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Langobarden Auf Zeitreise in Zethlingen

Einmal in die Welt der Germanen von vor rund 2000 Jahren eintauchen, konnten Besucher in der Langobardenwerkstatt in Zethlingen.

Von Oliver Becker 11.06.2017, 23:01

Zethlingen l Mit dem Überschreiten der Schwelle vom Parkplatz auf das Areal des Vereins ist es dann auch gleich schon für die kleinen und großen Gäste erledigt. Man lässt das 21. Jahrhundert hinter sich und bewegt sich zwischen den mit Stroh gedeckten Lehmhütten, vorbei an Waffenständern, Bogenschützen und Schwertträgern, um mit Menschen, die in historische Gewänder gekleidet sind, zu plaudern und um sich die Alltagsgewohnheiten und Riten unserer Vorahnen in Theorie und Praxis etwas näher bringen zu lassen.

So haben viele Ausflügler bereits den Sonnabend das herrliche Wetter genutzt, um mit den Kindern und Enkelkindern diesen Zeitsprung zu vollziehen. Es herrscht ein buntes Treiben in dem Langobardendorf auf dem Zethlinger Mühlenberg.

Informationen werden ausgetauscht und alte handwerkliche Techniken einmal probiert. Für manche Kinder ist es der erste Kontakt mit einem Werkzeug, berichtet Bernd Otto in der Lederwerkstatt. „Es gibt Kinder aus der Stadt, die wissen noch nicht einmal, wie sie einen Hammer halten müssen“, berichtet er.

Auch das Filzen am Stand bei Ellen Melzian oder das Brettchenweben bei Roswitha Plötz sind für viele Kinder Handwerksarten, in denen sie sich zum ersten Mal versuchen. Bogenbauer Stephan Kaersten stößt nicht nur auf das Interesse der kleinen Besucher, sondern auch auf das der älteren, als er über sein besonderes Handwerk informiert. Besonders wichtig sei das Material, das benutzt wird, um so eine wirkungsvolle Fernwaffe zu fertigen, erläutert er. Bei Lothar Mittag erfährt das Ehepaar Geißler aus Stendal sehr viel Neues über den Ackerbau zur Zeit der Germanen.

Sehr gut besucht ist an dem Tag das Koch- und Backhaus. Denn dort werden nicht nur köstliche Speisen angeboten, sondern man findet etwas Schutz vor der Sonne.

Vereinsvorsitzender Dr. Eckhart Frey zeigt sich mit der Resonanz zufrieden, obwohl es gerne auch mehr Besucher sein könnten. Aber die vielen Veranstaltungen im Umfeld machen die Entscheidungsfindung für die Ausflügler nicht leicht. Über das Dorffest in Zethlingen, das im gleichen Zeitraum stattfindet, ärgert er sich etwas, denn das hätte besser koordiniert sein können.

Ihm bereite auch die Zukunft der Werkstatt etwas Sorgen, fügt er hinzu. Er werde im nächsten Jahr 70 Jahre alt, und auch der Kollege Lothar Mittag gehe in zwei bis drei Jahren in den Ruhestand. Was wird dann aus dem Projekt?

Zu Donnerstag hat Frey den Staatssekretär für Kultur, Dr. Gunnar Schellenberg, nach Zethlingen eingeladen, von dessen Ressort er sich Unterstützung für die Langobarden-Werkstatt in Zethlingen erhofft. Denn immerhin hatten im vergangenen Jahr allein 4600 Schulkinder die Werkstatt besucht. Und das müsse gefördert und auch noch weiter ausgebaut werden. So könne er sich auch Seminare für Lehrer in Zethlingen vorstellen.