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Homestory 27-jähriger Linker will in den Landtag

Sechs Frauen und Männer kandidieren fürs Landtags-Direktmandat im Wahlkreis 2. Einer von ihnen ist Kay Grahmann aus Kalbe.

Von Conny Kaiser 18.02.2016, 01:00

Kalbe l Als er vor fünf Jahren den Vorsitz der Kalbenser Basisorganisation der Linken übernahm, war er gerade einmal 22 Jahre alt. Und das in einer angeblichen Seniorenpartei. „Ich war 19 Jahre alt, als ich dort eingetreten bin. Ich habe das übers Internet gemacht. Und meine Mutter war damals wirklich baff“, erzählt Kay Grahmann lachend. Aber für ihn, der sich schon früh gesellschaftspolitisch interessiert habe, sei nie eine andere Partei als Die Linke infrage gekommen. „Ich konnte mich mit ihrer Politik am besten identifizieren. Und das ist so geblieben“, sagt der Kalbenser.

Es sei seine inzwischen verstorbene Oma Vera Brunk gewesen, die sein Interesse für Politik geweckt habe. „Sie, die sich als Sozialistin verstanden hat, hat mir viel über geschichtliche Zusammenhänge erzählt“, so Grahmann. „Ich bin zum Beispiel Fan von Lenin und Ernst Thälmann“, so der junge Genosse ohne Umschweife, „denn die haben für ihre Überzeugungen gekämpft.“ Er selbst habe alles, was ihm in die Hände gekommen sei, über sie gelesen und ziehe nach wie vor jede Geschichtsdokumentation einem Fernsehfilm vor.

Allerdings hält er sich auch gern an der frischen Luft auf. Das hängt mit seinem Hobby, dem Angeln, zusammen. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Kalbenser Petrijünger und engagiert sich sehr für den Verein. „In seinen Reihen habe ich mich schon als Jugendlicher wohl gefühlt“, sagt Grahmann.

Ob es daran liegt, dass dort, wo sich jetzt das Vereinsdomizil befindet, einst der Garten seiner geliebten Großeltern existierte? „Manchmal fahre ich einfach dorthin, setze mich ans Wasser und schaue auf die Burg. Es ist wirklich einer meiner Lieblingsplätze“, so Grahmann.

Doch seine berufliche Tätigkeit als technischer Berater und seine kommunalpolitischen Aktivitäten lassen ihm gar nicht so viel Zeit für sein geliebtes Hobby, wie er sie gern hätte. Denn der 27-Jährige arbeitet auch im Kreis- und Landesvorstand seiner Partei mit, ist Ortschaftsratsmitglied und hat bei der Wahl zum Stadtrat im Jahr 2014 das drittbeste Ergebnis aller Kandidaten hinter zwei ehemaligen Bürgermeistern eingefahren. Das macht ihn heute noch stolz. Weniger stolz macht ihn die ständige Geldnot, mit der die Stadt zu kämpfen hat. Deshalb hätte für ihn als Landtagsmitglied „die Verbesserung der Kommunalfinanzen Priorität. Denn wie soll das sonst weitergehen“, fragt Grahmann. „Die Kommunen sparen sich kaputt.“

Aber auch die Themen Bildung und Förderung des Handwerkes liegen ihm, wie er sagt, sehr am Herzen. Schließlich ist er selbst gelernter Anlagenmechaniker und weiß, wie schwer es zum Beispiel ist, neben der eigentlichen Arbeit den Meistertitel zu erwerben. Hier müsse es eine größere Unterstützung für den Mittelstand geben, fordert Grahmann, der natürlich auch eine Meinung zur Flüchtlingskrise hat. Menschen, die ihr Leben in ihrem Heimatland bedroht sähen, müsse geholfen werden. Umso unverständlicher sei es für ihn, dass nach wie vor deutsche Waffen in die Krisenregion exportiert würden und die USA, die viel kaputtbombe, selbst keine Flüchtlinge aufnehme.

Wird Grahmann gefragt, wo er sich in 20 Jahren sieht, muss er nicht lange überlegen. Er wolle politisch aktiv bleiben, sagt er. Und er wünsche sich neben dem eigenen Haus eine Frau, „die mich aushält“ – und mindestens zwei Kinder. Schließlich habe er selbst vier Geschwister. Kalbe übrigens werde immer seine Heimat bleiben. „Ich finde die Stadt wirklich schön und es insofern schade, dass sich nicht mehr junge Menschen für sie engagieren,“ so der 27-Jährige.