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Mord und Totschlag Wer nicht hören will, muss sterben

Bei unseren Vorfahren rollten vor wenigen Hundert Jahren noch regelmäßig Köpfe. Salzwedel bildete keine Ausnahme.

Von Marco Heide 19.10.2016, 01:01

Salzwedel l Die Soltquellensien, ein Buch von Elias Hoppe, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen ist, bietet einen schaurigen Einblick in die Verbrechensgeschichte Salzwedels und in die brutale Bestrafung der Täter. Die Aufzeichnungen beginnen 1511. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sorgten mehrere Sexualdelikte in der Stadt für Aufsehen.

1564 starb Joachim Gercke durch das Schwert, weil er „Blutschande mit seiner leiblichen Tochter getrieben“ habe, berichten die Soltquellensien. Auch die Tochter kam nicht ungeschoren davon – Staupenschlag und Landes-Verweisung. Beim Stäupen wird der Verurteilte an den Pranger gestellt und dann mit Peitsche, Lederriemen oder anderen Schlagwerkzeugen verprügelt.

Ein Seitensprung endete 1572 für Hans Albrechten tödlich. Er schlief nicht nur vor der Hochzeit mit Emerentia Lemmen, sondern auch 14 Tage nachdem sie Hans Lüdeken heiratete. Das kostete Hans Albrechten den Kopf. Im gleichen Jahr wurde Lorenz Wetlen mit dem Schwert der Kopf abgeschlagen. Grund: Er zeugte mit seiner Mutter drei Kinder, die sie alle abtrieben.

Das Köpfen mit dem Schwert war zur damaligen Zeit schon fast eine humane Strafe – wenn der Scharfrichter sein Handwerk verstand. Am 15. April 1614 erstach der Kaufgeselle Dieterich Schultze unter dem Torweg des St. Annen Klosters, welches sich einst am Nicolaiplatz befand, mit einem Degen seine Eltern. Laut den Soltquellensien wurde Dieterich Schultze als Strafe vier mal mit Zange gezogen, geschleift und zum Abschluss gerädert. Seine Hand soll noch drei Tage nach der Hinrichtung geblutet haben.

Diebstähle, die heutzutage Geldstrafen oder kurze Freiheitsstrafen mit Bewährung nach sich ziehen, bestraften die Richter vor rund 400 Jahren mit dem Tode. Der Schäfer Hieronymus Hagemann aus Audorf baumelte am 17. Januar 1617 in Salzwedel am Strick, weil er als Schweine- und Schafdieb unterwegs war. Seine Frau Emerentia Elers aus Uelzen, die sich an den Taten beteiligte und ihrem Mann half, folgte ihm am 5. Februar. Sie beförderte der Henker mit dem Schwert ins Jenseits.