Protest 742 Unterschriften

Eine Bürgerversammlung findet am Donnerstagbend im Stadtteil Felgeleben statt. Vier Schwerpunktthemen haben sich die Bürger gesetzt.

Von Olaf Koch 24.02.2016, 15:54

Felgeleben/Sachsenland l Wenn Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) am Donnerstagabend nach Felgeleben kommt, wird ihm ein kommunaler Sturm der Entrüstung entgegenwehen. Der Grund: Ein Großteil der Bevölkerung ist mit den Plänen der Fusion der beiden Feuerwehren von Felgeleben und Bad Salzelmen nicht einverstanden.

Bürger des Stadtteiles, namentlich Stefan Böttcher (ehemaliger Stadtrat) und Werner Grundmann (aktiver Stadtrat/SPD) haben von den Plänen der Verwaltung gehört, nicht nur die Felgeleber und Salzelmener Wehren zu einer sogenannten Wache Süd zusammenzuführen, sondern auch Frohse und Tischlerstraße zur Wache Nord. „Wir möchten, dass der Oberbürgermeister diese Pläne den Bewohnern in unserem Stadtteil vorstellt. Das zu kommunizieren, sollte nicht unsere Aufgabe sein“, begründete gegenüber der Volksstimme Werner Grundmann.

Aus diesem Grund hat die Verwaltung zum Donnerstag zu einer außerordentlichen Einwohnerversammlung eingeladen (ab 18 Uhr im Kulturhaus Felgeleben). Außerordentlich deshalb, weil Felgeleben eigentlich nicht an der Reihe wäre. Doch die Brisanz der Themen, die den Bürgern dort auf den Nägeln brennt, hat das Rathaus dazu bewogen.

„Was ist uns wichtig?“, wurden die Einwohner des Stadtteiles kürzlich befragt. Dabei kristallisierten sich vier Schwerpunkte heraus:

• Abfanggraben: Kaum jemand spricht noch darüber, aber in den Kellern der Felgeleber steht das Wasser noch. So wünschen sich die Bürger eine Informationen über den aktuellen Stand.

• Schallschutzwand Bahn: Wie kann diese im Interesse der Anwohner an den Gleisen gestaltet werden, bevor des nachts dunkle Gestalten das gleiche Ansinnen verfolgen und die Wand bunt besprühen?

• Kindertagesstätte: Wann kann der Stadtteil mit einem Neubau rechnen?

• Feuerwehr: Wie sehen die Fusionspläne der Stadt mit der Wehr Salzelmen aus?

Vor allem letzterer ist ein Streitpunkt. Während die Verwaltung für die Notwendigkeit dieses einschneidenden Schrittes wirbt, weil die Salzer Feuerwehr dringend einen An- oder Neubau benötigt (Volksstimme berichtete), fürchten die Felgeleber einen Verlust – an Hilfe, an Identität, an Geschichte und wohl auch an Bedeutung.

Wie sehr die Felgeleber hinter ihren Kameraden der Feuerwehr stehen, belegt ein aktueller Fakt: In den vergangenen Wochen haben die Bürger Grundmann und Böttcher zu einer Unterschriftensammlung im „Dorf“ aufgerufen. Die Listen lagen an verschiedenen Stellen aus. Bis gestern Mittag sind nach Auskunft der Organisatoren 742 Unterschriften zusammengekommen. 742-mal ein Nein gegen eine Fusion. „Das ist eine Hausnummer, die nicht mal so vom Tisch gewischt werden kann. Die Bürger, die dagegen sind, sollte man ernst nehmen“, so Stefan Böttcher. Wenn alles klappt, soll der 742-fache Protest heute dem Oberbürgermeister übergeben werden.

Inzwischen monieren sich auch Handwerker und Gewerbetreibende – potenzielle Sponsoren für Feste im Stadtteil. „Uns wurde schon gesagt, dass sich einige zurückziehen werden und uns nicht mehr finanziell helfen wollen, wenn es in Felgeleben keine Feuerwehr mehr gibt“, so Werner Grundmann. Für die Organisatoren eine Hiobsbotschaft.

Eine ganz besondere Protestaktion starteten dieser Tage die Unternehmer Stephan und Christian Fügner – beide im Übrigen auch Feuerwehrkameraden in Felgeleben. Sie beklebten einen Transporter, der täglich bis zu zwölf Stunden in der Stadt Schönebeck unterwegs ist, mit dem Schriftzug: „Wir sind 24h für Sie da! Bitte helfen Sie uns, dass es auch so bleibt! Ihre FFW Felgeleben“. Außerdem gibt es für interessierte Autofahrer nun auch genauso formulierte Heckscheibenaufkleber. „Wir lassen uns unsere Meinung nicht verbieten“, begründet Christian Fügner die Kampagne.

In den vergangenen Tagen gab es bereits mehrere Anfeindungen gegenüber Kameraden, die sich ihr demokratisches Recht der Mitsprache nicht verbieten lassen wollen.