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Hund Klein-Bobby ist gefährlich

Heinz-Günter Wesemann versteht die Welt nicht mehr: Sein achtjähriger Mischling Bobby soll das Blut eines Kampfhundes in sich tragen.

Von Thomas Linßner 24.03.2016, 19:49

Barby l Heinz-Günter Wesemann ist ein gesetzestreuer Bürger. Er zahlt für seinen achtjährigen Mischlingsrüden Bobby bei der Stadt Barby Steuern und hat eine Tierhaftpflichtversicherung bei der Ösa-Vertretung der Salzlandsparkasse abgeschlossen. Doch wie er sagt, hätte sich die auf wundersame Weise von 8,65 Euro auf 13,73 Euro monatlich erhöht. Der Grund: Bobby ist ein gefährlicher Hund. Oder besser: Er soll einer sein, weil einer seiner Vorfahren Dobermann war.

Wesemann hatte sich Anfang Februar von der Schönebecker Ösa-Vertretung in der Sparkasse das Angebot für eine Hausratversicherung, Haftpflicht und Tierhalter-Haftpflicht machen lassen. In diesem Zuge bezog er auch gleich seinen Bobby ein, der Ordnung wegen. Der tue zwar keiner Fliege was zu leide, nicht mal einer Katze, versichert der 61-Jährige. Aber man wisse ja nie, wie das mit den Pferden ist, die sich vor der Apotheke erbrechen ... Denn die Wohnung von Heinz-Günter und Ehefrau Ilona Wesemann war durch Fremdverschulden Ende vergangenen Jahres abgebrannt. Weil sie keine Hausratversicherung hatten, wollten sie jetzt klüger sein. Da schließt man lieber eine Versicherung mehr ab, als zu wenig. Von wegen „gebranntes Kind“. Man verzeihe das Wortspiel …

Als die Dame im Auftrag der Ösa in der Sparkassengeschäftsstelle Schönebeck nach der Hunderasse fragte, teilte ihr der 61-Jährige wahrheitsgemäß mit, was alles so genetisch in Mischling Bobby steckt: Schäferhund, Beagle und ... Dobermann. Die Daten wurden aufgenommen, die Versicherungssumme ausgerechnet, die Verträge unterzeichnet: Am 10. Februar 2016 lautete die monatliche Versicherungssumme für Bobby 8,65 Euro.

Große Augen bekamen die Wesemanns am 12. März, als laut Versicherungsbestätigung keine 8,65 Euro, sondern 13,73 Euro zu Buche standen. Der Grund: Bobby ist ein Dobermann. „Von dem hat der aber höchstens die Ohren“, krabbelt der Barbyer seinem Liebling am Kopf. Die Fellfarbe sei Schäferhund, die Größe Beagle. „Da hat man sich ausgerechnet die Rasse heraus gepickt, die die Versicherungssumme in die Höhe treibt“, grollt der Barbyer. Zudem sei es „sehr komisch“, dass man erst im Verlauf der Bearbeitung den Beitrag erhöhte, ohne ihn zwischenzeitlich zu informieren.

Sein telefonischer Protest gegen diese Verfahrensweise sei auf taube Ohren gestoßen. Dobermann bleibt Dobermann, auch wenn vielleicht ein paar Hundegenerationen zwischen ihm und Bobby liegen.

Ösa-Pressesprecherin Ute Semkat verweist auf die allgemein gültige Gefahrenliste für Hunde, nach der ein Dobermann als „Gefahrenhund“ gilt. Da beiße die Maus erstmal keinen Faden ab. Der Versicherer verlasse sich auf die Angaben des Hundehalters, die er bei Vertragsabschluss macht. Und der Barbyer hätte schließlich diese Angabe beim Vertragsabschluss gemacht. „Oft wird der Hund dem Versicherungsvertreter sogar vorgestellt“, sagt sie. Fazit: Sobald eine bestimmte Rasse in solchen Fällen genannt wird, gehen die roten Warnlampen bei den Versicherern an. Was völlig korrekt sei, wie Ute Semkat unterstreicht. Sie empfiehlt Heinz-Günter Wesemann in diesem besonderen Fall Folgendes: Die Bewertung der Erbmerkmale durch den Tierarzt oder von Fachleuten des Hundevereins bestätigen zu lassen. Möglich wäre auch die Einschätzung durch die Steuerbehörde, in diesem Fall die Stadtverwaltung Barby.

Sie rät dem Barbyer, von seinem Widerspruchsrecht Gebrauch zu machen, den Vertrag rückwirkend zu kündigen und mit der Bestätigung Kampfhund oder nicht einen neuen Anlauf zu nehmen.

Aber wäre der Ärger von wegen 8,65 Euro auf 13,73 Euro nicht vermeidbar gewesen?! Hätte man Wesemann nicht beim ersten Mal gleich auf die höhere Versicherungssumme aufmerksam machen müssen?! Ute Semkat räumt das ein, stellt aber klar: In der Police sei er darauf hingewiesen worden, dass nach Ablauf eines Monats die Abweichungen als genehmigt gelten, wenn nicht Widerspruch eingelegt wird.