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Untersuchung Erdkröten gehen durch den Tunnel

Die Amphibientunnel unter der B 248 nahe Vitzke werden angenommen. Das hat eine Untersuchung ergeben.

Von Anke Pelczarski 20.11.2016, 02:00

Vitzke l „Die Weltwirtschaftskrise hat dem Naturschutz etwas gebracht“, erzählt Förster Ralf Knapp schmunzelnd. Denn das Konjunkturprogramm für die Bauwirtschaft sei im Jahr 2011 schuld daran gewesen, dass vier Amphibientunnel mit dazugehörigen Leiteinrichtungen unter und neben der Bundesstraße 248 im Bereich Neuhof – Kolonie Vitzke gebaut worden seien. Diese werden von den Tieren angenommen, hat eine Untersuchung erbracht, die die Landesstraßenbaugehörde Sachsen-Anhalt, Regionalbereich Nord, in Auftrag gegeben hat.

An elf Tagen seien die Durchlässe mit Fangzäunen abgesperrt worden. Fanggefäße seien eingegraben worden, berichtet Ralf Knapp. Insgesamt seien 41 Erdkröten, 36 Teichmolche und 1 Grasfrosch gezählt worden. „Für den kurzen Zeitraum sind das gute Zahlen“, urteilt der Fachmann. Die Amphibienanlage werde auch nach fünf Jahren noch angenommen.

Die Wanderung der Amphibien in diesem Bereich sei schon seit gut 30 Jahren bekannt. Anfang der 1980er Jahre habe sich Erich Wegner aus Siedenlangenbeck mit darum bemüht, dass die Tiere gut über die Bundesstraße kamen. „Die Amphibien fühlen sich durch die Teichkette östlich der Bundesstraße angezogen, die aus fünf Gewässern besteht und zur Fischzucht angelegt worden war“, blickt der Förster zurück. Er selbst habe 1986 die Verantwortung für die Wanderung übernommen. Schüler aus der Ökogruppe der Polytechnischen Oberschule Kuhfelde hätten ihn in der Anfangszeit unterstützt. „Wir haben aus altem Förderband eine Sperre gebaut, Eimer eingegraben und die so gesammelten Amphibien dann über die Straße getragen“, beschreibt Ralf Knapp. Im Jahr 1986 seien 1100 Erdkröten gezählt worden, die auf Wanderung waren. Die Zahl habe bis zum Jahr 1992 abgenommen, als noch 204 Tiere unterwegs waren. Bis 1994 seien es wieder 387 Erdkröten gewesen, blickt er in eine Statistik.

Nach der Wende sei ein erster grüner Zaun errichtet worden, um die Tiere aufzuhalten. Später seien Douglasien- und Robinienpfähle als Sperre aufgestellt worden, die mit Teichfolie abgedichtet worden waren. „Das musste immer freigehalten werden und war ganz schön aufwändig“, erzählt der Förster.

Insofern sei er froh gewesen, als sich im Jahr 2011 die Möglichkeit zum Bau der Amphibientunnel bot.

Um den Amphibien eine weitere Laichmöglichkeit anzubieten, sei westlich der B  248 ein neues Gewässer gebaut worden. „Doch das ist von den Tieren nicht so richtig angenommen worden. Sie wollten zu ihrem angestammten Laichort“, beschreibt Ralf Knapp.

Er wünscht sich, dass Angler, die die Teiche bewirtschaften, und Naturschützer noch besser zusammenarbeiten. „Es müssen Bereiche geschaffen werden, wo Fische nicht hinkommen. Denn diese fressen den Laich der Amphibien gern“, sagt er. Die Erdkröte vertrage das Miteinander mit Fischen noch am besten. Das verdeutliche auch die Untersuchung in diesem Jahr. Diese Art habe den größten Anteil während der Zähl-Tage gehabt.

Die etwa 80 Zentimeter hohen Tunnel unter der Bundesstraße werden aber auch von anderen Tieren genutzt. „Ab und zu installiere ich eine Wildkamera, um mehr darüber in Erfahrung zu bringen“, sagt Ralf Knapp. Diese habe schon einen Steinmarder und eine Hauskatze fotografiert. Aus Erfahrung wisse er zudem, dass Fuchs, Dachs und Iltis auch hindurch marschieren würden. Vielleicht gehört der Waschbar ebenfalls zu den Nutzern. Denn dieser sei der größte Feind der Kröten. „Er zieht den Amphibien richtig die Haut ab und frisst die Innereien“, beschreibt er. Dies führe auch zum Reduzieren der Population. „Richtige Feinde hat der Waschbär bei uns nicht. Er kann sich ungehemmt ausbreiten“, erklärt der Förster.