1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Ein halbes Kilogramm Papier als Begründung

Bundesverdienstkreuz Ein halbes Kilogramm Papier als Begründung

Herzlichen Glückwunsch für Hans-Jürgen Korn! Der Welsleber wurde mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik ausgezeichnet.

Von Olaf Koch 22.02.2016, 00:01

Welsleben l Bis die Volksstimme einen Termin mit dem Preisträger bekommt, geht viel Zeit durchs Bördeland. Nicht, weil Hans-Jürgen Korn nicht möchte, sondern viel mehr, weil er nach wie vor ehrenamtlich voll eingespannt ist: im kommunalen Bereich, in der Kirchengemeinde, beim Sportverein und im Kultur und Heimatverein. Da rückt ein Treffen mit der Zeitung selbstredend an die fünfte Stelle, zumal ein Gespräch mit dem Schreiberling nur Zeit kostet, in der der Welsleber nichts ehrenamtlich bewegen kann.

Doch mit dieser Bescheidenheit ist es nun vorbei. Was in der Gemeinde Bördeland und in den Ortsteilen längst bekannt ist, rückt heute hier an dieser Stelle an die große Öffentlichkeit: Hans-Jürgen Korn wurde mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik – so die korrekte Bezeichnung des Bundesverdienstkreuzes – ausgezeichnet. Die Unterschrift auf der Urkunde leistet Deutschlands oberster Staatsmann, Bundespräsident Joachim Gauck. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff übergibt dem 58-Jährigen diese Auszeichnung in der Landeshauptstadt.

Dazu muss man wissen, dass Sachsen-Anhalt jenes Bundesland ist, das nicht gerade inflationär Orden an die Brust der Landesbürger heftet – im Gegenteil. Deshalb ist die Auszeichnung umso höher zu bewerten. Wie schwer es ist, zeigt der Fall des Welslebers: Von der Beantragung bis zur Auszeichnung vergehen ganze vier Jahre. Antragsteller Helmut Hausmann, ein Bürger des Ortsteiles Welsleben, hat knapp ein halbes Kilogramm Papier als Begründung beim Land eingereicht. So steckt der Brief der Staatskanzlei – Zufall oder nicht – genau am Tag des Geburtstages von Hans-Jürgen Korn im Briefkasten.

Er wird am 1. Dezember 1957 in Schönebeck geboren, ein „Adventskind“, wie er selbst sagt. Er ist der jüngste von drei Kindern, geht in Welsleben zur Schule und lernt später einen Beruf, der in der DDR sehr gefragt ist: Funkmechaniker für Rundfunk- und Fernsehgeräte. „Später bin ich vom Service in den Handel gewechselt“, berichtet der Welsleber. Mit der Wende ist er in das Kommunalgeschehen des Dorfes eingestiegen.

Diese festen Lebenspunkte von Hans-Jürgen Korn sind schnell erzählt. Viel mehr Zeit erfordert es, sein Wirken im Bereich des Ehrenamtes hinreichend zu beleuchten. „Mit dieser Auszeichnung wird insbesondere Ihr kommunales Engagement, mit dem Sie sich um die Belange und Weiterentwicklung Ihres Heimatortes einsetzen, gewürdigt“, begründet Klaus-Dieter Groß, Referatsleiter der Staatskanzlei.

Die Redewendung von jemandem, der auf allen Hochzeiten tanzt, passt auf Hans-Jürgen Korn haargenau. Also mal schnell die wichtigsten Ehrenamts-Eckpunkte zusammengefasst, die lange nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben:

• Von 1991 bis 1999 ist Korn Gemeinderatsmitglied und von 1993 bis 1999 stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Welsleben. Er beteiligt sich wesentlich an der Gründung der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Bördeland und leitet als Vorsitzender den Gemeinschaftsausschuss.

• Durch sein Wirken wird im Jahr 1996 der Kultur- und Heimatverein in seiner Heimatgemeinde gegründet, dessen Vorsitzender er heute noch ist. Der Verein ist nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens im Dorf.

• Neben seiner vielfältigen beruflichen Tätigkeit ist er Vorstandsmitglied im Männerturnverein Welsleben.

• Hans Jürgen Korn arbeitet aktiv an der Aufarbeitung der Geschichte des Ortes mit. Des Weiteren engagiert er sich seit dem Jahr 2003 als Vorsitzender im Gemeindekirchenrat und leitet das Gremium ausgesprochen umsichtig. Hans-Jürgen Korn übernimmt die Geschäftsführung der Kirchengemeinde.

• Seit gut 40 Jahren (nein, das ist kein Schreibfehler) macht der heute 58-Jährige Kulturarbeit im Dorf und in der Region. „Seit damals mit dabei ist Gisela Dobbert. Das sollte nicht unerwähnt bleiben“, sagt Hans-Jürgen Korn.

Er weiß, dass er an der Spitze des Ehrenamtes steht, der Erfolg aber viele Väter hat. „Alleine kann ich nichts bewirken“, meint der Welsleber. Während der Auszeichnungsveranstaltung in der Staatskanzlei bedankt sich Korn bei seinen vielen treuen Wegbegleitern und jenen Menschen, die ihn unterstützt haben, halfen und ihm den Rücken stärkten. „Ohne den Beistand der Gleichgesinnten hätte die eigene Arbeit nicht fruchten können“, weiß der Welsleber.

Für Hans-Jürgen Korn ist die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik weit mehr als die Anerkennung seines persönlichen Wirkens. „Ehrenamt macht Arbeit, das wissen wir alle. Ich habe, egal welche meiner zahlreichen ehrenamtlichen und dienstlichen Tätigkeiten es auch waren, dies gerne und mit innerer Überzeugung gemacht“, diktiert der Preisträger dem Volksstimme-Reporter in den Block – verbunden mit dem Hinweis, dass das unbedingt gedruckt werden müsse.

Für Hans-Jürgen Korn ist die hohe Auszeichnung kein Ruhekissen. Und wer „Körnchen“, wie ihn Freunde nennen, kennt, weiß das. Und für seinen „Vorschlager“, Helmut Hausmann, auch nicht. Der rührige Rentner möchte gern noch eine Auszeichnung bei der Staatskanzlei durchsetzen. Der Ministerpräsident hat schon Wind davon bekommen und wird sicherlich bald wieder fast ein halbes Kilogramm Papier als „ausführliche Begründung“ auf seinem Tisch haben.