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Barby„Enkeltrick“ und andere Gaunereien

Jeden Monat lädt der Seniorenkreis Barby zu einer Veranstaltung ein. Am Mittwoch waren Polizeibeamte zu Gast.

Von Thomas Linßner 18.02.2016, 17:40

Barby l „Rate mal wer am Telefon ist?“ „Bist du es Justin“ „Ja. Ich habe ein Problem. Mein Auto ist kaputt gegangen, brauche jetzt dringend ein Neues und ich kann jetzt sehr günstig eins bekommen. Ich bin aber gerade nicht flüssig...“ Die Täter rufen ältere Menschen an und behaupten, Verwandte oder gute Bekannte zu sein, oft - daher kommt der Name „Enkeltrick“ - melden sie sich als Enkelkind.

„Sie täuschen eine akute Notlage vor und bitten um hohe Geldbeträge. Da sie angeblich nicht selber kommen können, soll jemand anderes das Geld abholen“, erklärt Polizeikommissar Bernhard Wessner. Er gibt zusammen mit seinem Kollegen Polizeioberkommissar Lutz Maser den Senioren Alltagstipps und verteilt ein Heftchen. Es ist die farbige Broschüre mit dem Titel „Der goldene Herbst“, die einfache, aber wirkungsvolle Tipps zu Sicherheitsvorkehrungen gegen Trickdiebe und -betrüger an der Wohnungstür gibt.

Darüber hinaus wird die verbraucherfreundliche Gesetzeslage bei Haustürgeschäften erläutert und zu aktiver Nachbarschaftshilfe ermutigt. Für die Sicherheit unterwegs hält der Band wertvolle Ratschläge zum Schutz vor Taschen- und Trickdieben wie etwa „Taschenträgern“, vor Handtaschen- und Straßenräubern sowie vor Rowdys in öffentlichen Verkehrsmitteln bereit. Die Tücken der beliebten „Kaffeefahrten“ werden ebenso erläutert wie Hinweise, wie man sich als Zeuge einer Straftat in der Öffentlichkeit zu verhalten hat.

„Es ist erstaunlich“, reibt sich Bernhard Wessner das Kinn, „trotz aller Warnungen und schlechter Erfahrungen sind sie immer wieder ein Dauerthema.“ Der Polizeikommissar plaudert aus dem Nähkästchen, als er eine Story zum Besten gibt. Nach offensichtlicher Betrugsabsicht schaltete sich die Polizei bei einer Kaffeefahrt ein, um sie zu beenden. „Und stellen Sie sich mal vor: Die alten Leute hatten gegen den Polizeieinsatz protestiert, sie fühlten sich in diesem Moment von den Beamten gestört.“

Obwohl absolute Schnäppchen vorgegaukelt und die Waren hoch gelobt wurden, waren sie von minderwertiger Qualität und wesentlich teurer, als im Fachhandel. Psychologisch geschulte Verkäufer überredeten zum Kauf und arbeiteten mit unlauteren Methoden. „Auf diese Art und Weise wurde auf die Teilnehmer ein großer psychologischer Druck ausgeübt“, weiß auch Lutz Maser. Er verweist auf das 14-tägige Widerrufsrecht, von dem auch ohne Begründung Gebrauch gemacht werden kann auch wenn man die Rheumadecke bereits zu Hause hat.

Die Regionalbereichsbeamten werben auch für aktive Nachbarschaftshilfe. Sie trage wesentlich dazu bei, die Pläne von Ganoven zu durchkreuzen. „Halten Sie Augen und Ohren offen, wenn die Leute nebenan verreist sind, leeren Sie deren Briefkasten während der Abwesenheit“, rät Bernhard Wessner. Auch sei für Einbrecher irritierend, wenn bei Abwesenheit Zeitschaltuhren das Licht an und aus machen.