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Schuluntersuchung Ein schöner Moment?

Im Salzlandkreis findet die Schuluntersuchung in Bernburg statt, was Eltern nicht so günstig finden.

Von Olaf Koch 03.05.2016, 17:20

Schönebeck l Monika Borcherding ist eine Oma aus Schönebeck, und sie ist sauer. Ihr Enkel soll am 13. August eingeschult werden. Darauf freut sich der Steppke, doch bei den Eltern und der Oma hält sich Jubel zunächst in Grenzen. Grund ist die gesetzlich vorgelagerte Schuleingangsuntersuchung.

„Die Eltern müssen mit dem Kind nach Bernburg fahren deswegen“, monierte Monika Borcherding am Volksstimme-Telefon. Für die Fahrt in die Kreisstadt kann sie nicht einmal ansatzweise Verständnis aufbringen. „Was machen eigentlich Eltern, die kein Auto haben? Warum ist es nicht möglich, das Kind einem Kinderarzt vorzustellen? Oder warum macht das Landratsamt keine Außentermine in Schönebeck?“

Diese Frage richtete die Volksstimme an das Landratsamt. „Richtig ist, dass vor der Aufnahme in die Schule eine amtsärztliche Untersuchung durchzuführen ist“, teilte die Pressestelle mit. Im Runderlass des Kultusministeriums ist das Verfahren zur Aufnahme in die Grundschule erläutert. Der Kinder- und Jugendärztliche Dienst stellt demnach den Status der körperlichen, geistigen, sozialen und emotionalen Gesundheit des Kindes fest. Der Öffentliche Gesundheitsdienst wird beauftragt, Kinder vor der Einschulung mit dem Ziel zu untersuchen, den Gesundheits- und Entwicklungsstand des Kindes festzustellen. „Es handelt sich bei der Schuleingangsuntersuchung also für den Fachdienst Gesundheit um eine Pflichtaufgabe im übertragenen Wirkungskreis“, so das Landratsamt.

Die Eltern sind verpflichtet, ihre Kinder in die Schule zu schicken – was ja nicht neu ist. Damit das Kind in die Schule gehen kann, verlangt das Kultusministerium eine amtsärztliche Bescheinigung. Diese Bescheinigung wird kostenfrei ausgestellt. Wie die Landkreise beziehungsweise der Öffentliche Gesundheitsdienst die Einschuluntersuchungen organisieren und durchführen, wird aber gesetzlich nicht geregelt.

Dazu der Landkreis: „Durch die Zentralisierung der Landkreisverwaltung und damit auch des Fachdienstes Gesundheit am Ort Bernburg ist die Einschuluntersuchung neu organisiert worden.“ Im Landkreis erfolgen pro Schuljahr rund 1500 Einschuluntersuchungen. Der Zeitplan für die Untersuchung ist laut Runderlass auf den 15. März bis 15. Juli eines Jahres festgelegt worden.

Die Untersuchungsbedingungen im neuen Gebäude des Fachdienstes Gesundheit sind aus Sicht des Landkreises für die Kinder und die Untersuchenden optimal. Die Untersuchung kann demnach in einer ruhigen Umgebung und in entspannter Atmosphäre stattfinden.

„Der Fachdienst Gesundheit führt Einschulungsuntersuchungen seit Jahrzehnten durch. Früher erfolgten Untersuchungen auch in Kitas. Hier sind jedoch die organisatorischen und die räumlichen Bedingungen oft ungünstig gewesen“, schreibt die Landkreisverwaltung. Durch die Zentralisierung könne auch mit weniger Personal gearbeitet und die Arbeitszeit optimal und effektiver ausgelastet werden.

Und die Frage der Leserin nach Außenterminen in Schönebeck? „Eine Untersuchung in Außenstellen des Fachdienstes Gesundheit ist durch den Wegfall der Außenstellen nach die Zentralisierung nicht mehr möglich.“

Nach Recherchen des Landratsamtes erfolgen in Sachsen-Anhalt in 9 von 14 Landkreisen und kreisfreien Städten Schuluntersuchungen ausschließlich im Amt. Sechs Landkreise regeln es gemischt, dass heißt, sie führen Untersuchungen im Amt und in der Regionalstelle durch. Nur ein Landkreis untersucht in der Kindertagesstätte.

„Die Ärzte des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes berichten aus jahrelanger Erfahrung, dass die Einschulungsuntersuchung für das Kind als auch den Erziehungsberechtigten ein besonderer Tag im Leben des Kindes darstellt und dieser auch bewusst von den Eltern gestaltet und erlebt wird“, heißt es in der Beantwortung des Salzlandkreises abschließend.