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Mellin Verkehrsinseln haben eine Chance

Die Melliner wünschen sich Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung. Jetzt stellte das Land Vorplanungen für Verkehrsinseln in Aussicht.

Von Walter Mogk 21.10.2016, 13:23

Mellin l Seit die Umleitung für den Schwerlastverkehr wegen der gesperrten Bromer Ortsdurchfahrt durch das Dorf führt, ist die Verkehrsbelastung für die Anwohner an der Bundesstraße 248 in Mellin noch größer geworden. Und die Geschwindigkeiten, mit denen die Fahrzeuge von beiden Richtungen in den Ort hineinrauschen, liegen nicht selten weit über den erlaubten Tempo 50. Vor allem von Brome aus, wo es bergab und kerzengerade nach Mellin rein geht, wird ordentlich Gas gegeben. Aus der anderen Richtung bremst zumindest die gefährliche Kurve an der Kirche etwas ab.

Um ihrer Forderung nach Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung Nachdruck zu verleihen, haben die Melliner im vorigen November einen Brief an die Landesstraßenbaubehörde verfasst. „Wir hatten die Hoffnung, dass im Zuge des Radwegebaus von Ahlum nach Mellin vielleicht auch eine Verkehrsinsel am Ortseingang mit gebaut werden kann, die die Kraftfahrer etwas abbremst“, berichtete Hans-Werner Lemme bei der Vor-Ort-Beratung, zu der sich am Mittwoch Vertreter von Kreis, Verbandsgemeinde, Polizei, Feuerwehr und Landesstraßenbaubehörde in Mellin trafen.

„Die Autofahrer müssen zum Bremsen gezwungen werden. Erst wenn es weh tut, wirkt es“, ist sich Lemme sicher und sieht trotz der verpassten Chance beim Radwegbau nach wie vor im Bau der Verkehrsinseln beziehungsweise Baumtore die beste Lösung. „In Niedersachsen ist das so üblich und selbst Mehmke hat so etwas bekommen - und das ist dort eine Kreisstraße“, meinte er. Die jetzige Situation sei eine massive Einschränkung der Lebensqualität der Anwohner und könne nicht länger hingenommen werden.

Auch Mellins Interessenvertreter Martin Tessmer setzt auf die Baumtore. „Wir brauchen eine solche mittelfristige Lösung, damit die Geschwindigkeit verringert wird“, erklärte er. Tessmer selbst wohnt im letzten Haus nach Brome raus und bekommt die Raserei tagtäglich hautnah mit.

Dass die Verkehrsbelastung und auch die Geschwindigkeitsübertretungen auf der B 248 massiv sind, bestätigt das Ergebnis der Zählung, die die Landesstraßenbaubehörde im Oktober vorgenommen hat. Über 24 Stunden wurde jeweils 200 Meter hinter dem Ortseingangsschild aus beiden Richtungen jedes Fahrzeug mit seiner gefahrenen Geschwindigkeit per Radar registriert. Ergebnis: 2100 Fahrzeuge rollten aus Richtung Brome, 2127 aus Richtung Ahlum in den Ort ein. Zehn Prozent davon waren Schwerlaster.

Aus Richtung Brome wird am meisten gerast. Bis zu 30 Prozent der erfassten Fahrzeuge hatten bei der Zählung sogar tagsüber mehr als Tempo 50 auf dem Tacho. Aus der anderen Richtung waren es zumeist unter zehn Prozent. Hier stieg die Raserquote erst ab 20 Uhr mächtig an, auf 17 bis 30 Prozent. „Das subjektive Empfinden der Anwohner können wir insgesamt also bestätigen“, meinte Manfred Krüger, Stendaler Niederlassungsleiter der Landesstraßenbaubehörde.

Eine Möglichkeit zur Disziplinierung der Kraftfahrer wären stationäre Blitzer, die laut Krüger in Ziegenhagen und Buchholz an der B 189 im Landkreis Stendal „ihre Wirkung nicht verfehlen“. Doch für deren Aufbau ist das Technische Polizeiamt des Landes zuständig. Und das setzt den Fokus auf Unfallschwerpunkte. Dass die Melliner Ortsdurchfahrt ein solcher nicht ist, bestätigte die Polizei. So habe es dort in zehn Jahren gerade einmal 40 Verkehrsunfälle gegeben.

Bleiben die Verkehrsinseln. „Es wäre sicherlich möglich, die Fahrbahn aus Richtung Ahlum kommend am Ortseingang etwas zu verschwenken und auch aus Richtung Brome die Fahrspur ein bisschen auszulenken“, meinte Manfred Krüger und sagte zu, auf der Grundlage von Luftbildern entsprechende Gestaltungsvorschläge zu erarbeiten. Über diese könne dann im nächsten Frühjahr diskutiert werden. Passt alles, wäre möglicherweise 2018 Baubeginn.

Allerdings warnte Krüger vor zu hohen Erwartungen an die Baumtore. „Die Ortsdurchfahrt ist lang genug, dass anschließend wieder Gas gegeben werden kann“, meinte er. Zudem sei mit Lärm durch quietschende Reifen im Bereich der Verkehrsinseln zu rechnen.

Eine weitere gefährliche Stelle im Ort ist die Kreuzung an der Kirche. Die Einsicht von den Nebenstraßen ist aufgrund der Kurve schlecht, das Tempo der Fahrzeuge auf der Hauptstraße hoch. Dazu kommen Radfahrer, die hier mangels entsprechender Radwege auf der Fahrbahn unterwegs sind. „Hier sollten wir über Tempo 30 nachdenken. Allerdings nur für diesen Abschnitt, nicht für die ganze Ortsdurchfahrt“, regte Manfred Krüger an. Die Verkehrsbehörden sagten zu, diese Möglichkeit zu prüfen. Eine Fußgängerampel im Ort hat dagegen aufgrund zu geringer Frequenz an Fußgängern kaum Chancen.