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Gewässer Pfefferteich vor dem Kollaps?

Steht der Pfefferteich vor dem ökologischen Infarkt? Ein Salzwedeler glaubt das. Angelverein und Stadt sind anderer Meinung.

Von Alexander Walter 17.06.2016, 01:01

Salzwedel l Wer in diesen Tagen am Pfefferteich in Salzwedel spazieren geht, dem dürfte die grüne Farbe des Wassers auffallen. Flockige Algen haben sich über das Gewässer ausgebreitet, Seerosen blühen. Paradiesische Zustände für Enten, Nutrias und andere Tiere also. Doch gilt das auch für die Lebewesen im Teich?

Volksstimme-Leser Karl-Heinz Dreyer aus Salzwedel bezweifelt das. „Da schwimmen bald die Fische oben und die Gräben in der Umgebung fangen auch schon an zu stinken“, sagt er. Das Gewässer stehe kurz vor dem Umkippen.

Die Ursache glaubt Dreyer ausgemacht zu haben: Es fehlt ein natürlicher Wasseraustausch mit Fließ-Gewässern wie der benachbarten Dumme.

Tatsächlich wurde die Wasserzufuhr für den Teich erst im vergangenen Jahr neu geregelt. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz ließ damals die Dumme am Tierpark auf einer Länge von 375 Metern renaturieren, um den Fluss so für Fische und Kleinlebewesen durchlässig zu machen und damit Auflagen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu erfüllen. 675 000 Euro flossen unter anderem aus Mitteln des Europäischen Fischereifonds in die Maßnahme.

Bestandteil war auch die Entfernung eines Stauwehrs zwischen Dumme und Pfefferteich, über das der Teich früher mit Frischwasser versorgt wurde. Stattdessen installierte der Landesbetrieb eine Pumpe, die seitdem manuell bedient je nach Bedarf Frischwasser in den Pfefferteich leitet. Karl-Heinz Dreyer fürchtet, damit könnte zu wenig Frischwasser in den Pfefferteich gelangen. Und die Pumpe dürfte über Jahrzehnte gerechnet doch erhebliche Kosten verursachen, glaubt er. Norbert Tschenisch, Vorsitzender des für Pumpe und Pfefferteich zuständigen Salzwedeler Angelvereins, sagt, er halte den Einbau einer Pumpe am Teich nicht für ideal. „Das sind Sachen, die man uns hingestellt hat“, erklärt er.

Der Angelverein bemühe sich allerdings, den Teich trotzdem regelmäßig mit Frischwasser zu versorgen. Außerdem würden die Angler das Umfeld ehrenamtlich sauber halten. „Wir reinigen den Abfluss und holen Müll aus dem Wasser“, sagt er.

Ein Umkippen des Teichs wollte der Vorsitzende trotzdem nicht ausschließen. „Das kann jederzeit passieren", entscheidend sei die Biomasse, gebe es zu viel davon, sei Sauerstoffmangel im Gewässer nicht zu verhindern. Akuten Handlungsbedarf sah Tschenisch trotzdem nicht: Der Teich sei erst vor wenigen Jahren ausgebaggert worden, sagt er.

Salzwedels Stadtsprecher Andreas Köhler betonte, die Verwaltung sei mit der Frischwasser-Versorgung des Pfefferteiches über Pumpen wesentlich zufriedener als mit dem Zustand vor der Renaturierung. Damals mussten im Frühling und Herbst die Gräben zwischen Dumme und Pfefferteich aufwändig per Hand geöffnet werden, sagt Köhler. Die Verwaltung sei zudem der Ansicht, dass sich die Gewässerqualität durch die Maßnahme verbessert habe. Zu möglichen Kosten des Pumpenbetriebs sagt Köhler, diese dürften verschwindend gering ausfallen.

Nach dem Hinweis von Karl-Heinz Dreyer an die Stadt Salzwedel und den Angelverein war die Pumpe gestern übrigens über Stunden in Betrieb. Mittelfristig könnte das aber zu wenig sein: Der Pfefferteich wird wohl früher oder später eine erneute Bagger-Kur brauchen.