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Nach KellerbrandAnzeige gegen die Feuerwehr

Nach dem Kellerbrand in der Buchenallee hat Anwohnerin Ramona Binde Anzeige gegen die Feuerwehr in Salzwedel gestellt.

Von Fabian Laaß 27.09.2016, 01:01

Salzwedel l Anzeige gegen die Salzwedeler Feuerwehr. Nach dem Kellerbrand in der Buchenallee 7 wirft Ramona Binde, Bewohnerin des Hauses, den Brandbekämpfern vor, sie und ihre vier Kinder nicht gerettet zu haben.

„Das war unterlassene Hilfeleistung. Wir haben vier Stunden auf dem Balkon gestanden“, erinnert sich die Salzwedelerin. Die Wohnung sei sehr verqualmt gewesen. Dort zu bleiben, wäre lebensgefährlich gewesen, ist sich Ramona Binde sicher. „Die Lungen haben uns weh getan. Meine Kinder und ich haben Probleme beim Atmen gehabt“, schildert sie.

Auf einem anderen Balkon hätten Nachbarn gestanden, die die Familie registrierten. „Die Nachbarn haben dann die Feuerwehr informiert, dass wir noch auf dem Balkon stehen. Es sollten wohl auch Einsatzkräfte zu uns kommen, aber anscheinend hat uns niemand ernst genommen“, sagt Ramona Binde.

Mehrmals habe sie in die verrauchte Wohnung zurückgehen müssen, um den Kindern etwas zu trinken und anzuziehen zu holen. „Wir hatten sehr große Angst. Deshalb kann ich nicht verstehen, warum sich keiner um uns gekümmert hat.“

Auch nach Beendigung der Löscharbeiten hat sich die Feuerwehr nach Aussage der Salzwedelerin nicht blicken lassen. „Wir wurden nicht gefragt, ob uns etwas fehlt und auch nicht untersucht“, so Ramona Binde.

Deshalb habe sie Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung bei der Polizei erstattet. Das bestätigte Polizeisprecher Frank Semisch auf Volksstimme-Nachfrage. „Es gibt eine Anzeige. Wir haben die Ermittlungen aufgenommen“, erklärte er. In der Stadtverwaltung war man am Montag überrascht von der Nachricht. „Wir haben bis jetzt noch keine Information zu einer Anzeige bekommen“, sagte Andreas Köhler, in der Stadtverwaltung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Priorität für die Brandbekämpfer habe die Eindämmung des Kellerbrandes und die Verhinderung der weiteren Rauchentwicklung gehabt.

„Dazu sind von Einsatzleiter Mario Müller Atemschutzgeräteträger ins Treppenhaus geschickt worden, um Bewohner zu bergen. Der Kellerbrand war nicht auf der Seite des Gebäudes, an der die Balkone angebracht sind“, erklärte Andreas Köhler. Mario Müller habe die Drehleiter nicht auf der Balkonseite eingesetzt, weil die Rauchentwicklung auf der anderen Gebäudeseite stärker gewesen sei.

„Nachdem der Brand unter Kontrolle war, haben Feuerwehrleute noch zwei Mal die Treppenhäuser im gesamten Gebäude kontrolliert und an die Wohnungstüren geklopft. Hätte ein Notfall vorgelegen, hätten sich die Bewohner bemerkbar machen können“, sagte der Mitarbeiter des Marketingamtes.

Unterdessen sitzt der 26-jährige, mutmaßliche Brandstifter in Untersuchungshaft in Bernburg. Die Polizei hat den Fall für weitere Ermittlungen an das Fachkommissariat 2 in Stendal abgegeben.