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Gesundheitsreport Weniger Erkältungen, mehr Depressionen

Fehlbelastungen des Muskel-Skelett-Apparates sind noch immer ursächlich für jede vierte Krankschreibung bei Arbeitnehmern

Von Massimo Rogacki 05.11.2015, 17:35

Salzlandkreis l Der Krankenstand im Salzlandkreis fällt im vergangenen Jahr etwas niedriger als 2013 aus. Das ist das Ergebnis des am Mittwoch in Bernburg vorgestellten Gesundheitsreports 2015 der Krankenkasse DAK-Gesundheit mit Daten von rund 18 000 Versicherten im Salzlandkreis.

Laut Studie waren an jedem Tag des Vorjahres von 1000 Arbeitnehmern durchschnittlich 52 krankgeschrieben. Im landesweiten Vergleich liegt das Salzland damit im oberen Mittelfeld. Die Arbeitnehmer fehlten seltener aufgrund von Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen (beispielsweise Rückenschmerzen), mussten stattdessen häufiger wegen psychischer Krankheiten wie etwa Depressionen zu Hause bleiben.

Noch immer sind Fehlbelastungen des Muskel-Skelett-Systems, die etwa durch das Heben und Tragen schwerer Lasten, Zwangshaltungen, einseitige Belastungen oder eine bewegungsarme Arbeitsgestaltung zustandekommen, Ursache für jede vierte Krankschreibung (siehe Grafik).

Eine vermeintlich alarmierende Entwicklung scheint auf den ersten Blick der Anteil der psychischen Erkrankungen genommen zu haben: Insgesamt ist die Zahl dieser Krankheitsbilder in Sachsen-Anhalt in den vergangenen 15 Jahren um 257 Prozent gestiegen.

Dazu Dr. Antje Möhlig, Ärztliche Direktorin des Salus-Fachklinikums Bernburg: „Der Trend ist nicht von der Hand zu weisen, ist indes auch mit besseren Diagnosemethoden zu erklären.“ Heißt: Was früher als eine zu vernachlässigende „Verstimmung“ diagnostiziert wurde, kann heute schon mal als Depression gewertet werden. Insgesamt sei die Gesellschaft für Angststörungen, Depressionen, Psychosen oder Süchte sensibler geworden. Im klinischen Alltag begegnen Möhlig, die auch Chefärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist, trotzdem viele unsichere Patienten, die sich aufgrund des vermeintliches Stigmas der Krankheit lange Zeit nicht offenbaren wollten.

Deshalb plädiert Andreas Umlauf von der DAK-Gesundheit an die Arbeitgeber, auch in diesem Bereich mit „einem betrieblichen Gesundheitsmanagement“ gezielt Unterstützung anzubieten. Der Gesundheitsreport und die Erfassung des Krankenstandes im Salzlandkreis dienten laut Umlauf dem Zweck, Beschäftigten Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden zu geben.