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Waldbad-Aus Ratlosigkeit und Verärgerung in Liesten

Bei den Liestener Waldbadfreunden herrscht nach der Schließung Resignation vor.

Von Fabian Laaß 12.07.2017, 09:55

Liesten l Gähnende Leere herrscht seit Freitagabend im Liestener Waldbad. Dort, wo sonst Kinder und Erwachsene Abkühlung im Wasser suchten oder sich in der Sonne räkelten, sind Vögel und Insekten nun die einzigen Gäste. Für viele Badegäste und auch für die Mitglieder des Waldbadvereins kam die plötzliche Schließung nicht nur völlig überraschend, sondern stößt auch auf Unverständnis. „Natürlich muss das Waldbad saniert werden. Das steht außer Frage und ich stehe auch dazu, dass hier nicht alles tiptop in Ordnung ist“, sagte Liestens Ortsbürgermeister Ulrich Keitel am Dienstag im Gespräch mit der Volksstimme. Trotzdem könne er die Ereignisse vom Freitag bisher nicht nachvollziehen. „Ich bin echt ratlos, denn ich kann hier nichts finden, das eine Gefahr für Leib und Leben darstellt.“

Bereits vor dem verspäteten Start in die Badesaison am 10. Juni waren zahlreiche Fliesen am Beckenrand ausgetauscht und gefährliche Stellen beseitigt worden. Am Tag der Öffnung hatte es sogar noch eine Abnahme durch die Stadtverwaltung gegeben. Exakt vier Wochen später ist das Waldbad geschlossen. Nach Volksstimme-Informationen hatte ein Schwimmmeister neue Berechnungen zur Chlorierung und dem Saugdruck der Pumpen angestellt und war zu dem Schluss gekommen, dass beides nicht den Richtlinien entspreche. „Man wollte uns schon lange eine Chlorgasanlage vorschreiben. Aber hier wurde täglich die Wasserqualität überprüft und sie war gut“, sagte Ulrich Keitel.

Vor drei Jahren fand ein Test der Becken-Hydraulik im Liestener Waldbad statt. Dort wurde unter anderem mit Lebensmittelfarbe die Saugkraft überprüft. Beanstandungen gab es nicht. Eine Chlorgasanlage zu installieren, wie von der Verwaltung immer wieder gefordert, sei die teuerste und unwirtschaftlichste Variante für ein solches Freibad, erfuhr die Volksstimme am Dienstagabend von einem Experten für Wassertechnik. Die handbetriebene Schwimmbadtechnik setze zudem eine fachgerechte Bedienung durch das Schwimmbadpersonal voraus. Noch im Frühjahr sei allerdings festgestellt worden, dass das Bad im Herbst nicht ordentlich winterfest gemacht worden sei. Wasser habe im Filter gestanden und sei dem Frost ausgesetzt gewesen.

„Das, was jetzt passiert ist, überrascht mich nicht. Man hat den Vorwand gefunden, um das Bad zu schließen“, meinte ein Wassertechniker. Nach Volksstimme-Informationen hatte der Verwaltung bereits vor geraumer Zeit ein Angebot für ein Bäderkonzept für die Hansestadt vorgelegen. Dieses sollte auch einen Sanierungsplan für das Liestener Waldbad beinhalten. Daraus wurde nichts.

Unter den Mitgliedern des Waldbadvereins herrscht nach den jüngsten Ereignissen Resignation vor. „Sie wissen nicht, wozu sie sich jetzt noch anstrengen sollen. Wir hatten neue Sonnenschirme gekauft und eine Bremsenfalle installiert. Jeder hat sich hier reingehauen“, berichtete Ulrich Keitel. Besonders ärgerlich: In wenigen Wochen sollte das große Sommerfest stattfinden. Dazu wurde Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht eingeladen. „Wir werden das Fest trotzdem durchziehen und wollen mit Herrn Stahlknecht über mögliche Fördermittel sprechen“, erzählte Ulrich Keitel. Am Dienstagnachmittag fand ein Gespräch der Stadt mit Vertretern des Waldbad-Vereins statt.