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Heimaträtsel „Soltmann oder sollt´ man nicht?“

Das alte Foto des siebten Heimaträtsels zeigt die Bergschloss-Brauerei in Salzwedel.

Von Annemarie Fehse 02.07.2016, 03:00

Salzwedel l Helmut Augustyniak aus Velgast wusste sofort, was auf dem Bild zu sehen ist: „Das sind die ersten Lastkraftwagen zum Transport des Bieres, die von der Bergschloss-Brauerei in Dienst gestellt wurden.“

Der Salzwedeler Wolfgang Dahse berichtet, dass die Brauerei im Jahr 1865 von Hermann Freydanck gegründet wurde. „1949 wurde sie Kommanditgesellschaft, bevor sie in den 70er Jahren enteignet wurde“, berichtet er. Die auf dem Schwarz-Weiß-Bild sichtbaren Personen sind laut Dahse Bierkutscher. Bodo Habermann aus Salzwedel ergänzt: „Das sind die Kraft- und Beifahrer, die gerade von einer Auslieferung zurückkehren.“ Erkennbar sei das an den ungeordneten Bierfässern auf der Ladefläche.

Während Wolfgang Vogt aus Salzwedel sagt: „Ein gutes Bier aus Salzwedel wird auf historische Fahrzeuge geladen, um es abzuliefern“, meint Wolfgang Dahse: „Das Soltmann-Bier, das dort gebraut wurde, war nicht das beste.“ Des Öfteren habe er sich das Garley-Bier aus Gardelegen mitbringen lassen.

Ein Satz, der Dahse in Erinnerung geblieben ist, lautet: „Soltmann oder sollt´ man nicht?“ Eva-Maria Jasarevic aus Salzwedel wundert sich allerdings, dass auf den Bierwagen nirgends die Aufschrift „Soltmann“ zu lesen ist. Sie kann sich aber noch erinnern: „In den 1960er Jahren habe ich dort stapelweise Holzkisten mit leeren Bierflaschen gesehen, weshalb es da immer so gestunken hat.“

Gottfried Przybylski erzählt amüsiert: „Zu DDR-Zeiten hatte ich eine ähnliche Telefonnummer wie die Brauerei. Im Sommer kam es dann oft vor, dass Gastwirte von den Dörfern noch Getränke zum Wochenende bei mir nachbestellen wollten.“ Lange habe er dann erklären müssen, dass der Anrufer bei einem Privatanschluss gelandet war.

Bodo Habermann erinnert sich außerdem noch, dass der Turm der Brauerei in den 70er Jahren mit Spiegeln ausgerüstet wurde. „Der Deutsche Fernsehfunk hat damit eine Veranstaltung im Kulturhaus direkt übertragen“, sagt er.

Wolfgang Dahse arbeitete zu jener Zeit in einer Klempnerei, die nach der Wende dann in der Brauerei Leitungen verlegt hat, als die Produktionsanlagen erneuert wurden. „Der neue Investor, oder Käufer, muss gewusst haben, dass die Brauerei nicht mehr lange existieren würde, denn in den Lagerstätten war alles voll mit Punica und Sprite“, erzählt er.

So kam es dann auch. „Seit Anfang der 90er Jahre ging eine jahrhundertelange Brauereitradition in Salzwedel verloren“, bestätigt Przybylski. Seit der Wende sei wieder das Deutsche Reinheitsgebot in Kraft getreten, berichtet Habermann. „Ab dann hieß es Soltmann-Pils und wurde kaum noch gekauft. Die vollen Bierkästen standen einfach da und niemand holte sie ab“, weiß er noch. Jeder wollte westdeutsches Bier trinken.

Das alte Bild muss übrigens in den 1920er oder 30er Jahren aufgenommen worden sein, überlegt Eva-Maria Jasarevic. Auch Habermann sagt, dass die Brauerei vorher im Besitz von Pferdekutschen gewesen ist. Wolfgang Vogt glaubt auch, dass das Bild noch aus der Vorkriegszeit stammt.

„Die Wagen waren eigentlich mit Holzkochern ausgestattet. Dabei wurde Hartholz entgast, um den Motor zu betreiben. Das geschah in Ermangelung von Benzin nach dem Zweiten Weltkrieg.“ Die abgebildeten Wagen allerdings hätten diese Kocher nicht.

Heute befindet sich auf dem ehemaligen Brauerei-Gelände der Lidl, McDonald´s, die Jet-Tankstelle und noch andere Gewerbetreibende.

Gewonnen hat Eva-Maria Jasarevic. Sie wird eine kleine Überraschung erhalten.