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Sparkasse Vorstandsgehälter bleiben geheim

Wie viel verdienen die Vorstände der altmärkischen Kreissparkassen? Darüber hüllen sich beide Kreditinstitute in Schweigen.

Von Antje Mewes 02.10.2016, 11:22

Salzwedel/Stendal l Die neuen Geschäftsberichte der Kreissparkassen sind seit einigen Wochen im Internet unter www.bundesanzeiger.de kostenlos abrufbar. Das gaben beide Kreditinstitute per Anzeige bekannt. Eine besonders spannende Zahl fehlt indes in beiden Geschäftsberichten 2015 – die der Gesamtbezüge der Vorstände.

Für das Jahr 2014 hatte die Stendaler Sparkasse diese Zahl erstmals ausgewiesen: 474 000 Euro waren es damals. Deren Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Jörg Achereiner begründet das auf Volksstimme-Nachfrage so: „Der Grund dafür liegt darin, dass es 2014 insgesamt vier Vorstandsmitglieder gab.“ Ab vier Vorstandsmitgliedern pro Jahr sehe der Ostdeutsche Sparkassenverband (OSV) als Prüfungsverband eine Offenlegungspflicht vor. „Bei nur zwei Organmitgliedern wird dies verneint, da dann aus der Gesamtsumme auf die Einzelvergütung geschlossen werden könnte“, erläutert Achereiner.

Auf diese Regel berufen sich auch die Salzwedeler Sparkassenvorstände Ulrich Böther und Andreas Störmer. Auf Anfrage der Volksstimme teilen sie schriftlich mit: „Sämtliche gesetzlichen Anforderungen zur Offenlegung von Gehältern werden bei Sparkassen eingehalten.“ Die Bezüge richteten sich nach den Vergütungsempfehlungen des OSV. Sie seien mit den Sparkassenaufsichten, die zu den Finanzministerien der Bundesländer gehören, abgestimmt. „Sie liegen innerhalb des Rahmens der Institutsvergütungsverordnung“, informiert Kristin Köhne aus dem Vorstandssekretariat. Deutlicher wird auf nochmalige Anfrage zu den Gründen der zurückhaltenden Informationspolitik Vorstandsmitarbeiterin Gabriela Arnold: „Warum sollen wir mehr veröffentlichen, als wir müssen?“

Nicht alle Sparkassen halten sich an die Kann-Bestimmung des Verbandes. So weisen in Sachsen-Anhalt die Stadtsparkasse Dessau 458 000 Euro für ihre beiden Vorstandsmitglieder aus, bei der Sparkasse Mansfeld-Südharz sind es insgesamt 599 000 Euro für die beiden Vorstände.

Im Gebiet des OSV wird die Offenlegung sehr unterschiedlich gehandhabt. In Thüringen haben sämtliche Sparkassen die Vorstandsbezüge ausgewiesen, in Brandenburg und Sachsen sind es rund zwei Drittel.

Dies liegt auch an den unterschiedlichen Sparkassen-Gesetzen der Bundesländer. In Nordrhein-Westfalen etwa müssen die Vorstandsgehälter sogar einzeln und samt Extravereinbarungen ausgewiesen werden. So erhielt Achereiners Vorgängerin Kerstin Jöntgen als Vorstandsvorsitzende der Stadtsparkasse in Blomberg laut Geschäftsbericht im Jahr 2015 insgesamt 179 000 Euro.

Eine Übersicht hat das Recherchenetzwerk Correctiv auf seiner Seite www.correctiv.org zusammengestellt. Gemeinsam mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und fast 600 Bürgern haben die Rechercheure die Jahresberichte von allen Sparkassen aus dem Jahr 2014 durchsucht. So konnte das durchschnittliche Gehalt der Chefs von 287 der 417 Sparkassen ermittelt werden, mit einer Spannbreite von 88 000 bis 850 000 Euro. Die Salzwedeler Sparkasse taucht in der Auswertung von Correctiv ebenfalls auf, aber nur mit der Anzahl der Vorstände ohne die Höhe der Bezüge.

Die Gehälter der Vorstands-chefs der Volksbanken und Raiffeisenbanken werden selten veröffentlicht. „Die meisten Vorstände möchten ihr Gehalt nicht verraten. Das Gehalt sei Privatsache. Wir sehen das anders. Sparkassen nehmen als kommunales Kreditinstitut eine besondere Rolle in unserer Bankenwelt ein“, begründet das Correctiv-Team seine Transparenz-Offensive.

Verbindlich ausgewiesen werden müssen überall die Aufwandsentschädigungen für die vom Kreistag bestimmten Mitglieder des Verwaltungsrates. Der hat bei der Sparkasse Altmark West 20 Mitglieder, Kommunalpolitiker und Angestellte des Kreditinstituts. Erstere erhielten laut Geschäftsbericht 2015 für ihre Tätigkeit insgesamt Bezüge in Höhe von 39 000 Euro. In Stendal waren dies für die 13 Kommunalpolitiker 52 000 Euro.

Auch die Kredite – die überdies nicht zu Sonderkonditionen vergeben werden dürfen – sind im Geschäftsbericht auszuweisen: Im Altmarkkreis wurden den Vorständen Kredite in Höhe von 86 000 Euro und den Mitgliedern des Verwaltungsrats in Höhe von 643 000 Euro gewährt.

Die Stendaler Vorstandsmitglieder erhielten Kredite einschließlich zu deren Gunsten eingegangener Haftungsverhältnisse in Höhe von 5000 Euro und die Mitglieder des Verwaltungsrates in Höhe von 812 000 Euro, steht im Geschäftsbericht für 2015.