Insolvenz Vogler fehlt Geld

Vogler Fleisch aus dem Wendland hat Insolvenz beantragt. Das könnte Auswirkungen für den Salzwedeler Verpackungsbetrieb haben.

Von Björn Vogt 11.10.2016, 09:54

Salzwedel/Steine l Vogler Fleisch im benachbarten Wendland ist nach eigenen Angaben die „Nummer 5“ der fleischverarbeitenden Betriebe Deutschlands. Täglich wurden in Steine bis zu 6700 Schweine geschlachtet. In Salzwedel unterhält Vogler einen Verpackungsbetrieb für Fleischwaren.

Seit einiger Zeit ist der Betrieb auf 20 Prozent seiner Leistung runtergefahren. Am vergangenen Wochenende platzte die Bombe: Die Geschäftsführer hatten am 6. Oktober beim Amtsgericht Uelzen den Antrag auf Eröffnung eines Plan-insolvenzverfahrens gestellt.

Bei einer Planinsolvenz handelt es sich tatsächlich um eine „geplante Insolvenz“. Dabei wird der Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht direkt mit einem Vorschlag für ein Insolvenzplanverfahren und einem bereits erstellten Insolvenzplan verbunden.

Diese Planinsolvenz wird dabei von einem Sanierer begleitet, der den Insolvenzplan vor Antragstellung zusammen mit der Unternehmensführung erstellt.

Die Gläubiger entscheiden über den ausgearbeiteten Insolvenzplan. Der bestellte Insolvenzverwalter tritt nur noch beratend auf. Die alte Geschäftsführung bleibt bei der Planinsolvenz im Amt.

„Durch das Planinsolvenzverfahren soll die Möglichkeit geschaffen werden, notwendige strukturelle Anpassungen für das Unternehmen durchführen zu können, um sich für die Zukunft marktfähig aufzustellen“, heißt es in einer Pressemitteilung von Vogler.

Kevin Ulrich, Geschäftsführer der Vogler Fleisch GmbH & Co. KG, verweist auf den Sachwalter, Rechtsanwalt (RA) Ben Djemia aus Herdecken in Nordrhein-Westfalen. Djemia war am Montag nicht zu erreichen, sein Büro wies darauf hin, dass alle Mitarbeiter „vor Ort“ seien, man werde zurückrufen.

Durch das Verfahren sollen für die rund 100 Mitarbeiter umfassende Stammbelegschaft die Arbeitsplätze gesichert werden. Vogler unterhält in Salzwedel, so heißt es auf der Homepage des Unternehmens, „einen modernen und leistungsfähigen Verpackungsbetrieb für hochwertige Fleischwaren“.

Inwieweit die Sicherung der Arbeitsplätze auch für das Werk Salzwedel am Güterbahnhof gilt, konnte am Montag noch nicht beantwortet werden. Zur Begründung teilt Vogler Fleisch mit, dass durch „stark angestiegene Rohstoffpreise eine angespannte Liquiditätslage“ entstanden sei.

Außerdem drohe durch die „Absage eines Investors, der eine Beteiligung angestrebt hatte“, die Zahlungsunfähigkeit, die Geschäftsführer blieben „im Amt“. Als Sachwalter solle Rechtsanwalt Ben Djemia die „Umstrukturierung begleiten, um den geplanten Fortbestand der Firma zu erreichen“. Alle weiteren Fragen würde ausschließlich Djemia beantworten.

Der Landesband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat Vogler aufgefordert, den bäuerlichen Lieferanten und den Beschäftigten klare Informationen über die Ursachen der Liquiditäts-Krise und über die geplanten Sanierungs-Maßnahmen zu geben. Nur dann könne das Unternehmen wieder Vertrauen aufbauen, das derzeit angesichts des Rückgangs auf 20 Prozent der üblichen Schlachtvieh-Zahlen offenbar nicht mehr gegeben sei.

AbL-Vertreter Eckehard Niemann verwies in diesem Zusammenhang auf eine Pressemitteilung des Landgerichts Lüneburg, wonach die beim Amtsgericht Uelzen festgestellte „angespannte Liquiditätslage“ auf gestiegenen Rohstoffpreisen beruhen sollten. Dies sei angesichts der langandauernden Niedrigst-Erzeugerpreise für Schweine (weit unterhalb der Kostendeckung der Schweinehalter) entweder zynisch oder von wenig Sachkenntnis geprägt.

Auch die 100 Mitarbeiter der Stammbelegschaft (in Vertrieb und Verkauf) und die in Schlachtung und Zerlegung beschäftigten Mitarbeiter, die bei „Personalfirmen“ angestellt seien, bräuchten dringend Informationen über die Lage des Unternehmens und die Zukunft ihrer Arbeitsplätze. Die AbL betonte, die meisten Landwirte seien am Erhalt von Vogler – als bundesweit fünftgrößtem Fleischunternehmen – schon aus Gründen des Wettbewerbs in der Branche interessiert. Dies könne und dürfe aber nicht zu Lasten der ohnehin lange gebeutelten Lieferanten gehen – darauf sei beim Insolvenzverfahren besonders zu achten. Die angestrebte „Marktfähigkeit“ müsse auf der Zahlung fairer Erzeugerpreise beruhen und nicht weiter auf Billigpreisen.

Genauere Informationen, so die AbL, seien auch im Hinblick auf einen angeblich „abgesprungenen“ möglichen Investor geboten. Die AbL hätten in den vergangenen Wochen mehrere Anfragen aus der Region erreicht, die erstaunt auf eine bei Vogler gehisste chinesische Flagge hingewiesen hätten.

Die AbL forderte erneut ein Ende der ruinösen Überproduktion in der Fleischbranche, die durch nicht kostendeckende Exporte in Drittländer noch verschärft werde.