Als Heinz Rudolf Kunze auf ihm stand

Salzwedel l Wenn im Saal des Salzwedeler Kulturhauses die Lichter langsam schwächer werden, die Scheinwerfer auf die Künstler auf der Bühne gerichtet sind, thront Roland Schütt über der Szenerie, wird aber von keinem gesehen. Seit 31 Jahren ist der Salzwedeler Techniker im „Grauen Wilhelm“ und verfolgt die Veranstaltungen aus dem Technikraum, der sich oben an der rückwärtigen Seite des Saals befindet.

Roland Schütt ist der Dienstälteste Mitarbeiter im KulTour-Eigenbetrieb der Hansestadt Salzwedel und hat in dieser Zeit einiges mit den Stars und Sternchen erlebt, die in der Hansestadt auftraten. Im Gespräch mit der Volksstimme plauderte er über ein Gastspiel von Vicky Leandros. „Sie kommt ja aus südlichen Gefilden und ist kein Fan von kalten Temperaturen. Deshalb sollten wir ihre Garderobe auf 27 Grad heizen. Das gibt die Anlage aber gar nicht her“, erinnert sich Schütt. Als die Schlager-Sängerin dann ankam, schlug eine Hitzewolke aus dem Auto. Trotzdem stieg sie mit einem dicken Pelzmantel bekleidet aus dem Wagen. „Und der Fahrer schweißgebadet“, erzählt der Techniker. Obwohl die Garderobe gut beheizt war, legte sie dort ihren Mantel nicht ab. Sie trug das gute Stück auch noch auf dem Weg zur Bühne. Erst als sie vor das Publikum trat, gab sie ihren Mantel her.

Mit Heinz Rudolf Kunze verbindet Roland Schütt gleich zwei einprägsame Erlebnisse. Als der Sänger sich vor einem Konzert im Kulturhaus ausruhen wollte, gab es kein Bett für ihn. „Er hat sich dann einfach mit Lederjacke auf die Bühnenbretter gelegt. Er war da sehr genügsam.“

Beim Parkfest traf Roland Schütt abermals auf den Musiker ‑ bzw. der Musiker trat auf ihn. „Wir hatten auf die gemauerte Parkbühne eine weitere 30 Zentimeter hohe Bühne gebaut. Eine Platte von der Konstruktion ist während des Auftritts abgesackt“, erinnert sich der Techniker. Er ist daraufhin unter die Bühne gekrabbelt, um die Platte nach oben zu drücken. Genau in dem Moment ist Heinz Rudolf Kunze auf diesen Bühnenteil getreten.

Allerdings erstreckt sich das Tätigkeitsfeld von Schütt nicht nur auf Veranstaltungen des Kulturhauses. Zum KulTour-Eigenbetrieb gehören außerdem die Bibliothek, die Touristinfo und das Stadtarchiv. Beispielsweise hat der Techniker mit seinem Kollegen Torsten Krieg die bunte Beleuchtung des Rathausturms installiert und wartet in allen Teilbereichen die elektrischen Anlagen.

Eigentlich ist Roland Schütt gar kein gelernter Veranstaltungstechniker. Zu DDR-Zeit hat er BMSR-Techniker gerlernt und zehn Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Er war im Umspannwerk Salzwedel tätig, wollte dort aber weg und landete als Quereinsteiger im Kulturhaus. „Mit Strom haben beide Jobs zu tun. Und mit den Jahren wächst man mit der Technik mit“, erklärt der Salzwedeler und fügt hinzu: „Zu meiner Zeit gab des den Beruf des Veranstaltungstechnikers, der heute ausgebildet wird, noch gar nicht.