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Kleiner Waffenschein Westaltmärker rüsten auf

Ein landesweiter Trend geht auch am Altmarkkreis Salzwedel nicht vorüber: Immer mehr Bürger beantragen den Kleinen Waffenschein.

Von Antonius Wollmann 20.01.2017, 00:01

Salzwedel l Der Altmarkkreis Salzwedel hat 2016 deutlich mehr Kleine Waffenscheine ausgestellt als im Jahr davor. Hatten 2015 nur 19 Personen das Dokument beantragt, waren es im vergangenen Jahr 124. Dies teilte der Kreis auf Anfrage der Volksstimme mit. Die höhere Zahl entspricht dem landesweiten Trend. In ganz Sachsen-Anhalt war die Zahl der Genehmigungen von 4365 (2015) auf 8265 gestiegen. Für die Ausstellung ist die Untere Waffenbehörde des Altmarkkreises zuständig.

Der Kleine Waffenschein erlaubt es, Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit zu führen, wenn sie mit dem Zulassungszeichen versehen sind. „Deren Einsatz unterliegt jedoch den strengsten Vorschriften des Waffenrechts“, warnt Polizei-Pressesprecher Frank Semisch. Wer die Waffen benutzt, gehe das Risiko ein, sich strafbar zu machen.

„Der Einsatz ist nur in absoluten Notwehrsituationen erlaubt“, merkt er an. Ohnehin betrachtet der Polizist die Selbstbewaffnung kritisch: „Das ist eine trügerische Angelegenheit. Ich denke nicht, dass sich die persönliche Sicherheit mit Hilfe dieser Waffen erhöht.“

Einerseits, weil die Wenigsten den Umgang mit ihnen beherrschen. Andererseits, weil sich der scheinbare Vorteil schnell in einen Nachteil verwandeln könne. „Wird die Waffe vom Gegenüber entwendet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er sie gegen den eigentlichen Besitzer wendet“, sagt Frank Semisch.

Eine kritische Situation könne auf diese Weise umso mehr eskalieren. Was Semisch außerdem anmerkt: Das häufig verbreitete Reizgas ist eigentlich für den Schutz vor Tieren gedacht.

Um sich zu schützen empfiehlt Semisch dagegen sogenannte passive Geräte. „Ein Taschenalarm ist aus meiner Sicht die bessere Wahl. Mit seiner Lautstärke weckt er das Interesse von Unbeteiligten und trägt dazu bei, einen potenziellen Täter abzuschrecken“, empfiehlt der Polizei-Sprecher eine Alternative zu scharfen Waffen. Eine andere Möglichkeit sei, kritische Situationen von vornherein so gut es geht zu vermeiden. So sollten besonders junge Leute nach Tanzveranstaltungen mit dem Taxi nach Hause fahren oder sich abholen lassen.

Eine Erklärung für die höhere Zahl der Kleinen Waffenscheine hat Semisch nicht. Zumindest habe sich die Sicherheitslage im Altmarkkreis in den vergangenen Jahren nicht verschlechtert. Im Gegenteil, der Trend sei eher rückläufig. „Die genauen Zahlen für 2016 sind noch nicht erschienen, aber es deutet vieles darauf hin, dass die Zahl der Gewaltdelikte stagniert“, sagt der Polizist. Doch offensichtlich korrespondiert diese Entwicklung nicht mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen.

Vielleicht erklärt dies, dass zwar immer mehr Menschen den Kleinen Waffenschein besitzen, von der Bewaffnung aber keinen Gebrauch machen. Zumindest sei die Zahl der Anzeigen im Zusammenhang mit dem Einsatz der vom Dokument erlaubten Waffen nicht gestiegen, sagt Frank Semisch.