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Marktplatz „Wir können stolz sein“

Mit dem 2. Brunnenfest werden die Schönebecker und ihre Gäste ab heute ihren neugestalteten Markt einweihen. Trotz positiver Stimmung gibt es Kritik.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 26.05.2016, 17:26

Schönebeck l 13 Monate hat es gedauert, rund drei Millionen Euro hat es gekostet. Auf eine Fläche von 5000 Quadratmeter wurden 300 000 Pflastersteine verlegt. Diese Zahlen können beeindrucken. Was jetzt zählt, nachdem der Schönebecker Marktplatz neugestaltet ist, ist die Belebung. „Dafür müssen wir die Altstadt insgesamt zu einem sozialen Erlebnis machen“, sagt Oberbürgermeister Bert Knoblauch. Seinem Dafürhalten nach lassen sich die Bürger anlocken, wenn sie wissen, dass sie flanieren, Eis essen, durch Schaufenster sehen und gemütlich in den Auslagen der Geschäfte wühlen können. Man müsse mehr bieten als der reine Online-Handel, der nicht nur den Geschäften in Kleinstädten, sondern auch in Magdeburg und Co. zusetzt.

Bert Knoblauch ist überzeugt, dass der neugestaltete Markt nun eine Attraktion ist, die die Menschen anlockt. „Und wenn weitere Gewerbetreibende merken, dass sie hier Geld verdienen können, werden sie sich hier ansiedeln“, zeigt er sich zuversichtlich. Erste Anfragen gebe es, einige Neubezüge stehen längst fest. „Wir können stolz sein“, sagt das Schönebecker Stadtoberhaupt. Gerade nach der langen Bauzeit und den Einschränkungen, die die Gewerbetreibenden vor Ort und die Fußgänger hinnehmen mussten, zeigt er sich zufrieden mit dem Ergebnis. „Ich sehe Leute auf den Bänken sitzen und spielende Kinder“, nennt er seine Beobachtungen, die ihn positiv stimmen. „Der Marktplatz wird angenommen und wird sich mit der Zeit etablieren“, sagt er.

Bei all dem Frohsinn kennt der Oberbürgermeister viel Kritik. Hauptpunkt hierbei sei der Autoverkehr. Er ist mit dem in Sachsen-Anhalt einzigartigen Konzept der Gleichrangigkeit von Fußgänger, Fahrradfahrer und Auto (shared space) nicht verboten. Damit sich das neue Konzept durchsetzt, hat sich das Stadtoberhaupt die Polizei ins Boot geholt. „Die Beamten werden Kontrollen durchführen“, erklärt der Oberbürgermeister und wirft gleichzeitig den Blick auf den Schwerverkehr. Der ist jetzt nämlich nicht mehr erlaubt. „Trotzdem gibt es noch den einen oder anderen Lkw, der sich verirrt“, fügt Baudezernent Guido Schmidt an dieser Stelle an. „Doch das wird sich ebenfalls einspielen“, sagt er. Die entsprechenden Schilder stehen, führt er aus. Gleichwohl haben Bürger dem Oberbürgermeister Bedenken geäußert, dass der Markt von den „verirrten“ Lkw beschädigt werde. „Er ist dafür geeignet“, sagt Bert Knoblauch. Schließlich müsse der Anlieferverkehr für die Geschäfte gewährleistet sein, und auch die Schausteller beim heute beginnenden Brunnenfest beispielsweise sind keine Federgewichte.

Ein weiterer Kritikpunkt, dem sich das Stadtoberhaupt schon mehrfach stellen musste, betrifft die Wasserspiele. Sie sind nicht immer an - und zwar aus gutem Grund. „Wenn der Wind zu stark ist, werden die Wasserspiele abgestellt“, erklärt er. Sonst würden im Ernstfall zu große Wassermengen an Schaufenster fliegen beziehungsweise die Fußgänger stören. Dafür sei ein Windmesser installiert. Für den Brunnen soll eine ähnliche Technik nachgerüstet werden.

„Ich nehme jede Kritik ernst“, sagt der Oberbürgermeister. Doch nicht jede Bemängelung kann er nachvollziehen, gibt er zu. So habe man ihm unter anderem gesagt, dass das Marktpflaster zu hell sei, man müsse Sonnenbrille tragen. Oder dass das Wasser im Brunnen zu laut plätschere oder es keine Parkplätze gebe oder dass Kinder auf den Bänken spielen oder dass Jugendliche sich abends auf dem Markt aufhalten.

Zum Pflaster: Die Granitsteine sind geflammt mit Schattierungen. „Wir haben Granit gewählt, weil es dauerhaft ist“, sagt Bert Knoblauch. Wenngleich es nicht aus bleibt, dass sich hier Abnutzungsspuren einstellen werden, so ist die Gestaltung hell und freundlich und war im Ergebnis des Architektenwettbewerbes festgelegt worden. Zum Parkplatz: „Am Markt befinden sich vier Parkplätze, davon ist einer behindertengerecht“, sagt Guido Schmidt. Weitere Plätze befinden sich in den angrenzenden Straßen, führt er aus.

Am Ende, so der Oberbürgermeister, könne man es wohl nicht allen recht machen. „Doch vergessen sollten wir alle nicht, dass der heutige Markt einen Quantensprung zu dem vorherigen darstellt“, sagt Bert Knoblauch und ruft damit Erinnerungen an den grauen, tristen Platz hervor, der vom Durchgangsverkehr mit rund 700 Pkw und Lkw am Tag gekennzeichnet war.