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KunstAus Tönen entstehen Bilder im Kopf

Seit Ende April weilt der gebürtige Nordrhein-Westfale Steffen Wick als Stipendiat in Salzwedel.

Von Oliver Becker 29.06.2017, 18:00

Salzwedel l Das Künstler- und Stipendiatenhaus in der kleinen Predigerstraße in Salzwedel diente Steffen Wick als ein Ort der Ruhe, der ihm ein konzentriertes Arbeiten ermöglichte und so als ein Hort, aus dem er Kraft für neue kreative Ideen schöpfen konnte. Am 30. Juni endet sein Aufenthalt in Salzwedel und der Förderverein der kulturellen Einrichtung lässt die jeweiligen Künstler zum Ende ihrer Salzwedeler Schaffensperiode beim Künstlercafé noch einmal in der Öffentlichkeit zu Wort kommen, um sich und ihre hier geschaffene Werke vorzustellen.

So auch am Dienstag. Vereinsmitglied Cornelia Blödow begrüßte an dem Abend einige Gäste und natürlich den Gast auf Zeit. Sie hätte sich gern auch mehr junge Menschen für diesen Abend gewünscht, denn auch diese spricht der Komponist mit seinen Werken gezielt an. Aber die Ferienzeit hatte ihr wohl einen Strich durch die Rechnung gemacht, vermutete sie. Für Steffen Wick war es der erste Kontakt mit der Hanse- und Baumkuchenstadt. Der Salzwedeler Baumkuchen war ihm zwar schon einmal in die Hände, oder besser in den Mund gekommen, die Stadt selbst hatte er bisher aber noch nicht bereist. Vielleicht war dieses ein Anfang, ermunterten die Anwesenden den Stipendiaten.

Wick habe die Zeit in Salzwedel genossen, vor allem die Ruhe, sagte er zu Beginn der Veranstaltung. Diese habe er das letzte Mal vor zehn Jahren auskosten können, als er für eine bestimmte Zeit in ein Kloster gegangen war. Aber auch in den drei Monaten seines Arbeitsaufenthaltes musste er mehrmals die Altmark für kurze Zeit verlassen, um andere Projekte zu betreuen. „Die Kunst kommt nicht zu einem, man muss zur Kunst hin“, begründete er die kurzen Abstecher. Den Rest seiner Zeit arbeitete er an seinem neuen Werk mit dem Titel „Autobiography“. Ein Orchesterwerk, das am 17. November, seinem Geburtstag, in Cottbus unter der Leitung des Dirigenten Evan Christ, uraufgeführt werden soll. Da das Werk noch in Arbeit ist, präsentierte der Komponist frühere Werke auf seinem Laptop in Form von Videosequenzen.

Als erstes Beispiel hatte er „Soundtrack Symphony“ gewählt, ein epochales Klangwerk mit großem Sinfonieorchester und einem Chor. Es trug den Untertitel: „Ein Film aus Tönen“. Dieser Zusatz hielt, was er versprach. Aus Tönen ließ der Komponist in den Köpfen der Zuhörer Bilder entstehen. Auch seine Salzwedeler Gäste zeigten sich von der kurzen Klangprobe beeindruckt.

„Es ist für mich nicht begreiflich“, äußerte Cornelia Blödow ihr Unverständnis. „Wie kann man für ein ganzes Orchester komponieren? Für das Klavier mache ich das auch schon mal, aber für ein Orchester, dessen Spieler zum Teil gleichzeitig oder versetzt einsetzen, wie ist das überhaupt möglich?“ Steffen Wick verwies auf die lange Geschichte des Komponierens, auf die jeder Künstler zurückblicken würde. Zudem sei es ein Handwerk, das manchen Menschen von Natur aus mitgegeben wurde und durch stetiges Lernen vervollkommnet werden müsse.

„Sie sprachen manchmal vom Schreiben und manchmal vom Komponieren. Gibt es einen Unterschied oder sind die Begriffe synonymisch?“, wollte Achim Dehne wissen. „Wenn ich vom Schreiben sprach, meinte ich das Notenschreiben. Das Komponieren geschieht bereits im Kopf“, beantwortete der Künstler die Frage schlüssig.

Für Vera Wibbeke stellte sich die Frage, ob der Komponist auch sämtliche Instrumente spielen könne, für die er komponiere. „Dieses sei nicht so. Ich spiele zwar eine Vielzahl von Instrumenten, aber längst noch nicht alle. Aber ein gründliches Studium der einzelnen Instrumente sei eine Voraussetzung, um sie zu verstehen und klanglich einordnen zu können“, sagte Wick.

Mit seinen Kompositionen „Johannes der Träumer“ und „Womb“, die er anschließend präsentierte, vollzog der junge Künstler einen musikalischen Spagat zwischen der Klassik und der Moderne. Dieser belegte auch das weite Spektrum des Komponisten und Pianisten, mit dem er ein möglichst breit gefächertes Publikum ansprechen möchte. 2014 schuf Wick das Werk „Piano Particles“, von dem es mittlerweile die White- und die Blue-Version gäbe, so Wick. Das Red-Album sei in Arbeit. Vorgesehen sei es, am 28. Oktober, im Rahmen der Altmärkischen Musikfestspiele, ein Konzert mit dem Stück „Piano Particles“ im Kunsthaus zu geben.

Gespräche wurden diesbezüglich bereits mit der Kreismusikschule geführt. Steffen Wick möchte in seinem Konzert gern die altmärkischen Nachwuchsmusiker mit einbeziehen. Die Noten lägen der Schule schon vor und genügend Zeit zum Üben wäre auch vorhanden. Er würde dann bereits am 27. Oktober nach Salzwedel anreisen, um mit den Schülern die Generalprobe zu vollziehen. Er freue sich jetzt schon, wieder in Salzwedel zu sein, bekundete der „Kreativpilot Deutschlands“. Diese Auszeichnung erhielten er und sein Geschäftspartner und Mitpianist Simon Detel 2013 von der Bundesregierung.