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Paddeltour Kommunalpolitiker sitzen in einem Boot

Kommunal- und Landespolitiker sowie Wirtschaftsleute haben bei der interkommunalen Paddeltour in Barby Probleme besprochen.

Von Thomas Linßner 26.04.2016, 01:01

Barby l Es ist nicht das erste Mal, dass die Damen und Herren gemeinsam in ein Boot steigen. Beim letzten Mal, vor zwei Jahren, hüllte sich die Elbe in lauen Dunst, dieses Mal fordert typisch-kaltes April-Wetter die gute Laune der Dickboot-Schiffer heraus. Doch die halten sich wacker, gilt es doch über einige „heiße Themen“ auf der 11 Grad kühlen Elbe zu plaudern.

SSC-Abteilungsleiter Kanusport Ralf Arndt aus Schönebeck hat einen Zehner-Kanadier mit dem Namen „Eisbär“ zur Verfügung gestellt, den er auch steuert. „Bitte nur einzeln einsteigen“, weist Arndt an, „der Bootssteg hier trägt nicht so viele Leute“.

Mit von der Partie ist auch Avacon-Vertreter Thomas Braumann. Er drückt jedem Sonntagspaddler ein Werbegeschenk in die Hand: ein Universal-Taschenmesser, das an einem großen Hohlkörper baumelt. „Sieht verdammt nach einer Boje aus“, witzelt jemand aus der Runde. „Wenn wir umkippen sollten, schwimmt das Ding wenigstens oben.“

Der Tourauftakt erfreut den Pressefotografen. Denn als Ralf Arndts „Eisbär“ ablegt, passiert malerisch die „Swiss Ruby“ die Fährstelle. Das Schweizer Fahrgastschiff wurde 2002 durch die Deutsche Prinzessin Maja von Hohenzollern getauft. Mit einer Länge von 85 Metern, einer Breite von 10,60 Metern und geringem Tiefgang kann sie die Flüsse und Kanäle in fast ganz Europa befahren. Doch jetzt ist der Edel-Liner ziemlich leer. Wer macht auch schon im April eine Flusskreuzfahrt ...

Was wird denn Wichtiges zwischen den Ufern geredet?

Jens Strube, Barby: „Über die Finanzausstattung der Kommunen und den fehlenden Radweg, sicherlich.“ Auch Landrat Markus Bauer ist mit dabei. Zu der „interkommunalen Runde“ - wie sie Jens Strube gerne bezeichnet - stieß er vor Jahren hinzu, als er noch Bürgermeister von Nienburg war.

Calbes Bürgermeister Sven Hause grinst: „Vielleicht reden wir ja über den neuen Koalitionsvertrag der schwarz-rot-grünen Regierung in Sachsen-Anhalt.“ Der sei 145 Seiten lang. „Ich habe ihn von vorne bis hinten aufmerksam durchgelesen“, so Hause. Besonders Seite 41 sei interessant: „Die Finanzausgleichsmasse des Jahres 2016 ... wird durch eine Zuweisung zur Stärkung der kommunalen Finanzkraft in Höhe von 80 Millionen auf 1,526 Milliarden Euro erhöht.“

Die beiden Bördeländer – Bauamtsleiter Georg Skorsetz und Bürgermeister Bernd Nimmich – haben erstmal ganz andere Sorgen. In ihrer Gemeinde macht ihnen eine fröhliche Biberfamilie zu schaffen. Sie nagt und staut den Mortzgraben zwischen den Schachtteichen und der weißen Brücke an, dass den Bierern beinahe die Füße feucht werden. Die einstmals seltenen Nager tummeln sich jetzt auch schon in Ackerlandschaften, wo jeder Baum eine Sensation ist ...?

„Für jeden von uns gefällten Baum fordert die Untere Naturschutzbehörde einen genauen Bericht. Der Biber legt aber hunderte um“, winkt Georg Skorsetz ab und meint die Unverhältnismäßigkeit der Dinge.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Silke Schindler versucht zu beruhigen. Das „Bibermanagement“ wurde im neuen Koalitionsvertrag aufgenommen. „Nun gilt es, langfristig eine Strategie zu entwickeln“, sagt Schindler.

Die Einheitsgemeinden Barby, Bördeland, Calbe und Nienburg arbeiten seit sieben Jahren enger zusammen. Ins Boot wurden 2009 Gemeinden geholt, die nahe beieinander liegen und die ähnliche Probleme haben.