1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Gleiche Arbeit mit weniger Personal

Lehrermangel Gleiche Arbeit mit weniger Personal

Das Land ordnet pädagogische Mitarbeiter von der Salzwedeler „Schule unterm Regenbogen“ ab.

Von Fabian Laaß 02.09.2016, 01:01

Salzwedel l Der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt zwingt das Land zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Nach der Öffnung der Lehrerstellen für pädagogische Mitarbeiter und den damit verbundenen Bewerbungen bei der letzten Stellenausschreibung im Juli fehlen diese an Grund-, Förder- und Gemeinschaftsschulen. Um die Versorgung mit pädagogischen Mitarbeitern vorerst abzusichern, hat das Kultusministerium kurzfristig die Bedarfsparameter für Grund- und Förderschulen geändert.

Mit der Förderschule für Geistigbehinderte „Schule unterm Regenbogen“ ist auch eine Salzwedeler Einrichtung von der Abordnung betroffen. Für die Dauer von zunächst einmal sechs Monaten muss die Schule mit geringerem Personal die gleiche Arbeit leisten.

Die GEW sieht durch die Entscheidung des Landes die Grundpfeiler der schulischen Arbeit gefährdet. „Damit brechen an einigen Schulen, auch im Altmarkkreis Salzwedel, die Schulkonzepte zusammen und wichtige Aufgaben können nicht mehr wahrgenommen werden. Die Auswüchse dieser haarsträubenden Entscheidung werden erst in den nächsten Wochen und Monaten bei Kindern, aber auch bei Eltern und Lehrern zu spüren sein“, sagt Jens Bierstedt, Vorsitzender des GEW-Kreisverbandes Westliche Altmark.

Die pädagogischen Mitarbeiter würden in der Schul-eingangsphase, bei der Unterstützung von Inklusions- und Migrationsprozessen, aber auch bei der Absicherung von Schwimmbegleitungen oder Pausenaufsichten fehlen. „Die Abordnung stellt gerade für die Förderschulen einen beträchtlichen Einschnitt in der Unterrichtsqualität dar. Eine breite öffentliche Front von Eltern, Schülern und Lehrern ist notwendig, um diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen“, ruft Jens Bierstedt auf.

Das Kultusministerium ist sich der schwierigen Situation für die abgebenden Schulen bewusst. „Es ist uns völlig klar, dass wir das Tischtuch nur zu der einen Seite heran- und so von der anderen Seite wegziehen“, erklärte Stefan Thurmann, Sprecher des Kultusministeriums, auf Volksstimme-Anfrage.

Der Bedarf an pädagogischen Mitarbeitern sei allerdings so groß, dass das Ministerium im Moment keine andere Lösung sehe. „In der vergangenen Legislaturperiode gab es keine Einstellungen von pädagogischen Fachkräften. Deshalb mussten die Betreuungsparameter in diesem Bereich von uns angepasst werden“, berichtete Stefan Thurmann.

Der Ministeriumssprecher bestätigte die zeitliche Befristung der Abordnung auf sechs Monate. „Bis dahin sollten die Haushaltsgespräche kurz vor dem Ende stehen. Dann werden wir wissen, wie es mit den pädagogischen Mitarbeitern weitergeht.“ Um die Situation so reibungslos wie möglich zu handhaben, würden Gespräche mit den betroffenen Schulen und Mitarbeitern geführt werden.

Die Salzwedeler „Schule unterm Regenbogen“ war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der Landtag diskutiert am 2. September über die Abordnung von pädagogischen Mitarbeitern.