1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Ehrenamt mit Herausforderung

Ehrung Ehrenamt mit Herausforderung

Ohne Bürokratie keine Hilfe für von Gewalt bedrohte Frauen: Sabine Rönnefahrt und Gundula Köhler erhalten den Blumenstrauß des Monats.

Von Uta Elste 12.11.2016, 02:00

Salzwedel l „Als Trägerverein des Frauen- und Kinderhauses sind wir sozusagen Arbeitgeber für derzeit drei Mitarbeiterinnen“, erläutert Sabine Rönnefahrt. Und das bedeutet für die Vereinsvorsitzende und ihre Stellvertreterin Gundula Köhler ganz viel Bürokratie und Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten, um den Betrieb des Hauses abzusichern. Wie fühlt man sich denn so als Chef? Für Sabine Rönnefahrt ist das keine neue Erfahrung. „Ich habe einige Jahre einen Hort geleitet und dann die Familienhilfe aufgebaut. Wir agieren hier nicht von oben, sondern mit den Mitarbeitern“, sagte sie. „Wir stimmen alles miteinander ab, das ist völlig komplikationslos“, ergänzt Gundula Köhler. Sabine Rönnefahrt, Gundula Köhler sowie die anderen Mitstreiterinnen übernehmen Vereinsaufgaben, kümmern sich etwa um Spenden oder planen gemeinsam Aktionen, beispielsweise zum Freitag, 25. November, dem Tag gegen Gewalt. „Direkt mit den hier im Haus lebenden Frauen arbeiten wir nicht zusammen, das ist die Aufgabe der Mitarbeiterinnen“, erklärt Sabine Rönnefahrt. Gelegentlich sind sie in den 24-stündigen Bereitschaftsdienst eingebunden.

Aber wie kamen sie überhaupt zum Trägerverein des Frauenhauses? Über ihre Arbeit für die Familienhilfe und als Stadtratsmitglied hatte Sabine Rönnefahrt die Gründung des Hauses verfolgt. Eines Tages sei sie dann von Brigitte Blauth und Iris Jugl, den Gründerinnen des Hauses, gefragt worden, ob sie nicht mitarbeiten möchte. „Und dann hatte ich gleich eine Leitungsfunktion“, erinnert sich Sabine Rönnefahrt, die seit 2004 den Vereinsvorsitz inne hat.

Gundula Köhler erzählt über sich, dass sie schon immer eine soziale Ader gehabt habe. „Eigentlich wollte ich Kinderkrankenschwester werden.“ Doch das habe nicht geklappt. Stattdessen habe sie eine Ausbildung als Buchhalterin absolviert.

Als sie dann mit 60 in Rente ging, suchte sie nach einer Möglichkeit, sich zu engagieren. „Ich war noch nicht reif für Zuhause.“ Mehrfach fuhr sie am Frauenhaus vorbei, bis sie eines Tages kurzentschlossen anhielt, klingelte und ihre Mitarbeit anbot. Die Erfahrungen als Buchhalterin kamen ihr zugute, als sie sich im Vorstand zunächst als Kassiererin um die Finanzen kümmerte. „Was genau da auf mich zukam, wusste ich eigentlich nicht. Aber ich bereue das Klingeln nicht. Wenn ich gerufen werde, dann komme ich“, sagt Gundula Köhler, die auch Mitglied im Verein Kinderträne, dem Förderverein der Kinderklinik des Altmark-Klinikums ist.

Einmal in der Woche treffen sie sich mit Liane Kretschmer und Ursula Binde, den beiden Mitarbeiterinnen des Frauenhauses. Allein die Haushaltsplanung ist umfangreich. Dazu kommen regelmäßige Qualifikationen, um im Vereinsrecht auf den neuesten Stand zu sein.

Als ermutigend und motivierend schätzen beide die Zusammenarbeit mit dem Altmarkkreis Salzwedel und allen zuständigen Behörden ein. „Das gibt uns immer wieder Kraft zum Weitermachen“, sagt Sabine Rönnefahrt. Denn es habe auch sorgenvolle Zeiten, als beispielsweise die Straße vor dem Haus ausgebaut wurde. Möglicherweise habe die schlechte Erreichbarkeit Frauen abgeschreckt, mutmaßen Sabine Rönnefahrt und Gundula Köhler. Schweren Herzens entschloss sich der Verein, die Plätze zu reduzieren. Heute ist das Frauenhaus komplett belegt, mitunter müssen Frauen auch an andere Einrichtungen verwiesen werden.

Ihre oberste Priorität sei der Erhalt des Hauses und der Erhalt der Abeitsplätze der Mitarbeiterinnen. Jeder kleine Erfolg ist Anlass zur Freude, wenn es etwa gelungen ist, mit Spenden einen kleinen Spielplatz zu errichten. „Es ist ein Ehrenamt mit Herausforderungen, sind sich Sabine Rönnefahrt und Gundula Köhler einig.