Tourismus Camping am Chüdenwall

Mit dem Wohnmobil an der Jeetze in Innenstadtnähe übernachten ‑ das soll in Salzwedel möglich werden.

Von Marco Heide 23.03.2016, 02:00

Salzwedel l Der Wonhmobilstellplatz am Salzwedeler Freibad sei zu klein und nicht mehr zeitgemäß. Diese Meinung vertritt der Hansestädter Thomas Wnuck. Doch anstatt nur zu meckern, hat sich der Salzwedeler Gedanken gemacht, recherchiert und dem Marketing- ausschuss am Montagabend seine Idee mithilfe einer fundierten Präsentation erläutert.

Thomas Wnuck schlägt vor, den Reisemobilstellplatz vom Freibad auf den Parkplatz am Chüdenwall zu verlegen. Dort sollen nach seiner Vorstellung in der hinteren Ecke zwischen Jeetze und Hirtenweg elf Stellplätze mit Stromsäulen sowie Ver- und Entsorgungseinheiten für Wasser und Abwasser entstehen. Der Standort Freibad verfügt bereits über diese Einrichtungen, bietet aber lediglich fünf Wohnmobilen Platz. „Eine Erweiterung dieses Areals ist zwar möglich, kostet aber wahrscheinlich einen sechsstelligen Betrag“, schätzt Wnuck. Die Investition für eine Ertüchtigung des Parkplatzes am Chüdenwall betrage 40 000 Euro, hat Thomas Wnuck ausgerechnet.

Neben Faktoren wie dem größeren Flächenangebot, dem besseren Untergrund, dem schöneren äußeren Eindruck, die für den Platz an der Jeetze sprechen, gibt es aus Wnucks Sicht ein Argument, mit dem der Chüdenwall den Parkplatz am Freibad sofort aussticht: Die Wege in die Innenstadt und zu den Sehenswürdigkeiten sind viel kürzer. „Wohnmobilisten erkunden meistens zu Fuß die Umgebung. Wenn es sich vermeiden lässt, die Fahrräder abzuladen, tun sie das“, weiß Thomas Wnuck. Das bestätigt auch Wohnmobilfahrer Wolfgang Kullig, der Gast bei der Ausschusssitzung war.

Auch die Frage der Finanzierung sprach der Rechtsanwalt an. Er will die Arbeiten mithilfe von Firmen und Gastronomen stemmen. Die Stadt soll die Anlage lediglich betreiben. Aus seiner Sicht sei dieses Projekt ein guter Test, um zu sehen, inwieweit Unternehmen dazu bereit seien, etwas für die Verbesserung der Infrastruktur zu investieren, wenn die Stadt dazu nicht in der Lage sei. Thomas Wnuck sagte am Montagabend zu, dass er das Projekt weiter betreuen und auf Sponsorensuche gehen würde, wenn die Ausschüsse und der Stadtrat hinter dem Projekt stehen. Allerdings engagiere sich der Rechtsanwalt nur, wenn der Stellplatz am Chüdenwall gebaut werde, stellte er klar.

Dass in den Reisemobiltouristen ein wirtschaftliches Potential stecke, welches sich Salzwedel noch besser zu nutze machen könne, belegte der Salzwedeler mit Zahlen. Deutschlandweit sind rund 450 000 Wohnmobile unterwegs. Die meisten Nutzer sind älter als 50 Jahre, meistens zu zweit unterwegs und gehören zu den Besserverdienern. Laut einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums geben Wohnmobilisten rund 40 Euro pro Nase und Tag an dem Ort aus, an dem sie sich aufhalten.

Salzwedels Bürgermeisterin Sabine Blümel steht dem Vorhaben positiv gegenüber, wenn es Salzwedel nichts kostet. Deshalb spricht sie sich dagegen aus, die Stadt als Betreiber einzusetzen. Den gleichen Standpunkt vertrat Jost Fischer (Freie Fraktion).

Im Gespräch mit der Volksstimme zeigte sich Thomas Wnuck nicht sonderlich glücklich über die Äußerung Sabine Blümels. Ohne die Stadt als Betreiber funktioniere das Sponsoring-Konzept nicht, weil die Stadt als Empfänger der Zuwendungen auftreten müsse. Wnuck will nun in Gardelegen und Kyritz die Kosten erfragen, die dortige Stellplätze verursachen. Eines ist für ihn jedoch klar: „Wohnmobilstellplätze schreiben bestenfalls eine schwarze Null.“ Das Geld, das in den Unterhalt gesteckt werde, fließe nie direkt in die Stadtkasse zurück. Es gehe viel mehr darum, dass die Gäste Geld bei den einheimischen Unternehmen ausgeben und auf diesem Wege die Salzwedeler Wirtschaft profitiere. Deshalb wolle Thomas Wnuck trotz dieses kleinen Dämpfers das Projekt weiter verfolgen und weiter mit Zahlen unterfüttern, um schlussendlich eine Mehrheit im Stadtrat für sein Vorhaben zu gewinnen.