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Ausbildungsmarkt Mehr Chancen für junge Leute im Kreis

„Die Ausbildungschancen im Salzlandkreis sind derzeit so gut, wie nie zuvor“, sagt Thomas Holz, Chef der Arbeitsagentur in Bernburg.

Von Julia Schneider 06.11.2015, 17:21

Salzlandkreis l 999 Ausbildungsstellen seien im Berichtsjahr 2014/15 insgesamt gemeldet worden, dem gegenüber standen 1400 Bewerber im Salzlandkreis. „Einen Bewerberüberhang gibt es nach wie vor im ‚Weiße-Kragen-Bereich‘“, erklärt Thomas Holz, Chef der Arbeitsagentur des Kreises, und verwies damit auf die Affinität von jungen Bewerbern zu Berufen im Verkaufs- und Büro-Sektor. Dabei gebe es gerade im Salzlandkreis andere starke Bereiche, wie die Logistik-Branche und die Nahrungsgüterwirtschaft.

Gerade jungen Frauen müsse allerdings die Ausbildung im verarbeitenden Gewerbe nähergebracht werden. Während bei den männlichen Bewerbern im Salzlandkreis nämlich die Berufsausbildung als Industriemechaniker oder Kraftfahrzeug-Mechatroniker ganz oben auf der Liste steht, bewerben sich junge Frauen oft als Verkäuferinnen, Kauffrauen in Einzelhandel und Büromanagement, Bankkauffrauen und medizinische Angestellte.

Viele der Jugendlichen hätten laut Thomas Holz bei Ausbildungsantritt eine „schwierige Ausgangslage“ – einerseits hätten sie sich vor einer Bewerbung noch gar nicht mit angebotenen Ausbildungsberufen beschäftigt und wüssten nicht, was in einzelnen Feldern auf sie zukommen würde. Deshalb sei die Berufsorientierung ein wichtiger Zweig der Ausbildungsberatung.

Auch der Unternehmensverbund tm Group, an dessen Schönebecker Standort die Arbeitsagentur ein Pressegespräch veranstaltete, hat Kooperationsverträge zur Berufsorientierung mit Schulen. „Die Möglichkeit, mit einer Klasse zu uns zu kommen und sich zu informieren wird aber leider kaum genutzt“, erläutert Andreas Hallmann, Lehrausbilder der tm Group. Andererseits, so Thomas Holz, hätten einige junge Menschen noch nicht die nötige Reife für das Arbeitsleben. Unter anderem aus diesem Grund setze sich die Arbeitsagentur mit Nachdruck für ein gemeinsames erstes Ausbildungsjahr verschiedener Berufsgruppen in der Berufsschule ein.

Kreisweit gibt es in Bernburg die höchste Anzahl von nicht besetzten Ausbildungsstellen – nämlich 53 von 378 gemeldeten Stellen. In Staßfurt blieben im Berichtsjahr 2014/15 29 von insgesamt 259 gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt, in Schönebeck hingegen nur 6 von insgesamt 225 Stellen. Allerdings blieben in Schönbeck 27 Berwerber ohne Ausbildungsplatz, in Bernburg waren es lediglich 7, in Staßfurt 5.

„Das Ende des Beratungsjahres bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Auch jetzt melden sich noch junge Menschen, die beispielsweise ihre Ausbildung oder eine weiterführende Schule abgebrochen haben oder keinen Studienplatz erhalten haben“, sagt Thomas Holz.

Arbeitgeber würden zunehmend nach Wegen suchen, um angesichts des Schülerrückgangs neue Bewerbergruppen zu erschließen. Unternehmen prüfen mit einem frühen Praktikumsangebot oder Ferienarbeit, ob auch Jugendliche mit schwächeren Noten Erfolgschancen haben.

Zudem müsse man die Flüchtlingssituation, die sich derzeit im Salzlandkreis abbildet, gezielt für den Ausbildungsmarkt nutzen, so Thomas Holz. Rund 70 Prozent der Flüchtlinge seien unter 30 Jahre alt. Momentan würden viele von ihnen zunächst die deutsche Sprache lernen, ab Herbst 2016 sollen voraussichtlich aber Einstellungskurse für sie angeboten werden, sodass viele möglichst 2017 mit einer Ausbildung beginnen können.

So solle dem allgemeinen Bewerberrückgang entgegengewirkt werden. „Wir arbeiten da ganz intensiv dran“, sagt Thomas Holz. Und auch Thomas Mittrenga, Geschäftsführer der gastgebenden tm Group, erklärt, es wäre „töricht, die Flüchtlinge als Arbeitskräfte zu ignorieren.“ Auch über verschiedene Mentalitäten und Sprachbarrieren hinweg könnten laut dem Unternehmenschef beide Seiten voneinander profitieren – besonders auch den Ausbildungsmarkt betreffend.