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Zahnarzt Rückkehr nach Syrien ist fraglich

Als Zahnarzt möchte Hazem Al Dairy wieder arbeiten. Er ist mit seiner Frau und seinem Sohn 2015 aus Syrien nach Schönebeck geflohen.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 09.03.2016, 08:50

Schönebeck l Eigentlich könnte für Hazem Al Dairy alles so schön sein. Er ist glücklich verheiratet mit seiner Frau Nadia. Beide ziehen ihren dreijährigen Sohn Noah auf. Während der Familienvater als Zahnarzt eine eigene Praxis betrieben hat, hat seine Frau als Ingenieurin in der Landwirtschaft gearbeitet. Doch nun kommt das große Aber. Die kleine Familie lebte in Syrien. Das Land, wo seit 2011 Krieg herrscht.

„In meinem Heimatland ist alles kaputt“, sagt Hazem Al Dairy. Erst 2011 hat der studierte Mediziner seine Zahnarztpraxis in seinem Heimatland eröffnet. „Als der Krieg begann, konnte ich nicht richtig arbeiten“, blickt er zurück. Trotzdem haben er, seine Frau und sein Sohn versucht, zu bleiben. Doch je länger die Familie mitten drin in diesen Kriegswirren leben musste, desto mehr manifestierte sich ein Gedanke: „Zur Flucht gibt es keine Alternative.“ Deshalb sind die Drei im Sommer 2015 aus ihrer Heimat geflohen. Wie genau die Flucht abgelaufen sei, das will der 31-Jährige nicht wirklich sagen. Nicht der ganze Weg sei legal gewesen, deutet er an. Fest steht, die dreiköpfige Familie ist nach ihrer rund zweimonatigen Flucht über Griechenland dann über die deutschen Stationen in München, Bonn und Halberstadt am 14. September in Schönebeck angekommen.

Wenngleich die Elbestadt für den Syrier eine kleine Stadt ist, so fühlt er sich wohl hier. Dazu gehöre auch, dass sich der dreijährige Noah in seiner Kindertagesstätte - er besucht die Grünewalder Kita Storchennest - wohl fühlt. „Wir bringen ihn täglich mit dem Fahrrad hin“, berichtet der Vater. Derweil der Kleine den Kita-Alltag erlebt, lernen seine Eltern die deutsche Sprache.

Verschiedene Sprachkurse hat das Ehepaar bereits besucht, derzeit fahren sie täglich mit der Bahn nach Magdeburg zu einem Kurs. Das Ziel für Hazem Al Dairy ist klar: „Ich möchte wieder als Zahnarzt arbeiten.“

Die Chancen dafür stehen gut. Denn die Familie hat eine Aufenthaltsgenehmigung. Nur an der Sprache hapert es eben noch. Durch die Lerngruppen haben beide andere Flüchtlinge kennengelernt, doch richtige Freundschaften seien noch nicht entstanden, bedauert der 31-Jährige. Was nicht ist, das kann noch werden.

Um neue Menschen kennenzulernen und gleichzeitig die neu erworbenen Sprachkenntnisse zu festigen, besucht die Familie gern das „Café international“. Dieser Treffpunkt wird immer donnerstags von Beate Reinecke im Parkhotel in Bad Salzelmen organisiert. Hier kommen Deutsche und Flüchtlinge ins Gespräch. Eine gelungene Abwechslung, meint Hazem Al Dairy. Denn ohne Arbeit verfüge man über viel Freizeit. Zeit, die der junge Mann sinnvoll überbrücken möchte, zum Beispiel in dem er bei dem Verein „Kaleb“ ab und an als Übersetzer aushilft.

Möchte die Familie irgendwann zurück nach Syrien? „Das Land ist verloren“, sagt Hazem Al Dairy. Einfach fällt es ihm nicht, das zu sagen. Denn Heimat bleibt Heimat. Trotzdem ist es für ihn eine schwere Frage nach der Rückkehr. Hazem Al Dairy versucht es mit einer Gegenfrage. „Kennen Sie die syrischen Städte, die belagert werden und wo die Menschen vor den Augen aller verhungern?“ Diese Bilder von Madaya, Aleppo und Co. sind um die Welt gegangen. Sie sind bedrückend. Diese Wirkung haben sie auch auf die Syrier selbst. „Ich kenne die Menschen in Syrien“, sagt der 30-Jährige deshalb mit einem resigniertem Blick.

Er ist bei diesen Worten den Tränen nah. Der Krieg, den er vier Jahre lang erleben musste, hat seine Spuren hinterlassen.