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Tierretterin „Igel-Liesa“ in Barby

An die hundert kleine Igel hat die Tierschützerin Liesa Telker das Leben gerettet. Und zwar in den vergangenen 16 Jahren.

Von Thomas Linßner 17.10.2015, 01:01

Barby l „Der hat einen Dachschaden, den kann man nicht wieder auswildern“, sagt Liesa Telker und streicht einem kleinen Igel vorsichtig über das Stachelfell. Er sei von einem Auto angefahren worden und hätte dabei „einen Knacks“ bekommen. Wenn dieser Satz aus dem Mund der 75-Jährigen etwas derb klingt, hat das keine tiefere Bedeutung. Liesa Telker ist eine Seele von Mensch, besonders was hilflose Kreaturen betrifft. Der Igel mit Diagnose „Dachschaden“ wird nun den Rest seines Lebens auf dem Hof in der Brandgasse verbringen dürfen.

Ihr Ruf als Igelschützerin hat sich in den Jahren im gesamten Salzlandkreis und darüber hinaus herumgesprochen. Es vergeht zu dieser Jahreszeit kaum eine Woche, wo es nicht an ihrer Tür klingelt. Proportional dazu sei aber auch die Hilfsbereitschaft gestiegen. Liesa Telker berichtet von Truckern, die über die Firma Cargill Geld für Futter spendeten. Davon wird Katzenfutter gekauft, was die Borstels gerne fressen. Hundefutter mögen sie nicht. Ein Teil von Liesa Telkers Rente geht ohnehin für ihre Pensionsgäste drauf. Deshalb freut sie sich über jede Geld- oder Futterspende.

Als erstes werden die Igelchen im Herbst mit der Flasche aufgepäppelt. „Da muss man Trockenmilch nehmen. Bloß nicht Kuhmilch, da gehen sie von kaputt“, unterstreicht die Barbyerin.

Sie versetzt die Trockenmilch mit ein wenig Fencheltee. Wie man es bei Menschenbabys macht, wenn sie Bauchschmerzen haben.

Seit 1999 betreibt die Barbyerin in der Brandgasse eine „Igelstation“. Im kleinen Stall des Hauses befinden sich Boxen, in denen die Stacheltiere überwintern können.

„Als ich vor 16 Jahren einen Igel gefunden habe und ihn nach Schönebeck zu einer Igelschützerin brachte, hat die mich gefragt, ob ich das in Barby nicht auch machen möchte“, beschreibt die Rentnerin den Beginn ihres Engagements. Seitdem bewahrte sie unzählige Borstel vor dem sicheren Tod.

Besonders im Spätherbst und Winter werden die Pflegefälle gebracht. Dazu gehören Igel, die nach Wintereinbruch, bei Dauerfrost oder Schnee herumirren. Man findet sie hauptsächlich bei Tag. Es kann sich um kranke oder schwache Alttiere handeln; oft sind es auch Jungtiere, die spät geboren, eventuell auch krank sind oder sich wegen des geringen Nahrungsangebots im Spätherbst kein für den Winterschlaf ausreichendes Fettpolster anfressen konnten.

Der Großteil dieser Tiere überlebt. Dank „Oma Liesa“.