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11. November Bürgermeisters Schlips verstümmelt

Am 11.11. um 11.11 Uhr nahm das Unvermeidliche wieder seinen Lauf. Pünktlich auf die Sekunde begann in Barby die neue Session des Karnevals.

Von Thomas Linßner 12.11.2015, 20:15

Barby l Rund 300 Leute verfolgten gestern die Entmachtung von Bürgermeister Jens Strube am 11.11. um 11 Uhr 11 auf dem Marktplatz. Die Faschingsaktiven von Heimatfreunden und Kanuten hatten das Heft in die Hand genommen und den Stadtchef entmachtet. Die Funken beider Vereine führten Tänze auf.

Bürgermeister Jens Strubes Erscheinung verkörperte rein äußerlich Seriosität mit karnevalistischem Anstrich. Soll heißen: feiner Anzug und Narrenkappe auf dem Kopf. Wie all die Jahre zuvor, wenn er entmachtet wurde. Und Strube hatte nach eigenem Bekunden seine „beste Krawatte“ umgebunden, die er beim diesjährigen Neujahrsempfang trug. Ihr Muster politisch unverbindlich: kleine weiße Punkte auf weinrotem Grund.

Wie sich nach hartnäckigen Recherchen heraus stellte, handelte es sich in Wirklichkeit natürlich nicht um eines seiner Lieblingsstücke. Wo kämen wir denn auch hin, wenn in Zeiten kommunaler Finanzmisere die Bürgermeister von ihrer Aufwands­entschädigung Krawatten kauften, damit sie ein paar Jecken irgendwann mal abschneiden.

Was eigentlich nur zur Weiberfastnacht passiert, geschieht am 11.11. auch immer in Barby. Dem Stadtoberhaupt wird der Kulturstrick abgesäbelt. Die zehnjährige Anne Sophie Marx schnappte sich die Schere. Jens Strube machte wie immer gute Miene zum grausamen Spiel. Wie Sylvia Placke aus dem Rathaus-Empfang verriet, handelte es sich nicht gerade um die schärfste Schere. „Die benutze ich eher, um damit das Schloss des Schaukastens zu öffnen.“ Die Stadtmitarbeiterin hatte sich Tage zuvor in die Spur gemacht, um Sponsoren für Süßigkeiten zu finden. Mit Erfolg: Der Inhalt eines Bananenkartons wurde über den Köpfen des Volkes geleert, was besonders die vielen Kinder erfreute.

Barby bewies sich mit seinen beiden Faschingsvereinen mal wieder als Hochburg der Frohnaturen. Während größere Städte (wie Calbe) keinen Karnevalsverein haben, besitzt das 3800-Seelenstädtchen Barby gleich zwei davon. Derweil die Heimatfreunde mit ihrem Programm jeweils im Frühjahr beginnen, laden die Kanuten traditionell am Sonnabend nach dem 11.11. in den Rautenkranz ein. Hier geht am kommenden Sonnabend das Faschingsprogramm ab 20 Uhr über die Bühne.

Unter den Gästen waren auch Narren aus Groß Rosenburg und Schönebeck. „Bei uns besteht leider kein Interesse mehr“, winkte Rosenburgs Vereinschef Michael Pietschker ab. Volker Haring vom Felgeleber Carnevalsverein: „Wir schneiden die Krawatte vom Schönebecker Bürgermeister am Sonnabend, 11.11 Uhr, vor dem Kreismuseum in Bad Salzelmen ab.“