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Tasse Kaffee Weihnachten ohne Buch undenkbar

Brigitte Wiswede ist Bibliothekarin mit Leib und Seele. Darüber erzählt sie in der Serie "Auf eine Tasse Kaffee...".

Von Walter Mogk 10.07.2016, 05:00

Beetzendorf l Wenn Brigitte Wiswede ihren Arbeitsplatz in der Beetzendorfer Bibliothek betritt, schaut sie durch die Fenster auf viel Natur. „So einen Blick hat nicht jeder. Manchmal hole ich vor der Arbeit meine Kamera raus und mache ein Foto“, erzählt die Hobbyfotografin, die seit fast 38 Jahren die Bücherei leitet. Eine Arbeit, die ihr unheimlich Spaß macht. „Ich habe viel mit Menschen zu tun und darf Kinder fürs Lesen begeistern. Was gibt es Schöneres?“, freut sich die Darnebeckerin.

Für Brigitte Wiswede gehörten Bücher von Kind auf dazu. „In unserer Familie wurde gern gelesen. Weihnachten oder Geburtstage ohne Buch auf dem Gabentisch waren undenkbar“, berichtet sie. In Waddekath, wo sie aufgewachsen ist, habe sie schon früh regelmäßig die kleine Dorfbücherei aufgesucht und sich Lesestoff mit nach Hause genommen. Wichtig sei auch das Vorlesen gewesen, das sie bei ihren Kindern ebenfalls praktizierte. „Und die geben es jetzt an meine Enkel weiter. Wenn sie mich besuchen, wissen sie genau, wo die Bücher sind, und Oma muss etwas vorlesen“, schmunzelt sie.

Dass sie einmal eine Bibliothek leiten würde, hätte sie sich nie träumen lassen. Denn eigentlich wollte sie Lehrerin werden. Doch Schwierigkeiten mit der Stimme versperrten den Berufsweg. Ihr Pädagogik-Studium in Rostock durfte sie zwar mit Diplom beenden, aber statt Schüler zu unterrichten, hieß es, sich nach einer anderen Arbeitsstelle umzusehen. Die bot sich 1978 in Beetzendorf an, wo die Gemeinde jemanden suchte, der ganztags die Bibliothek betreut. „Da habe ich sofort zugesagt, musste mich aber noch qualifizieren“, erzählt Brigitte Wiswede. Also nahm sie nebenbei ein zweijähriges Fernstudium an der Leipziger Fachhochschule auf, was sie schließlich als Diplom-Bibliothekarin beendete.

In den 38 Jahren hat Brigitte Wiswede viel erlebt. Immer wieder musste die Bibliothek umziehen, die Räume ließen trotzdem stets zu wünschen übrig. Doch dann sei der Augenblick gekommen, als ihr Bürgermeister Heinrich Schmauch verkündete: „Wir bauen eine neue Bibliothek.“ Große helle Räume mit viel Platz im Neubau des Bürgerzentrums, ebenerdig gut erreichbar, entstanden 2013. „Das war ein Höhepunkt in meinem Berufsleben. Vor allem, weil ich meine Vorstellungen bei der Gestaltung mit einbringen durfte“, freut sich Brigitte Wiswede, die dem damaligen Ortschef für seinen steten Einsatz zum Erhalt der Bibliothek in dem 2000-Einwohner-Ort dankbar ist.

Und was liest sie selbst? „Ich habe kein bevorzugtes Genre“, meint sie. Gegenwartsliteratur dürfe es gern sein, auch mal ein Krimi, „etwa von Andreas Franz, um mitreden zu können“. Aber auch in Mittelalter-Romane habe sie sich schon vertieft. Und „Harry Potter“. „Zumindest bis zum vierten Band“, schmunzelt die Darnebeckerin, für die das Lesen abends im Bett einfach dazugehört.