1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Fluss wird nicht an Privat verkauft

Jeetzel Fluss wird nicht an Privat verkauft

Das 820 Meter lange Teilstück der Jeetzel in Hitzacker im Nachbarkreis Lüchow-Dannenberg wird nicht in private Hände abgegeben.

Von Björn Vogt 20.03.2017, 23:01

Salzwedel/Hitzacker l Zusammen mit dem Verein „Gemeinsam für Hitzacker“ setzt sich Hiltrud Lotze gegen einen Verkauf der Jeetzel an Privat ein. Auf Nachfrage hat sie nun erfahren, dass der Verkauf gestoppt wird: „Die Jeetzel gehört den Bürgern von Hitzacker. Deswegen habe ich mich gegen einen Verkauf durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) eingesetzt und gefordert, dass das Land Niedersachen den Flussabschnitt übernimmt.“

Mit Erfolg: Die BImA hatte der Stadt Hitzacker eine Vorkaufsfrist eingeräumt, die auf Lotzes Bitte hin bis zum 31. März verlängert wurde. Die dadurch gewonnene Zeit wurde für Gespräche zwischen dem Land Niedersachsen, der Stadt Hitzacker und der BImA genutzt. Niedersachsen hat in diesen Gesprächen erklärt, eine Übernahme des betroffenen Jeetzelabschnittes nicht auszuschließen.

Offen war jedoch, wie die BImA nach Ablauf der Frist am 31. März agieren wird. Lotze: „Ich habe sie daher gebeten, vor weiteren Schritten das Ergebnis der Gespräche mit dem Land Niedersachsen abzuwarten.“ Dieser Bitte ist die Bundesanstalt jetzt nachgekommen. Die Abgeordnete berichtet: „Die BImA hat mir schriftlich bestätigt, dass sie eine Veräußerung der Jeetzel an einen privaten Dritten nach Ablauf der Frist derzeit nicht vorsieht. Das ist ein toller Erfolg, den wir vor allem auch dem Engagement des Vereins ,Gemeinsam für Hitzacker‘ zu verdanken haben.“

Vereinssprecher Eike Weiss freut sich: „Die Äußerung der BImA ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Erstmals haben wir durch den Fristverzicht auch von Seiten des Bundes das Signal für den Erhalt der Jeetzel in öffentlicher Hand bekommen.“ Gleichwohl, so mahnt Weiss, seien die Verhandlungen zwischen Bund Land noch nicht abgeschlossen. „Hier muss sich nun auch der Bund bewegen und den Jeetzel-Abschnitt dem Land kostenlos überlassen. Sollten die Verhandlungen wider Erwarten scheitern, muss die Stadt Hitzacker weiterhin der erste Ansprechpartner für die BImA sein“, so Weiss.

Nun hat noch ein weiterer potenzieller Käufer sein Interesse an dem Flussstück angemeldet: Die Tierrechtsorganisation PETA hat bei der BImA schriftlich „präzise Informationen bezüglich der derzeitigen Nutzung des Abschnitts durch Angler und des genauen Kaufpreises“ erbeten.

Sollten die aktuellen Verhandlungen mit der Kommune und dem Land Niedersachsen zu keinem Ergebnis führen, planen die Tierschützer, diesen Flussabschnitt zu einem „Fischrefugium“ zu machen, in dem Angeln und jegliche Fischerei verboten sind.

„Mit dem Kauf des Jeetzel-Abschnitts bei Hitzacker und seiner Umwandlung in ein Fischrefugium möchten wir den Tieren einen Zufluchtsort bieten, an dem niemand sie mit Ködern in eine Falle lockt, ihnen einen Haken durch den Mund bohrt, sie erschlägt und aufschneidet“, erklärt Dr. Tanja Breining, Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „In Hitzacker könnten alle Fische künftig friedlich schwimmen, spielen oder sich in Ruhe um ihren Nachwuchs kümmern.“ Fische seien neugierige und freundliche Wirbeltiere mit individuellen Persönlichkeiten. Sie haben ein komplexes Sozialleben, kommunizieren auf vielfältige Weise und schließen Freundschaften.

Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“.