aus der Nähe von Hankensbüttel hat seine Holzarbeiten mitgebracht. An der Drehbank entsteht ein Kreisel. „Die Kinder wissen oft nicht, wie sowas entsteht“, begründet er seine Vorführung. Der Niedersachse komme immer wieder gern nach Diesdorf: „Hier ist eine sehr nette Atmosphäre, wenn das Museum beleuchtet ist. Und man trifft viele Leute wieder.“

Eduard Bischoff hat sich in ein paar Wollsocken verguckt, die Petra Lehr aus Salzwedel gestrickt hat. Ob sie auch passen? Rasch auf einen Stuhl gesetzt und reingeschlüpft. „Wie angegossen“, merkt der Solpker zufrieden an. Er sei Stammgast bei diesem besonderen Markt: „Nirgendwo kriegt man so ein atmosphärisches Weihnachten geboten wie hier.“

Günter Schröder und Volker Gäde vom Imkerverein Eintracht 1886 Beetzendorf werben für ihr Hobby. Dank eines Kooperationsvertrages mit dem Freilichtmuseum seien einige ihrer Bienenvölker in das historische Gerstung-Bienenhaus eingezogen. „Wir könnten uns vorstellen, im Kossatenhaus eine Ausstellung aufzubauen“, blickt Günter Schröder voraus. Gespräche dazu würden demnächst geführt.

Aber auch die Kultur kommt nicht zu kurz. So spielt der Posaunenchor Salzwedel auf. Flötenschüler aus Salzwedel und Wolfsburg musizieren mit ihrer Lehrerin Andrea Reiner. Die Gruppe „Fairy kelt“ hat rasch Zuhörer um sich versammelt.

Und auch der Weihnachtsmann darf nicht fehlen. Er mischt sich unter die Kinder, als langsam die Lichter für eine heimelige Atmosphäre sorgen, und verteilt Geschenke.