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St. Georg Salzwedel Altarkreuz als Brechstange benutzt

Einbruch im Gemeindezentrum Sankt Georg: Täter stahlen Schmuck, Spenden und Laptops. Selbst das Altarkreuz wurde stark beschädigt.

Von Dan Tebel 20.06.2016, 21:00

Salzwedel l Kopfschüttelnd hält Joachim Thurn gestern Vormittag das verbogene Altarkreuz in der Hand. Traurig und verärgert zugleich fährt er mit den Fingern über das krumme Messing. „Dass man keinen Respekt davor hat, es als Werkzeug zu benutzen, ärgert mich am meisten“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme.

Rückblick: Als der Pfarrer der Kirchengemeinde St. Georg am Sonnabendmorgen um halb neun als erster das Gemeindehaus am Perver betreten will, kann er nicht glauben, was er sieht: Das kleine Fenster neben der Eingangstür ist zertrümmert, die Türen zu Gemeinde- und Pfarrbüro sind aufgetreten. Das Arbeitszimmer des Pfarrers gleicht einem Schlachtfeld: Dokumente liegen auf dem Boden, Schränke und Tresor stehen offen. Alles wurde durchsucht und verwüstet.

Für Joachim Thurn bleiben etliche offene Fragen. Und doch wagt er eine erste Rekonstruktion des Tathergangs: Vermutlich zerstörte ein Einbrecher zuerst das schmale – und inzwischen neu verglaste – Fenster neben dem Eingang zum Gemeindehaus, stieg in das Haus, öffnete im hinteren Teil ein größeres Fenster und ließ eventuelle Mittäter in das Gebäude, sagt er. Dort wurden dann die Büroräume verwüstet und der historische Kirchenschlüssel gestohlen. Anschließend setzten die Täter ihren Raubzug im Gotteshaus fort.

Der Versuch dort, mit einem Kerzenständer den Opferstock, ein kleiner Kasten für Geldspenden, aufzubrechen, scheiterte. Der Ständer zerbrach. Doch die Täter ließen nicht locker: Sie bedienten sich am heiligen Altarkreuz, nutzten es als Brechstange. Den Opferstock hebelten sie damit aus der Wand und nahmen es mit, das Kreuz wurde stark verbogen.

Joachim Thurn ist noch gestern fassungslos über die Tat. Lediglich 12,50 Euro hätten sich in der Kollekte befunden, erzählt er. „Für so einen lächerlichen Betrag so viel Schaden anzurichten, ist für mich nicht nachvollziehbar“, betont er.

Das Kreuz hat für den Gläubigen Christen starke symbolische Bedeutung: „Wieviele Messen damit schon abgehalten wurden...“, sagt er und ergänzt: „Man kann von Glück reden, dass hier in der Kirche nicht weiter randaliert wurde“.

Über den Grund für den Einbruch kann Joachim Thurn nur mutmaßen: „Es gibt sicherlich viele, die mit der Kirche nichts anfangen können. Aber so wenig Respekt zu haben, ist sehr bedauerlich.“ Ein Einbruch in das Gotteshaus sei ihm in seinen 13 Jahren in Salzwedel noch nicht widerfahren.

Neben Büroräumen und Kirche durchwühlten die Einbrecher auch die Wohnung der Familie Wende im ersten Stock. Auch dort hielten sie sich schadlos: Technische Geräten, darumter zwei Laptops und Kameras, ließen sie ebenso mitgehen wie zwei goldene Ohrringe der Urgroßmutter. Ein Schock für Juliane Wende, die mit ihrem Mann und den drei Kindern erst seit einem Monat hier wohnt.

Selbst vorm Kinderzimmer machten die Täter nicht halt, zerschlugen eine Spardose mit mehr als 100 Euro. Ihre Tochter habe Angst, dass die Einbrecher wiederkommen, erzählt Juliane Wende. Die Polizei hat unterdessen die Ermittlungen aufgenommen. Unter 03901/8480 bittet sie um Zeugenhinweise.