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Gewässer Angst vor mehr Salz in der Elbe

Im Nachbarlandkreis wird befürchtet, dass Abwasser aus dem Schacht Asse in die Elbe bei Gorleben geleitet werden. Pläne werden geprüft.

Von Björn Vogt 21.10.2016, 16:00

Gorleben l Die Schachtanlage Asse ist ein ehemaliges Salzbergwerk in Niedersachsen, das ab 1965 als Forschungsbergwerk betrieben wurde und auf dem zwischen 1967 und 1978 die Endlagerung radioaktiver Abfälle großtechnisch erprobt und praktiziert wurde. Betreiber ist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Jeden Tag müssen dort zwölf Kubikmeter sogenannte „Asse-Zutrittswässer“ abgepumpt und woanders entsorgt werden. Da bisherige Entsorgungsmöglichkeiten wegfallen, sucht das Bundesamt für Strahlenschutz nach anderen Lösungen. Bis Ende des Jahres kann von oben in das Bergwerk eindringende Wasser noch in das Bergwerk „Maria Glück“ bei Celle gebracht werden. Dann läuft der Vertrag aus. Deshalb prüft das BfS nun Möglichkeiten, das Asse-Zutrittswasser anderweitig zu entsorgen.

Das Salzwasser muss regelmäßig abtransportiert werden, um den laufenden Betrieb der Anlage zu gewährleisten. Denn der Nachweis darüber ist Genehmigungsvoraussetzung für den weiteren Betrieb der Schachtanlage Asse.

Die Behörde prüft nun verschiedene Möglichkeiten. „Eine besteht darin, bereits bestehende Einleitstellen für Salzwasser zu nutzen,“ so Ina Stelljes vom BfS. Eine solche Anlage wird vom BfS bereits seit Jahren in Gorleben betrieben. Dort können jährlich genehmigt bis 56.300 Kubikmeter Salzwasser eingeleitet werden.

Das BfS hat bei der zuständigen Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) des Landes Niedersachsen, einen Antrag für eine „mengenmäßig streng begrenzte“ Abgabe von „radiologisch unbelastetem“ Salzwasser aus der Asse in dieser Einleitstelle eingereicht.

Gemeinsam mit Vertretern des Landkreises Lüchow-Dannenberg wurde in einem ersten Gespräch beraten, inwieweit die Einleitung in die Elbe genehmigt werden kann. Die zuständigen Behörden, das Landesbergamt und die Wasserschutzbehörde des Landkreises, werden prüfen, ob das Vorhaben alle wasser- und naturschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt und genehmigt werden kann. Dabei müssten strenge Umweltstandards erfüllt werden, um negative Umweltauswirkungen auszuschließen.

Das BfS verfügt bei Gorleben seit mehreren Jahren über eine Einleitgenehmigung für Salzwasser, welches beim Betrieb und der Offenhaltung des Gorlebener Bergwerks anfällt. Die Genehmigung gilt, wie erwähnt, für maximal 56.300 Kubikmeter. Die Einleitung ist auf diese Menge begrenzt, um Umweltschäden durch einen erhöhten Salzgehalt des Gewässers zu verhindern. Die genehmigte Menge soll auch bei einer Einleitung von Salzwasser aus der Schachtanlage Asse nicht erhöht werden. Die in der Asse in einem Jahr anfallende Menge an unbelastetem Salzwasser beträgt derzeit etwa 4.000 Kubikmeter.

Für Christian Köthke, Elbfischer in Gorleben, darf die Salzbelastung der Elbe nicht noch erhöht werden. „Die Elbe ist mit Salz aus der Saale stark belastet,“ so Köthke. Mit bis zu 1.000 Mikrosiemens/Kubikmeter (Eine Kennzahl für die Leitfähigkeit der Elbe, aus der sich der Salzgehalt errechnen lässt) läge die Salzbelastung jetzt schon mehr als dreimal so hoch wie normal. Dieser hohe Salzgehalt zeige sich besonders auf der linken Elbseite, auf der Gorleben auch liegt, so Köthke.

Für Asta von Oppen, grünes Ratsmitglied in der Samtgemeinde Gartow, ist es nicht akzeptabel, dass noch mehr Salzwasser in die Elbe gepumpt wird. Des Weiteren müsse der Vertrag über die Einleitung von salzbelasteten Wassern aus dem Jahre 1990 überprüft werden. „Dieser Vertrag sollte eigentlich nur 25 Jahre bis zur womöglichen Befüllung eines Endlagers laufen,“ so von Oppen. „Nun wird allerdings davon geredet, dass die abschließende Beschickung des Endlagers – wenn es denn überhaupt Gorleben würde – bis zu 100 Jahren dauern könnte. Dadurch entsteht eine völlig neue Situation. So lange kann das Salzwasser nicht in die Elbe gepumpt werden“, erklärt sie. Die Salzhalde über dem Erkundungsgelände müsse soweit wie möglich verfüllt und der Rest abgedeckt werden. Außerdem fragt von Oppen, warum das Asse-Zutrittswasser nicht direkt in die Nordsee gepumpt wird, anstatt es hunderte Kilometer in die Elbe zu leiten, von der aus das Wasser dann in die Nordsee fließt.

Das Oberflächenwasser aus der Asse ist radiologisch unbelastet, da es vor dem Einlaufen in die Einlagerungskammern abgepumpt wird. Auch der Trithium-Wert liegt nach Angaben des BfS mit durchschnittlich 5 Becquerel pro Liter weit unter dem Grenzwert für Trinkwasser (100 Becquerel/Liter).

Bis 2008 lag dieser Wert oft über 200 Becquerel/Liter, einmal sogar bei 320 Becquerel/Liter. „Nach der Übernahme durch das BfS als Betreiber haben wir Maßnahmen ergriffen, damit Trithium nicht mehr in das Wasser eindringen kann,“ so eine Sprecherin des BfS. Zuvor war nach ihren Angaben das Wasser in offene Container gelaufen, so dass das Trithium aus der Umgebungsluft in das Wasser eindringen konnte.

Seit 2009 wurde das Wassermanagement geändert, unter anderem es in abgedeckten Behältern gelagert und Frischluftzufuhr organisiert. „Dadurch konnten wir den Trithium-Gehalt des Wassers massiv senken,“ so das BfS.