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Uriah Heep „Lady In Black“ ist eine Barbyerin

Eines der bemerkenswertesten -Konzerte in der Geschichte des Barbyer „Rautenkranz“ war am Sonntag der Auftritt von „Uriah Heep“.

Von Thomas Linßner 23.11.2015, 20:18

Barby l „Ahh Ahaa, Ahh Ahh Ahh Ahh ... Ahh ahh ahh Ahh ahh.“ Wer bei dieser Ansammlung von „As“ und „Hs“ die komplette Verwirrung des Redakteurs befürchtet, der irrt. Diese zwei Buchstaben charakterisieren den Text des Kultsongs „Lady In Black“ von Uriah Heep. Der kam 1971 mit klaren Worten und wenigen Gitarrengriffen aus. „She came to me one morning, one lonely Sunday morning...“ Wer damals Klampfe zu spielen begann, für den war das Lied wegen seiner gerade mal zwei Harmonien a-Moll und G Pflicht und Kür zugleich.

Der pazifistische Text handelt von der Begegnung eines Mannes mit einer mysteriösen „Lady in Black“ (Frau in Schwarz), die metaphorisch für das Gewissen steht. In einem schweren Konflikt bittet er sie um Waffen und kämpferische Stärke. Die Frau weigert sich jedoch und rät ihm stattdessen zu Friedfertigkeit und Entspannung des Konflikts ... Ein Song, den man heute nicht nur in Paris rauf und runter spielen könnte ...

Mit diesem Welthit wartete Uriah Heep im „Rautenkranz“ nicht bis zur unvermeidlichen Zugabe. Er war das letzte Stück des leidenschaftlich zelebrierten Konzert-Hauptteils, der von dem Duo „Spirit Flow“ aus Calbe eröffnet wurde. Uriah Heeps Leadsänger Bernie Shaw dirigierte die rund 500 Besucher bei „Lady in Black“ wie ein Chorleiter. Er brachte es fertig, dass der komplette Saal jenes magische „Ahh Ahaa ...“ mitsang, als sei es das normalste der Welt, in einer regnerischen Novembernacht des Jahres 2015.

Den Männern um Gitarrist Mick Box - das einzig verbliebene Gründungsmitglied - sah man die Spielfreude an. Besonders Sänger Bernie Shaw (seit 1986) gab alles, steuerte und animierte die Massen im Saal durch kleine und große Gesten. Zudem hatte der 59-Jährige ein paar Worte Deutsch gelernt. „Wir s-pielen ein bi-schen alt und neu“, rief er von der Bühne. Wobei die Gäste mehr auf das „alt“ abfuhren.

Das Intro begann dann auch gleich mit einem Rock-Hammer. „I was only seventeen. And fell in love with a gypsy queen ...“ (Ich war erst 17 Jahre alt und verliebte mich in eine Zigeunerkönigin.) Ein Text, der damals noch nicht als politisch „unkorrekt“ angesehen wurde (was er auch nicht war), trieb die Leute in Barby gleich zu Beginn von den Stühlen. Zumindest innerlich, da die meisten sowieso standen. „Mach mal ein Foto von unserer Gänsehaut!“, rief ein Besucher dem Fotografen zu. Mit „Look at Yourself“ von 1971 folgte der zweite Gänsehaut treibende Streich. Bei „Sunrise“ (Sonnenaufgang) wusste der Lichttechniker genau, welche Knöpfe er zu drücken hatte.

„Diese Stücke habe ich im Rautenkranz schon ein paar Mal gehört“, schubste ein 62-Jähriger die Jeansjacke neben sich an. „Und zwar Anfang der 70er, wenn unsere Ost-Bands Uriah Heep oder Deep Purple coverten.“ Wer aber hätte es sich zu diesem Zeitpunkt träumen lassen, dass die Helden von damals Uriah Heep, Ten Years After, Manfred Mann, Slade, Roger Chapman und viele andere dereinst in Klein-Barby live auftreten würden?! Auf jeden Fall ein Verdienst des Oberrautenkranzlers Frank Bläsing, dem risikobereit nie die Puste ausging, obwohl nicht jedes Konzert ein (finanzieller) Erfolg war. Nun hat der „Laden“ Kultstatus, die Leute kommen von überall her.

Im Dezember 1969 wurden Uriah Heep gegründet. Mick Box erinnerte sich an diese Zeit: „Wir wollten den Leuten zeigen, dass man hartem Rock auch einen softeren, melodischeren Anzug verpassen kann“. Neben Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath, AC/DC, Deep Purple und Kiss gehören Uriah Heep zu den Urvätern des härteren Rock. Der Sound wurde oft von der Hammondorgel geprägt, die bei Uriah Heep ebenso wie bei Deep Purple bis heute unverzichtbar ist.