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Vorwürfe Zirkus und Tierquälerei?

Die Tierrechtsorganisation Peta erhebt Vorwürfe gegen den Circus Belly, der am Montag seine Zelte in Calbe abbrach.

Von Andreas Pinkert 01.09.2015, 20:31

Calbe l Mit drei bunten Abend- und einer Nachmittagsveranstaltung hat der Circus Belly die großen und kleinen Gäste auf dem Heger-Festplatz begeistert. Bei dem Spektakel mit dabei war auch Schimpansenmännchen Robby, das unter anderem in einem Anzug in die Manege geführt wurde.

Das Gehege des Schimpansen sei viel zu klein und es gebe kaum Kletter- und Beschäftigungsmöglichkeiten. So lautet zumindest der Vorwurf, den der deutsche Ableger der Tierrechtsorganisation Peta seit langem gegenüber dem Zirkus erhebt. Darum fordern die Streiter für die Rechte von Tieren die Überstellung Robbys an die renommierte Schimpansenauffang- und Rehabilitationseinrichtung AAP in den Niederlanden. Es sei rücksichtslose Tierquälerei, dem letzten Menschenaffen in einem deutschen Zirkus alles vorzuenthalten, was für ihn wichtig und natürlich sei, so die Auffassung von Peta Deutschland.

Als Lüge bezeichnet Klaus Köhler, Direktor des Circus Belly, diese Anschuldigungen. „Wir haben biologische Gutachten, die sagen, dass sich Robby bei uns sehr wohl fühlt“, sagt er gegenüber der Volksstimme und ergänzt: „Ob es einem Schimpansen gut geht oder nicht, sollten Experten entscheiden, die jahrelang in der Praxis mit Primaten umgehen. Und davon hat Peta keine.“ Er sieht die Anschuldigungen eher als eine Art Werbekampagne, um die Spendeneinnahmen zu erhöhen. Robby sei 41 Jahre alt und sein ganzes Leben bereits im Circus Belly. „Er war nur mit Menschen in Kontakt. Er kenne gar keine Artgenossen. In einer Auffangstation würde er auch nur eingesperrt werden und letztendlich eingehen“, ist sich Köhler sicher. Im Zirkus bekäme er seinen Auslauf. Mitarbeiter würden sich täglich vier Stunden um ihn kümmern. Alle seine Tiere seien in sehr guter Haltung. „Wenn das nicht möglich wäre, würde ich sie doch nicht haben. Zudem werde ich in jedem Landkreis kontrolliert“, erklärt er.

So auch im Salzlandkreis, wo ein Vertreter des Veterinäramts dem Zirkus am vergangenen Freitag einen Besuch abstattete. Dabei wurden Tiere, Futter und Gehege kontrolliert. „Es handelt sich um einen sehr ordentlich geführten Zirkus“, fasst Dr. Christian Lutter vom Fachdienst Veterinärdienst und gesundheitlicher Verbraucherschutz in Bernburg das Ergebnis zusammen. Zwar könne durchaus von einem relativ kleinen Schimpansenkäfig gesprochen werden, doch entspricht dieser der geltenden tierschutzrechtlichen Genehmigung. Er verweist auf ein schwebendes Verfahren zwischen dem niedersächsischen Landkreis Celle als zuständige Behörde und dem Circus Belly.

Demnach gibt es bis Ende September eine befristete Haltungserlaubnis für den Affen. Dagegen hat Zirkusdirektor Klaus Köhler Klage eingereicht. Er besteht auf eine unbefristete Erlaubnis, da es nichts zu beanstanden gebe. Das sieht der Landkreis Celle anders. „An der artungerechten Haltung des Affen im Zirkus gibt es aus amtstierärztlicher Sicht keine Zweifel, eine Haltungsgenehmigung würde es heutzutage für vergleichbare Fälle grundsätzlich nicht mehr geben“, teilt die Pressestelle der Volksstimme mit. Dennoch sei es die entscheidende Frage, ob sich mit der Herausnahme des Tieres und einer zwangsweisen Unterbringung mit dem Ziel einer Resozialisierung mit Artgenossen die Situation für Robby verbessern würde. Auch unter ausgewiesenen Experten sei das strittig.

„Die Situation des derart sozialisierten Affen in diesem Alter muss sich mit Herausnahme aus dem Zirkus nicht unbedingt verbessern“, meint auch Lutter. Und ob es tierunwürdig ist, wenn sich ein Affe auf einem Roller fortbewege, darüber gebe es sicherlich auch unterschiedliche Auffassungen. „In das Verfahren werden wir uns aber nicht einmischen“, stellt er klar.

Bis Ende September sollen alle Prüfungen für eine weitere Haltungserlaubnis abgeschlossen sein. Bis dahin wird Robby weiter in der Manege stehen, als nächstes in Magdeburg.