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Reise Extremes Training im Judoland

Schönebecker Judoka waren für eine Woche in Japan. In der Stadt Oiso besuchten sie einen Partnerverein.

Von Olaf Koch 10.08.2015, 15:13

Schönebeck/Oiso l Keinen Reis mehr! Vehement macht Madeleine Streichardt deutlich, von welchem Essen sie in den vergangenen Tagen genug hat: Morgens Reis, mittags Reis, abends Reis. Und zwischendurch? Reis! „Meine Mutti hat Verbot bekommen, Reis zu kochen“, berichtet die Jugendliche. Sie und noch weitere fünf Teilnehmer des 1. Schönebecker Judoclubs besuchten kürzlich befreundete Sportler in Oiso (Japan). Und die ungewollte Reis-Diät zeigte sich bei allen Mitreisenden zudem auch auf der Waage. Wie gut schmeckt nach sieben Tagen Asien frisches Graubrot mit Hausschlachteleberwurst ...

Den beiden Jungs der Tour – Egor Lapygin und Markus Braunersreuther – machte der kulinarische Ausflug in die Küchen im fernen Japan sichtlich Freude. Bei einem Treffen mit der Volksstimme, als sie erzählten, wie ihnen die eine Woche in Fernost gefallen hat, erinnern sich beide noch zufrieden an die Genüsse. „Nein, der Reis war kein Problem. Es gab dazu ja immer etwas anderes Schmackhaftes: mal frittiertes Hühnchen, mal Fisch“, so Egor Lapygin. Besonders hatte es den jungen Männern eine Art Rührei (mit Zucker, Sojasoße und Salz, wahlweise noch mit „Dashi“, einem japanischen Fischsud) angetan, das nicht nur kalt war, sondern auch lecker süß schmeckte.

Doch wegen des Essens machten sich die vier Schüler – Anika Wurg, Madeleine Streichardt, Markus Braunersreuther und Egor Lapygin – gemeinsam mit Trainer Uwe Schedler nicht auf die elfstündige Flugreise in die japanische Hauptstadt Tokio. Viel mehr stand der Sport auf der Matte im Vordergrund. Seit gut eineinhalb Jahren verbindet Judoka der Städte Oiso und Schönebeck ein freundschaftliches Verhältnis mit gegenseitigen Besuchen, Wettkämpfen und Trainings.

Letzteres war nach Ansicht der vier Sportler extrem – extrem schweißtreibend. „Es war nicht die Härte des Trainings, sondern die Hitze in den Hallen“, erinnert sich Egor Lapygin. Dies konnten die Schönebecker Judoka nur mit viel Wasser zum Trinken wieder ausgleichen. Auf die Matte durften die Deutschen unter anderem im weltberühmten Kodokan-Institut, eine der ältesten und bedeutendsten Judo-Schulen der Welt. Sie befindet sich in dem Tokioter Stadtbezirk Bunkyō und wurde 1882 vom Begründer des Judo, Kanō Jigorō, gegründet.

Doch nicht nur dort trainierten die Mädchen und Jungen aus Kleinmühlingen, Schönebeck, Calbe und Pretzien. Sie waren auch an einer High School eingeladen. „Dort sind alle Schüler Mitglied in einer Sport-Arbeitsgemeinschaft. Auch in den Ferien treffen sie sich regelmäßig“, berichtet Markus Braunersreuther.

Die japanischen Schüler tragen im Übrigen Schuluniformen, die von Schule zu Schule unterschiedlich gestaltet sind: Hemd oder Bluse und eine Hose, teilweise mit Tüchern, manchmal auch mit dem Schulwappen.

Neben dem Sport hatte die kleine Delegation aus der Elbestadt auch einen offiziellen Termin. Sie wurden vom Bürgermeister der Stadt Oiso im Rathaus empfangen, einer Stadt in der Kanagawa-Präfektur, die wie Schönebeck rund 32 000 Einwohner hat. Kein Besuch ohne Gastgeschenk: „Wir hatten ein Buch und eine DVD über Schönebeck dabei sowie einen Brief von Oberbürgermeister Bert Knoblauch“, erzählt Judo-Trainer Uwe Schedler. Und die Schönebecker schenkten dem dortigen Bürgermeister ein T-Shirt des Vereines. Völlig überrrascht waren die Deutschen, als der Politiker sich das Shirt überstreifte und es stolz während des gesamten Besuches trug.

Und selbst: Was haben die Jugendlichen aus dem Land der aufgehenden Sonne mit nach Europa zurückgebracht? Eigentlich das, was viele deutschen Touristen in Japan kaufen: T-Shirts, Tücher, Anime-Figuren, Süßigkeiten mit Grünem-Tee-Geschmack, Ess-Stäbchen und weitere Andenken. Und Judo-Artikel. Unter anderem landeten auch zwei schwarze Gürtel im Gepäck –echte aus Japan, dem Land des Judos.

Dies alles soll die Erinnerungen an ein Abenteuer in einem fremden Land auf der anderen Seite der Weltkugel wachhalten. Doch was den deutschen Judoka keiner nehmen kann, sind die vielfältigen Erinnerungen, die sie an Japan haben, an die netten und höflichen Menschen, an eine Millionenstadt, an laute und schrille Elektronikmärkte, an den Tokyo-Tower (einem Nachbau des Pariser Eiffelturmes) und seinem atemberaubenden Ausblick auf Hochhäuser und endlose Straßen sowie an Bahnhofsangestellte, die zur Hauptverkehrszeit Menschenmassen in U-Bahn-Wagen drängen beziehungsweise sanft schieben. Und es bleiben die Erinnerungen an das Essen – an Reis in verschiedenen Variationen.