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Abriss Lödderitzer sorgen sich um Heimatstube

Das bisherige Domizil der Heimatstube und des Museums in Lödderitz an der Teichstraße muss abgerissen werden.

Von Massimo Rogacki 22.10.2015, 19:32

Lödderitz l Der Heimatverein in Lödderitz zittert um den Erhalt seines Museums in der Heimatstube. „Wir wissen nicht, wie es konkret weitergehen soll. Von Seiten der Stadt hat niemand mit uns gesprochen“, sagt Ingolf Fietz vom Vorstand des Vereins.

Der Grund für die Besorgnis des Lödderitzer Heimatvereins heißt „BV 30/2015“. Mit dieser Beschlussvorlage hatte der Stadtrat der Stadt Barby beschlossen, das gemeindeeigene Gebäude auf dem Grundstück Am Teich 10a mit Mitteln aus dem Wiederaufbauhilfefonds abzureißen. Das Gebäude war beim Hochwasser 2013 in Mitleidenschaft gezogen worden und ist marode. Der Heimatverein wird sein dort befindliches Domizil voraussichtlich Ende des kommenden Monats verlieren.

Das bereitet auch Lödderitz‘ Ortsbürgermeister Michael Kromer Kopfzerbrechen: „Ich bin stinksauer. Ich sehe ein, dass das Gebäude auf Dauer nicht haltbar ist, trotzdem müssen alle Seiten in die Pläne der Stadt mit einbezogen werden. Im Stadtrat war signalisiert worden, dass vor dem Abriss der Verbleib der Heimatstube geklärt wird“, erklärt Kromer. Bauamtsleiter Holger Goldschmidt ist bemüht, die erhitzten Gemüter zu beruhigen: „Möglichkeiten der Kompensation wurden besprochen. Denkbar ist, dass die Heimatstube in das Gebäude in der Dorfstraße 36 oder in die Festscheune einzieht.“ In der Zwischenzeit, so Goldschmidt, würden die Ausstellungsstücke an die Besitzer zurückgegeben. Dies sei mit Vertretern des Heimatvereins besprochen worden, sagt der Bauamtsleiter.

Ingolf Fietz verneint. „Ich versichere, dass keine derartigen Gespräche stattgefunden haben.“ Ob die von Goldschmidt angesprochenen Ausweichobjekte mittelfristig eine Lösung darstellen, auch daran hegt Fietz seine Zweifel. „Die Dorfstraße 36 kommt erst dann in Frage, wenn der Neubau für die Feuerwehr nebenan fertig ist. Im Moment ist die Feuerwehr dort provisorisch untergebracht. Das kann also noch dauern.“ Die Festscheune hält Fietz zudem für eine Unterbringung ungeeignet.

Ins gleiche Horn stößt Ortsbürgermeister Kromer: „So lange die Festscheune nicht saniert ist, ist an eine Nutzung dort erst gar nicht zu denken“, sagt der Ortsbürgermeister.

Ohnehin sei dies nicht der springende Punkt. Verärgert sind beide Museums-Fürsprecher vielmehr über die fehlende Informationspolitik der Stadt gegenüber dem Verein. „Wenn wir das Museum erst einmal aufgegeben haben und alle Exponate, wenn auch vorläufig, an die Besitzer ausgehändigt werden, dann wird das Museum nie wieder so, wie es einmal war“, befürchtet Ingolf Fietz. Er fordert, dass die Heimatstube so lange im gemeindeeigenen Gebäude Am Teich bleiben darf, bis die Stadt Klarheit geschaffen hat.

Bauamtsleiter Goldschmidt versucht, Verständnis für das Vorgehen zu wecken: „Wir sind von Fördermitteln abhängig. Zwar wurden Maßnahmen für Breitenhagen und Lödderitz bewilligt, für alles weitere müssen wir die letzte Stadtratssitzung im Dezember abwarten. Dann wird die Verwaltung ihre Prioritätenliste präsentieren.“

Er könne, sagt Goldschmidt, die Befürchtungen der Museumsverantwortlichen verstehen. Man versuche stets, Interessen von Vereinen zu berücksichtigen, dürfe dabei aber auch die Konsolidierungsaufgaben nicht vernachlässigen. „Insgesamt warten“, sagt der Bauamtsleiter, „aktuell noch 220 Maßnahmen auf uns.“ Es gebe zudem viele Einzelinteressen, die es - auch in anderen Ortsteilen - zu berücksichtigen gelte.

Das ehemals auch in der Teichstraße 10a ansässige Deichbaubüro ist mittlerweile in ein Verwaltungsgebäude nach Groß Rosenburg umgezogen. Die „Gnadenfrist“ für die Heimstätte des Vereins und das Museum läuft vorerst bis zum Beginn des Weihnachtsmarktes in Lödderitz am 28. November. Bis dahin wird sich herausstellen, ob die Heimatstube ein (Übergangs-)Domizil erhält – oder ob die zahllosen Exponate zunächst an die Förderer und Kulturfreunde zurückgegeben werden.