1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Die vergessene Einkaufsmeile

Innenstadt Die vergessene Einkaufsmeile

Die Altperverstraße in Salzwedel ist seit Jahren ein Sorgenkind. War sie früher die Top-Adresse, gibt es heute nur noch wenige Geschäfte.

Von Fabian Laaß 15.07.2016, 03:00

Salzwedel l Einsam und verlassen – so präsentiert sich die Altperverstraße zumeist dem Betrachter. Nur ein paar parkende Autos sind zu sehen. Laufkundschaft oder Touristen kommen nur selten in die Salzwedeler Einkaufsstraße. Sieht man sich die Vielzahl an leergezogenen und dem Verfall preisgegebenen Gebäuden an, scheint das nicht verwunderlich.

Nur eine handvoll Gewerbetreibender hält in der Altperverstraße noch die Fahne hoch. Eine von ihnen ist Silke Kräuter, Inhaberin des Sportartikelladens Spowa. „Für uns ist die Situation nicht so gravierend. Die Kunden können direkt vor dem Geschäft parken“, erklärt sie. Dennoch muss sie zugeben, dass es mit der Straße in den vergangenen Jahren bergab gegangen ist. „Als wir 1991 das Geschäft eröffnet haben, gab es noch viel mehr Läden hier“, erinnert sich Silke Kräuter.

Um Neukunden und Touristen auf ihr Geschäft aufmerksam zu machen, habe sie eine Ausstellungsfläche in der Burgstraße angemietet. „Ohne diese Werbung würden wahrscheinlich weniger Kunden den Weg zu uns finden“, ist sich Silke Kräuter sicher. Besonders traurig stimmt sie das Aussehen der Altperverstraße. „Es gibt so viele Häuser, die einmal toll ausgesehen haben. Nun verfallen sie. Außerdem wuchert das Unkraut überall“, so die Geschäftsfrau.

Ähnlich sieht es auch Thomas Müller, Inhaber des Friseursalon De Villa. „Es ist wirklich traurig“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme. Bei Stadtfesten würden die Besucher meist am Eingang zur Altperverstraße umkehren. „Wenn man aber Werbung machen möchte, bekommt man von der Stadt noch eins auf den Deckel. Das kann nicht sein“, berichtet er.

Auch die Denkmalschutzauflagen müssten seiner Meinung nach aktualisiert werden, um Interessenten die Sanierung von Häusern zu erleichtern. „Meiner Meinung nach haben Geschäftsleute, die überlegen, sich hier anzusiedeln, aber auch Angst wegen der Nähe zum Autonomen Zentrum. Aber da gibt es überhaupt keine Probleme. Wir hatten noch nie Stress“, versichert Thomas Müller.

Ein Dorn im Auge ist dem Geschäftsmann die Kunstinstallation neben dem Hanseat. „Da muss man schon dranschreiben, dass es eine Hansekogge darstellen soll. Für das Geld hätte man sicherlich einen schönen Aluminiumzaun aufstellen können.“

Einst tobte das Leben in der Altperverstraße. „Nach der Währungsreform 1948 haben hier die ersten HO-Läden aufgemacht. Zum Beispiel gab es einen Haushaltswarenladen. An der Ecke zur Neutorstraße gab es viele kleine Geschäfte. Es war richtig was los“, erinnert sich Deutschlands älteste Buchhändlerin Helga Weyhe. Unter anderem habe es auch fünf Kneipen gegeben.

Mit der politischen Wende, veränderte sich jedoch auch das Leben für die Geschäftsinhaber in der Altperverstraße. „Der Sommer 1990 war nochmal richtig gut. Mit den vielen Autos wurde die Straße immer mehr zu dem, was sie heute ist – eine Durchgangsstraße“, sagt Helga Weyhe. Neben dem Unkraut, stört sie vor allem die Straßenbeleuchtung. „Die ist wirklich skandalös“, erklärt die Ehrenbürgerin Salzwedels.

Immer wieder habe sie zudem angeregt, Bäume entlang der Straße zu pflanzen. „Mindestens ab der Alten Münze ist die Straße dafür doch breit genug. Aber Ausreden gibt es für die Altperverstraße ja genug“, so Helga Weyhe. Außer der Neueröffnung eines Skater-Ladens und den Ausstellungen und Veranstaltungen der Industrie- und Handelskammer in der Alten Münze habe sie nicht viel erleben können, was Anlass zur Hoffnung geben würde. „Die Inhaber der Reinigung werden nicht jünger. Und bei mir ist ja auch abzusehen, dass der Laden irgendwann zu ist.“

Die Hoffnung für die Altperverstraße noch nicht aufgegeben, hat hingegen Jost Fischer, Vorsitzender der Salzwedeler Werbegemeinschaft. „Ich muss schon zugeben, dass die Situation natürlich sehr schwierig ist. Aber wir tun alles, um die Altperverstraße in unsere Aktionen einzubeziehen und sie am Leben zu erhalten“, erklärt er. Eine Neuansiedlung könnte er sich vor allem für Dienstleitungsunternehmen, die nicht so sehr auf Laufkundschaft angewiesen sind, vorstellen. „Da sehe ich die Chance für die Altperverstraße.“

Um die Anbindung bei Stadtfesten zu gewährleisten, hatte Jürgen Kupfer vor Kurzem seine Pläne für den diesjährigen Nysmarkt vorgestellt. Die Altperverstraße soll in Kooperation mit verschiedenen Vereinen vor allem für die Jugend interessant gestaltet werden. Eine dauerhafte Lösung, um das Erscheinungsbild der einst so belebten Einkaufsstraße zu verbessern, scheint jedoch nicht in Sicht.