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Geschichte Perveraner erschlägt Ehefrau

Vierte Folge der Volksstimme-Serie „Mord und Totschlag - historische Kriminalfälle in Salzwedel“.

Von Marco Heide 16.12.2016, 16:30

Salzwedel l Ein Tag nach dem Mord an der Amtsstraße 37 im Perver. Es ist der 3. Dezember, vormittags. Die Frau des Korbmachers Emil Planert liegt mit dem Beil erschlagen in der Wohnung in Salzwedel. Ihr Mann ist in Berlin. An der Königstraße – heute die Rathausstraße am Alexanderplatz – spricht er einen Schutzpolizisten an. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Berliner Polizeipräsidium. Planert gesteht dem Schupo-Mann, dass er seine Frau getötete habe. Der Polizist nimmt den Salzwedeler fest, übergibt ihn der Kripo, die informiert die Kollegen in Salzwedel über die schreckliche Tat, berichtet das Salzwedeler Wochenblatt in seiner Ausgabe vom 4. Dezember 1929.

Noch in Berlin versuchte Emil Planert die blutige Tat zu erklären. Er sei schon lange und mit Recht auf seine Frau eifersüchtig gewesen. Montagfrüh sei es deshalb wieder einmal zu einem Streit gekommen. Er habe aus Wut das Beil gegriffen und seine Gattin erschlagen. Mit dem Abendzug sei Planert dann nach Berlin gefahren und die Nacht lang durch die Straßen geirrt, bis ihn sein schlechtes Gewissen am Dienstagvormittag zur Polizei trieb.

Die Salzwedeler Beamten inspizierten am Dienstagnachmittag den Tatort. Die Türen im obersten Stockwerk des Hauses Amtsstraße 37 waren verschlossen. Die Ordnungshüter öffnen die Wohnung mit Gewalt. Die Polizisten sahen zunächst nichts Außergewöhnliches. Doch als die Beamten in einer Stube die Decke eines Bettes zurückschlugen, bot sich ihnen ein schrecklicher Anblick. „Frau Planert lag mit eingeschlagener linker Gesichtshälfte in ihrem Blute“, schreibt das Wochenblatt. „Ein Schlag mit einem scharfen Gegenstand hatte den linksseitigen Kinnbacken getroffen, während mehrere stumpfe Schläge die Gegend des linken Auges zertrümmert hatten. Außerdem war der Hals der Toten mit einer Gardinenschnur zusammengezogen“, geht die Zeitung ins Detail.

Da die Polizisten keine Kampfspuren fanden und die Frau Schlafzeug trug, gingen die Ermittler davon aus, dass Emil Planert seine Frau nachts getötet hat, also mit Vorsatz und nicht während eines Streits aus dem Affekt heraus.

Bekannte der Planerts, die noch am Sonntagabend zu Besuch waren, berichteten, dass nichts auf einen Streit hingedeutet habe. Auch Nachbarn hätten nichts Auffälliges aus der Wohnung vernommen. Dennoch galt als allgemein bekannt, dass es in der Ehe geknirscht habe und das Paar lediglich nach außen den guten Schein gewahrt habe. Emil Planert lebte in dritter Ehe und galt als gewalttätig.

Zwei Kriminalbeamte holten Emil Planert mit dem Zug aus Berlin ab. Obwohl die Ankunftszeit unbekannt war, rotteten sich die Salzwedeler am Bahnhof zusammen, berichtete das Wochenblatt am 6. Dezember. Die Situation war so brenzlig, dass die Polizei abseits des Haupteinganges des Bahnhofes in der Nähe der damaligen Stadtwerke ein Auto parkte. Von dort brachten die Ordnungshüter Emil Planert ins Amtsgerichtsgefängnis.