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Protest Kabel muss unter die Erde

Über die geplante 110-Kilovolt-Freileitung von Tylsen nach Kunrau informierten die Initiatoren einer Bürgerinitiative in Beetzendorf.

Von Walter Mogk 31.03.2017, 15:00

Beetzendorf l Und sie kam doch. Offenbar aufgeschreckt durch die Kritik von Bürgermeistern und Räten an der Absage ihres Auftritts bei der Informationsveranstaltung zur 110-Kilovolt-Freileitung in Beetzendorf, ließ sich die Avacon in Gestalt von Kommunalreferent Andreas Forke und Pressesprecherin Corinna Hinkel überraschend im Beverhotel blicken. Wenn auch größtenteils als stiller Zuhörer, „aber immerhin“, wie der Käcklitzer Dirk Frenzel anerkennend meinte.

Frenzel und Enrico Lehnemann aus Groß Gischau führten durch den Abend, der ursprünglich ganz anders geplant war. „Es ist schade, dass die Avacon nicht auf Augenhöhe diskutieren wollte und lieber am 10. April eine eigene Veranstaltung macht“, bedauerte Lehnemann.

Von Corinna Hinkel gab es die Erklärung für die Absage: Man habe während der Veranstaltungen zum Thema im Klötzer Raum festgestellt, dass „sehr viele detailreiche und fundierte Fragen der Bürger aufgekommen sind, die wir nicht beantworten konnten“. Deshalb habe man „Fachleute aus unserem Haus“ hinzuziehen wollen, die aber erst am 10. April kommen können.

Enrico Lehnemann berichtete, dass man 2015 das erste Mal auf das Stromtrassenprojekt gestoßen sei. Damals hätten die Mitstreiter der Bürgerinitiative, die sich gegen den Bau eines Windparks in der Jeetzeniederung wendet, zwischen Käcklitz und Siedenlangenbeck eine Ornithologin bei der Erfassung von Vogelarten getroffen. „Auf die Frage, für welches Projekt sie das macht, sagte sie, dass sie darüber nichts sagen darf“, erzählte Lehnemann.

Im September 2015 sollen laut Avacon die Träger öffentlicher Belange über die Pläne informiert worden sein. „Doch das kann nicht stimmen“, meinte Dirk Frenzel. Im darauf folgenden Jahr sei eine Anfrage im Beetzendorfer Rat vom Bürgermeister noch negativ beschieden worden. Erst später habe die Gemeinde die offizielle Information erhalten.

Und auch die Verhandlungen mit den Flächeneigentümern, die laut Avacon ab Juli 2016 stattfanden, seien sehr viel früher gestartet. „Ich weiß von einem Landbesitzer, der schon 2014 Geld für die Eintragung von Dienstbarkeiten von der Avacon erhalten hat“, erklärte Frenzel.

Die Vermutung der Freileitungsgegner: Das Projekt ist schon weit fortgeschritten. „Aber es ist noch nicht zu spät, dagegen etwas zu unternehmen, um die Zerstörung unseres Lebensraumes zu verhindern“, machte Dirk Frenzel den zahlreichen Bürgern Mut, die aus den Regionen Klötze, Kuhfelde und Beetzendorf ins Beverhotel gekommen waren.

Für die Kritiker ist klar, dass es sich bei dem 34 Kilometer langen Ringschluss um eine Entsorgungsleitung handelt, über die der weit über den eigentlichen Verbrauch hinaus erzeugte Wind- und Solarstrom abtransportiert werden soll. Dazu ist der Energieversorger gesetzlich verpflichtet, weshalb das Projekt nicht gänzlich zu verhindern ist. „Aber wir wollen wenigstens, dass die Leitung unter der Erde verlegt wird“, forderte Dirk Frenzel.

Ein Erdkabel ist verpflichtend, wenn dessen Kosten gegenüber denen für eine Freileitung das 2,75-fache nicht übersteigen. Die Berechnungen der Avacon, die von 300 000 Euro pro Kilometer Freileitung und 1,2 Millionen Euro pro Kilometer Erdkabel ausgeht, bezweifelten Frenzel und Lehnemann.

„Ich glaube, dass ein Erdkabel weitaus günstiger ist“, erklärte der Käcklitzer und verwies auf ein wissenschaftliches Gutachten aus dem Land Brandenburg.

Da es sich nicht um eine Versorgungsleitung handelt, müssen die Landeigentümer den vorgelegten Verträgen nicht zustimmen. „Und sie können auch nicht enteignet werden“, betonte Enrico Lehnemann. Die Ablehnung des Baulasteintrags durch Eigentümer und Gemeinden sei ein Hebel, um die Freileitung zu verhindern, so Dirk Frenzel.

Die anderen seien das Engagement von Bürgern, Räten und Bürgermeistern der Region sowie das Hinterfragen der Kostenkalkulation der Avacon. „Ich bin mir sicher, dass wir das Projekt verändern können, wenn wir uns zusammen tun“, zeigte sich Frenzel optimistisch.

Unterstützung erhielten die Freileitungsgegner am Dienstag nicht nur von Klötzes Bürgermeister Uwe Bartels, sondern auch von seinem Beetzendorfer Amtskollegen Lothar Köppe. „Ich bin der Meinung, dass die Leitung in die Erde gehört. Wir bauen berechtigterweise Krötentunnel und Brücken für Rehe, dann sollten wir hier auch mal an die Menschen und ihre Lebensqualität denken“, erklärte er.