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Pflegeheim Fabrikhof soll bald sein Gesicht verändern

Das Gelände des Barbyer Fabrikhofes könnte sein Gesicht verändern. Ein Investor will ein Seniorenwohn- und Pflegeheim errichten.

Von Thomas Linßner 20.04.2016, 16:44

Barby l Schon vor knapp zehn Jahren interessierte sich die Firma für dieses Areal. Doch immer scheiterte die Realisierung an einem „End-Investor“, wie Jörg Schwarz vom beauftragten Projektierungsbüro sagte. Doch der sei jetzt, wie auch ein Betreiber, gefunden. „Die Zeichen der Zeit sind günstig für Barby“, so Schwarz.

Baubeginn könnte noch in diesem Jahr sein, wenn die Projektentwicklung abgeschlossen und alle erforderlichen Genehmigungen eingeholt sind. Konkret hatte Stadtrat Torsten Reinharz danach gefragt, mit der Bemerkung, dass die Stadt den Fabrikhof seit Jahren frei hält.

Entstehen soll ein anspruchsvoller Wohnkomplex, dem sich in nördliche Richtung bis zur Lindenallee ein Park anschließt. Planer Jörg Schwarz und Architekt Lothar Schmidt hoben die energetische Bauweise mit Infrarotheizung und innovativer Lichttechnik hervor. Tageslichtähnliche Beleuchtung in Gebäuden gewinne besonders im Falle von Krankheit oder Pflegebedürftigkeit eine große Bedeutung, da es den Heilungsprozess beeinflussen kann. Langzeitstudien in Pflegeheimen – hier ist der Lichtbedarf besonders hoch – würden laut Jörg Schwarz belegen, dass sich Bewohner deutlich agiler, selbstständiger und kommunikativer verhalten, wenn sie sich oft in Räumen mit einer entsprechend wirksamen Beleuchtungsanlage aufhalten.

Einzig der 1926 erbaute Wasserturm des Rittergutes würde stehen bleiben und saniert werden. Die Ende des 19. Jahrhunderts entstandenen Gutsarbeiterhäuschen würden ebenso verschwinden wie das sogenannte Russenhaus, das nach dem Krieg Kommandantur der Roten Armee war.

So richtig glaubte im Stadt- und Ortschaftsrat wohl niemand mehr an die Umsetzung des Projektes Seniorenwohn- und Pflegeheim. Zu lange kam kein Signal mehr von den Interessenten. Beim letzten Mal stand das Projekt 2007 auf einer öffentlichen kommunalen Tagesordnung.

Zwischenzeitlich machte 2011 ein Vorhaben mit der griffigen und generationsübergreifenden Bezeichnung „Barby von 0 bis 100“ die Runde. Die Stadt sah Chancen, dass ihr durch ein aufgelegtes Förderprogramm für kleinere Städte und Gemeinden finanziell unter die Arme gegriffen wird. Geplant war, den Fabrikhof mit Eigenheimen zu bebauen. Mit diesen Bund-Länder-Finanzhilfen sollten kleinere Kommunen in dünn besiedelten, ländlichen und von Abwanderung bedrohten sowie vom demografischen Wandel betroffenen Räumen bei der Beseitigung gebietsbezogener „städtebaulicher Missstände“ unterstützt werden.

Doch daraus wurde nichts - die Stadt wurde am Ende nicht in das Programm aufgenommen.

In Barby wäre man heilfroh, wenn das Areal im Herzen der Stadt einer attraktiven Gestaltung unterworfen würde. Betrachtet man die Planungszeichnungen sieht es danach aus. Was auch eine gesicherte Zukunft des denkmalgeschützen Wasserturms bedeuten würde.

In den 1970er Jahren erfüllte der Turm mit dem roten Achteckdach die Funktion eines „Kulturturms“. Verschiedene Ausstellungen waren im Treppenhaus und Turmzimmer zu sehen. Später diente er als Faschingsproberaum und Karnevalsfundus. Auch gefeiert wurde dort oben, was aber in Ermangelung von Trinkwasseranschluss und Toiletten eine recht spartanische Angelegenheit war.

Zu Rittergutszeiten befand sich am Fabrikhof eine Tankstelle. Betreiber war Oskar Ludwig, der gleichzeitig als Fahrer im gegenüber liegenden Gut tätig war.

Fabrikhof heißt das Gelände zwischen Damm und Schloßstraße deswegen, weil sich dort eine Zuckerraffinerie und Schnapsbrennerei befand. Sie wurde zu Zeiten des Rittergutes gegründet und nach seiner Enteignung in Volksgutregie weiter betrieben. Jährlich destillierte man 1500 Hektoliter 86- bis 92-prozentigen Alkohol aus Weizen, Roggen und Reis. Die Brennerei wurde geschlossen, weil die Produktion laut Staatsauflage auf 750 Hektoliter gesenkt werden musste, was im Barbyer Fall unrentabel war. Letzter Nutzer war der Städtische Bauhof, dessen Domizil heute zwischen Magdeburger Tor und Bahnhofstraße ist.