1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Vom Prachtbau zur Baulücke

HeimaträtselVom Prachtbau zur Baulücke

Auflösung des 18. Heimaträtsels: Das Foto zeigt die ehemalige Freimaurerloge an der Neuperverstraße in Salzwedel.

Von Marco Heide 10.12.2016, 02:00

Salzwedel l Das Haus habe an der Neuperverstraße 67 gestanden, schrieb Heidelore Friedrichs aus Salzwedel. „Seit 1894 befand sich an dieser Stelle die Freimaurerloge“, weiß die Hansestädterin.

Später verboten die Nationalsozialisten die Freimaurerei. Die Hitlerjugend bezog das Haus und nutzte es als Kreisleitung. Nach dem Krieg änderte sich lediglich das Logo auf dem Haus. Statt der HJ war nun die FDJ der Herr in der ehemaligen Loge. Zu dieser Zeit nahm der Fotograf das obige Bild auf. „Es ist unschwer zu erkennen, dass die Aufnahme 1950 entstanden ist. Stalin wurde hier an erster Stelle präsentiert ‑ er starb erst 1953‑, obwohl Wilhelm Pieck der damalige Päsident war.

In dem Haus probte in den Anfangsjahren der DDR nach Erinnerungen von Helmut Lange die Fanfarengarde. „Ich habe mehrfach von der Straße aus den Fanfarenzug beim Üben gehört und habe Lust bekommen, dort mitzumachen. Ich wurde tatsächlich aufgenommen, und dann ging es los“, schreibt Lange. Auch wenn er nach eigenen Angaben nicht besonders gut auf seiner Lure spielte, durfte er das Instrument mit nach Hause nehmen. Dort quälte er das Instrument so lange, bis ihn seine Mutter rauswarf und er dann die Passanten im Birkenwäldchen mit seinem Gespiele drangsalierte. „Ich wurde nie der beste Bläser, aber in der Masse fiel das gar nicht auf. Unser Solobläser hieß, glaube ich Kriebus, der war gut“, gibt er zu.

Als die Freie Deutsche Jugend auszog, nutzte die PGH Kinderbekleidung „Mäcki“ das Gebäude. „In diesem Betrieb waren überwiegend Frauen ausländischer Herkunft beschäftigt. Viele leben noch in Salzwedel und sind zum Teil mit eigenen Läden selbständig“, erklärt Margret Ritter.

Bereits vor der Wende zog die Produktionsgenossenschaft komplett in das Gewerbegebiet an der Schillerstraße um. Fortan stand die Loge leer. „Nach der Wende wurde das Gebäude abgerissen“, schreibt Inge Winkler. Sie und noch weitere Teilnehmer des Rätsels wissen noch von den großen Plänen, die es für das Areal gab. Dort sollte ein Parkhaus für die Salzwedeler Innenstadt entstehen. Doch dieses Vorhaben wurde nie realisiert und ist heute kein Thema mehr.

In unmittelbarer Nähe zur Loge steht noch ein Gebäude, das in den Erinnerungen der Rätsel-Teilnehmer noch sehr präsent ist. Das Eckhaus Neuperver-/Wollweberstraße, welches durch die Wohnungsbaugesellschaft 2014 saniert wurde, ist älteren Salzwedelern als Gasthaus „Vier Linden“ beziehungsweise Ponybar bekannt. Grund für den Spitznamen: In der Wirtschaft kam Pferdefleisch auf den Tisch.

„Als Kinder sind wir dort manchmal direkt zum Koch gegangen, und der hat uns eine Frikadelle mit Brötchen und brauner Soße für 20 Pfennig verkauft“, erinnert sich Paul Thurm. „Eigentlich war Pferd nicht so mein Fall. Aber die Frikadellen waren sehr lecker. Und: Als die vier Linden vor der Gaststätte gefällt wurden, erhielt die Ponybar von den Gästen einen neuen Namen. Zu den vier Wurzeln“, fügt Paul Thurm abschließend hinzu.